Mit dem Aufstellen des Narrenbaums durch die Siedergilde der Narrenzunft beginnt in Bad Dürrheim die fünfte Jahreszeit (oben links). In allen Stadtteilen wird bei bester Stimmung die Saalfasnet gefeiert (oben rechts). Immer mit dabei sind lautstarke Guggenmusik-Gruppen wie die "Taktlosen" aus Sunthausen (unten links). Tränen vergießen echte Narren beim Verbrennen der Hexe am Ende der närrischen Tage (unten Mitte). Fröhliches Narrentreiben gibt es in allen Stadtteilen. Fotos: Ursula Kaletta Foto: Schwarzwälder Bote

Heimatgeschichte: Michael Rebholz gibt Buch über "Dieremer Fasnet" heraus / Berichte über Ursprünge

Noch stehen die geschmückten Weihnachtsbäume in den Wohnstuben. Kinder, verkleidet als Heilige Könige, laufen von Haus zu Haus. Nun ist auch die Zeit gekommen, da sich die Narren auf die fünfte Jahreszeit vorbereiten. Rechtzeitig erschien in Bad Dürrheim das bunte "Fasnet-Book".

Bad Dürrheim. Entstanden ist es auf Initiative des Bad Dürrheimer Architekt und Firmeninhaber Michael Rebholz. Die Familie Rebholz und zahlreiche Mitarbeiter sind seit Jahrzehnten eng mit der heimischen, der "Dieremer Fasnet" verbunden. Das Buch mit seinen 43 Seiten und vielen farbigen Fotos soll aufzeigen, wie vielfältig und schön das gelebte Brauchtum sein kann. Charly Gessler, der Bad Dürrheimer Erznarr, hat den Verfasser mit seinem umfangreichen Wissen rund um die Fasnet unterstützt.

Nachdem seit 2014 jedes Jahr zu Weihnachten Bücher mit Koch- und Backrezepten erschienen sind, war es der Familie Rebholz ein Anliegen, ein Buch über die Fasnet herauszubringen. Gedruckt wird das Buch in einer Auflage von 3500 Stück, die Druckkosten übernimmt die Rebholz Gruppe. Vorgestellt in Wort und Bild werden 14 Fasnetvereine mit ihren Gruppen aus der Kurstadt und den gesamten Stadtteilen. Die Autoren greifen weit zurück und berichten über den Ursprung, den geschichtlichen Ereignissen, die teilweise aus dem Jahr 1138 vorliegen. Festgehalten ist, wann und warum die Vereine gegründet wurden, wer die treibende Kraft war und wer sich als Zunftmeister einen Namen gemacht hat.

Beschrieben wird das Häs der Narren, das strengen Vorschriften unterliegt. Alle Symbole auf den Kleidungsstücken haben eine Bedeutung, ebenso die mitgeführten Utensilien, wie Säbel, Krawatte oder Fuchsschwanz. Vorschriften gibt es auch für die geschnitzten Schemmen, unter denen der Narro bei den Umzügen mit Freuden strählt. Für ihn ist es eine wichtige Aufgabe, unvermummten Personen einmal richtig die Meinung zu sagen.

Jede Zunft hat ihren eigenen Schlachtruf und ihre speziellen Sprüchle, auch darüber kann sich der Leser informieren. Genauso über den Narrenmarsch der jeweiligen Zunft und über ihre Lieblingslieder, deren Repertoire sich vom "Baurebüble", der "Goaß", vom "Polenstädchen" bis zum "Badner Lied" erstreckt. Alle Texte sind zudem zum Mitsingen im Fasnet-Book enthalten.

Es gibt auch eine Antwort auf die Frage, was die Lieblingsspeisen der närrischen Gesellschaft während der hohen Tage sind: Heringssalat, gebrannte Mehlsuppe, saure Kutteln und Scherben. Die Autoren haben die Rezepte gesammelt und zum Nachkochen und Nachbacken im Buch veröffentlicht.

Aufgeführt ist der traditionelle Narrenfahrplan der Kurstadt, der alljährlich am 6. Januar mit dem Häsabstauben beginnt. Der "Schmotzige Dunnschtig" beginnt um 5 Uhr mit dem Wecken durch den Fanfarenzug in der Innenstadt. Es folgt die Rathausstürmung, der Nachmittag gehört den Kindern, und abends ziehen die Hemdglonker durch die Stadt. Bis zum Dienstag geht es in der Kernstadt und in allen Stadtteilen mit Umzügen und Hallenveranstaltungen närrisch zu, dann gibt es bittere Tränen, denn am Abend wird im Hindenburgpark eine als Hexe verkleidete Strohpuppe verbrannt. Doch ein echter Narr freut sich schon auf die nächste närrische Saison und sagt "S’goht degege!". Interessante Informationen findet der Leser auch über die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte und wird in das Bad Dürrheimer Fastnachtsmuseum Narrenschopf geführt, in dem die Fastnachtsgeschichte ihr Zuhause hat.

Das Buch kann ab Montag, 7. Januar, kostenlos beim Architekturbüro Rebholz in der Zehntstraße 1 in Bad Dürrheim abgeholt werden.