Für das Kurhaus in Bad Dürrheim muss die Kur und Bäder GmbH 2017 rund 400 000 Euro Defizit verbuchen. Jetzt wird an der Kostenschraube gedreht. Es gibt ganz unterschiedliche Veranstaltungen in den Räumen, von Tagungen über Singen bis zu Hochzeiten und dem alljährlichen Silvesterball (Foto). Täglich hat zudem das Restaurant offen. Foto: Hahnel Foto: Schwarzwälder Bote

Kurhaus: 400 000 Euro Defizit im Jahr 2017 ist Gemeinde- und Aufsichtsrat für das Gebäude zuviel

Der Verlust, den die Kur und Bäder GmbH jährlich macht, treibt immer wieder den Gemeinderat um. Zuletzt bei den Haushaltsberatungen 2019, als klar wurde, dass das Kurhaus 2017 ein Zuschussbetrieb von rund 400 000 Euro war. Für Geschäftsführer Markus Spettel ist die GmbH ein Spagat zwischen Auftrag und Wirtschaftlichkeit.

Bad Dürrheim. Die Kur und Bäder GmbH hat vereinfacht gesagt den Auftrag, den Tourismus und das Kurwesen in Bad Dürrheim voranzubringen. Dazu gehören beispielsweise das Organisieren von Veranstaltungen, die Pflege des Kurparks, das Betreiben des Kurhauses, des Solemars und des Minaras. Im Defizitbereich schlagen nach Angaben von Geschäftsführer Markus Spettel – ohne wertende Rangfolge – das Kurhaus, das Minara sowie die Pflege der "kurörtlichen Infrastruktur" als Hauptkostenpunkte zu Buche. Das Thema Minara ist durchdiskutiert, es wird im September geschlossen, saniert und ohne Freibad wieder eröffnet.

Wenig greifbar ist der Begriff "kurörtliche Infrastruktur". Darunter fällt beispielsweise die Pflege des Kurparks. Unbestritten ist, dass die Kurgärtnerei hier einen sehr guten Job macht: der Rasen sauber gestutzt, die Wasserfontäne jahreszeitlich bedingt eingeschalten, die Blumenbeete erfreuen das Auge mit jährlichem Wechselflor. Zur Erinnerung: im vergangenen heißen Sommer rückten die Gärtner schon früh am Tag aus, um die Blumen zu gießen. Zudem werden jedes Jahr mehrere 10 000 Blumensetzlinge und -zwiebeln gepflanzt.

Der Kurpark sowie die Veranstaltungen der Kur und Bäder sollen auch von den Bürgern genutzt werden – was viele auch machen. Somit entsteht zwar der Verlust eigentlich unter dem Mantel Kur und Tourismus, trifft aber im Kern nicht nur diesen Bereich. Zumal Einrichtungen wie der Kurpark als Visitenkarte der Stadt gelten und Veranstaltungen auch für das Image der Stadt stehen.

Ähnliches gilt für das Kurhaus. Rund 400 000 Euro Verlust schrieb das Haus für das Jahr 2017. Markus Spettel beschreibt: "Das Kurhaus war schon immer ein defizitärer Betrieb." Auch keiner der Pächter konnte es ohne Defizit betreiben, auch hier wurden seinen Angaben zufolge schon Ausgleichszahlungen geleistet. 2007 stand die Kur und Bäder vor der Entscheidung: Neu verpachten oder selbst betreiben? Man entschied sich für letzteres. Die Kostenpunkte in dem Haus sind Energie, Instandsetzung, Personal und Abschreibungen.

Auf der einen Seite hat die städtische Tochtergesellschaft den Auftrag, für das öffentliche Interesse das Haus zu betreiben. Auf der anderen Seite dürfen die Defizite nicht ins Unendliche auswuchern, denn die Stadt gleicht aus Steuergeldern den Verlust aus. Es gibt nach Angaben von Markus Spettel Veranstaltungen, bei denen man Gewinne mache und solche, bei denen es keinen gebe. Als Standortfaktor hat das Kurhaus einen guten Ruf in Sachen Musicalaufführung, Tanzveranstaltungen, Heimatabenden und Theater. Für das Regionentheater aus dem schwarzen Wald ist die Bühne die zweitwichtigste Aufführungsstätte nach dem Haupthaus in Simmersfeld.

Spettel und sein Team sind jedes Jahr dazu angehalten, Abläufe zu optimieren und somit auch die Kosten. In Absprache mit dem Aufsichtsrat wurde nun beschlossen, die Öffnungszeiten zu reduzieren und für Personen ohne Kur- oder Einwohnerkarte 2,50 Euro als Eintritt zu verlangen, zusätzlich wird der Service eingeschränkt.

Die 2,50 Euro werden nun das Defizit nicht decken, aber viele Kleinigkeiten gäben auch eine gewisse Summe, so Spettel. Auf der einen Seite gibt es nun die Einnahmen aus den Kurkonzerten, wesentlich höher liegen jedoch die Einsparungen. Nach wie vor werden Getränke bei den Konzerten am Sonntagmorgen ausgeschenkt, jedoch müssen diese an der Theke bestellt und mitgenommen werden. Dann schaute man sich die Randzeiten an, in denen wenig Umsatz erwirtschaftet wurde: So kam man zu dem Entschluss am Sonntagabend in den Monaten von November bis einschließlich März bereits um 17 Uhr zu schließen. Warme Küche gibt es somit nur noch über Mittag, danach Kaffee und Kuchen. Dies kommt mit Sicherheit auch dem Küchenpersonal zu Gute.

Am Sonntag ist in den Monaten von April bis einschließlich Oktober sonntags bis 18 Uhr, unter der Woche ist ganz normal bis 22 Uhr geöffnet, bis 21 Uhr gibt es warme Küche. Auch den Brunch an jedem ersten Sonntag im Monat ab 10.30 Uhr wird beibehalten.

Nach Angaben von Markus Spettel gab es auch Dinge, an denen nicht gerüttelt werden sollte, wie beispielsweise die Gage, welche die spielenden Musikvereine für ihr 90-minütiges Konzert am Sonntagmorgen bekommen.