Jürgen Kauth (rechts) gibt bei seiner historischen Stadtführung einen interessanten und unterhaltsamen Einblick in die Geschichte Bad Dürrheims. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder-Bote

Führung: Jürgen Kauth berichtet an historischen Orten der Stadt / Wildwest-Show mit Hindernissen

Das waren noch Zeiten, als es vor dem Rathaus II ein Sonnenbad gab, auf dem sich Kinder und Erwachsene bei Sport und Spiel tummelten. Sich einen Liegestuhl ausleihen, um auf der Wiese zu verweilen, war ein echter Luxus. Heute ist das Areal der Großraumparkplatz.

Bad Dürrheim (kal). Das und noch vieles Interessantes mehr über die Geschichte der Kurstadt erfuhren die 30 Teilnehmer, darunter Kurgäste sowie Einheimische, bei der historischen Stadtführung mit Jürgen Kauth, dem Vorsitzenden des Geschichts- und Heimatvereins. Dazu hatte Kauth von seinen insgesamt sieben verschiedenen Touren die Route Nummer 5b ausgewählt, die beim Wanderheim des Schwarzwaldvereins begann. Hier fing gleich mit Blick auf das heutige Haus des Gastes die Reise in die Vergangenheit an, an die die Reste der alten Sole erinnerten, in denen Anfang der 30er Jahre gearbeitet wurde. Drei Siedehäuser wurden schließlich von einem großen, zentralen, abgelöst. In den großen, eisernen Siedepfannen, die im Keller beheizt wurden, konnte nach 24 Stunden das Salz herausgekratzt werden.

"Doch trotz der Saline war Bad Dürrheim nicht reich, es mussten Armenhäuser gebaut werden", berichtete Kauth. Im Rathaus II befanden sich die Büroräume der Saline, die oberen Stockwerke wurden von den Chefs bewohnt. Damit es denen in dem kleinen Ort nicht langweilig wurde, gründeten sie Vereine und auch die Feuerwehr.

Der erste Weihnachtsbaum

Im Jahr 1823 wurde vor dem Gebäude der erste Weihnachtsbaum aufgestellt, dies geschah auf Initiative der evangelischen Bürger, die im Zusammenhang mit der Sole nach Bad Dürrheim kamen. Sie erhielten auch ihren Gebetssaal in diesem Gebäude, da es keine evangelische Kirche gab.

Dank der Großherzogin Luise gab es in der Kurstadt bald zahlreiche Kindererholungsheime, der Nachwuchs der Armen wurden bevorzugt. Das heutige Sorgenkind "Rehaklinik Irma" sei einst ein gut florierendes Hotel gewesen. Das Hotel Kreuz sei mit viel Prunk das erste Hotel am Platz gewesen, umgeben von einem großen Park. Das "Rössle" sei bei den Bad Dürrheimer Frauen nicht so beliebt gewesen, da es die Männer mit der Lohntüte nach der Arbeit dort hinzog, um tüchtig zu bechern. Bis in die 50er Jahre habe es dort "Abgangsfleisch" gegeben. Dabei handelte es sich um die Reste auf dem Teller, die von den "feinen Damen" nicht mehr gegessen wurden. Es wurde für ein paar Groschen an die Einheimischen verkauft.

Die Bezeichnung "Historisch vergnügliche Stadtwanderung" war auf jeden Fall gerechtfertigt, denn Kauth, der auch als "wandelndes Geschichtsbuch" bezeichnet wird, wusste auf dem fast dreistündigen Rundgang viel Humorvolles zu erzählen.

So zum Beispiel, dass die Schwenninger damals auch versucht haben, Salz zu gewinnen, doch vergeblich hätten sie im Moos gebohrt. Oder auch, dass es einmal eine Wildwest-Show in der Kurstadt gab, angeblich mit Afrikanern und Indianern. Die hätten aber nicht zusammen auftreten können, weil es die gleichen Akteure waren, die zwischen der Vorstellung rasch umgeschminkt wurden. Auch die angeblich "Wilden Tiere" seien ganz normale Haustiere gewesen, denen schnell ein anderes Fell umgebunden wurde.