Verlustreich verlief das vergangene Forstwirtschaftsjahr im Bad Dürrheimer Stadtwald, wo auch weniger Bäume als geplant eingeschlagen wurden. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder Bote

Bilanz: Ziel nicht erreicht / Gemeinderäte streben einen Naturwaldbetrieb an

Mit 59 182 Euro wurde das anvisierte Defizit von 19 000 Euro als betriebswirtschaftliches Ergebnis für den Stadtwald im Forstwirtschaftsjahr 2018 weit überschritten. Die Stadt strebt das Prädikat als Naturwaldbetrieb unter den neuen vom Nabu verschärften Kriterien an.

Bad Dürrheim. Vielschichtige Gründe, weshalb das Ziel verfehlt wurde, erörterte Förster Matthias Berger in der Gemeinderatssitzung. Mit dem vollzogenen Holzeinschlag von 4510 Festmetern wurde die geplante Menge von 5438 Festmeter nicht erreicht. Aufgrund des sehr hohen Aufkommens von Kalamitätshölzern auf nationaler und internationaler Ebene wäre der Verkauf von frischen Nadelbäumen nur zu deutlich unterdurchschnittlichen Preisen möglich gewesen. Zudem hätte man eine rasche Abfuhr der Stämme nicht sicherstellen können, erklärte Berger.

Erlös pro Festmeter fällt geringer aus

Unter Kalamitätshölzer versteht man Sturm- und Käferholz. Waldbewirtschafter können dafür Steuerhilfen in Anspruch nehmen, da sie weniger Ertrag erwirtschaften können. Statt dem geplanten Erlös von 354 160 Euro aus dem Holzverkauf konnten nur 268 617 Euro eingenommen werden. Der Erlös pro Festmeter fiel mit 63,61 Euro um 1,25 Euro geringer als in 2017 aus. Bei den Kulturkosten und der Bestandspflege konnten 21 000 Euro eingespart werden. Dies sei unter anderem darauf zurückzuführen, dass wegen der heißen und trockenen Witterung im Frühjahr nicht alle geplanten Neupflanzungen vorgenommen wurden. Der Aufwand für den Waldschutz lag bei 14 711 Euro, und damit dreimal so hoch wie eingeplant.

Die Kostensteigerung führte der Förster auf die extremen Witterungseinflüsse im letzten Jahr zurück. Im Jahr 1998 wurde die Stadt vom Nabu erstmals als Naturwaldgemeinde prädikatisiert, was 2008 für zehn weitere Jahre erneuert wurde. Inzwischen haben sich einige Änderungen bei den Kriterien und der Dokumentationspflicht ergeben, erklärte die Leiterin der Betriebsstelle Baar, Virginia Lorek. Die meisten der zum Teil verschärften Kriterien können im Stadtwald Bad Dürrheim jedoch erfüllt werden. Die Nabu-Richtlinien besagen, dass mindestens fünf Prozent des stehenden und liegenden Holzvorrats von Alt- und Totholz im Wald verbleiben soll, von dem Insekten und Tiere profitieren. Dies bedeutet, dass dort kein Holz geerntet werden darf. Ausgenommen sind Verkehrssicherungsmaßnahmen oder, wenn eine Gefahr auf Wegen für Fußgänger besteht.

An die Vereinbarung muss sich die Stadt zehn Jahre lang halten. Für diese Verpflichtung unter Anwendung des Alt- und Totholzkonzept, sowie der Beantragung der Verleihung des Prädikats für Naturwaldbetriebe, sprach sich der Gemeinderat einstimmig aus. Derya Türk-Nachbaur sah diesen Schritt auch für den Tourismus als wichtig an, zumal es in Baden-Württemberg nur sieben Naturwaldbetriebe gibt.