In dem Einakter "Kunst" überzeugten Martin Sommerlatte, Christian Packbier und David Köhne mit ihren ausgeprägten Charakterrollen. Foto: Kaletta Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Moderne Kunst tut Männerfreundschaft nicht gut

Bad Dürrheim. Als eine "bitterböse Komödie" kündigte Andreas Jendrusch vom Regionentheater aus dem schwarzen Wald den Einakter "Kunst" an, den er mit drei Mitgliedern seines Ensembles einstudiert hatte. Damit hatte der Regisseur dem Publikum im Kurhaus nicht zu viel versprochen.

Heftige Streitereien, Aggressivität, Gehässigkeiten und Beschimpfungen und sogar Handgreiflichkeiten zogen sich wie ein roter Faden durch das gesamte Stück. Dabei waren es drei Männer, die seit 15 Jahren freundschaftlich miteinander verbunden waren. Anlass zu den derben Auseinandersetzungen lieferte ein 1,60 auf 1,20 Meter großes Bild, das mitten auf der Bühne stand. Das Bild war total weiß, Serge (Martin Sommerlatte) hatte dafür stolze 200 000 Euro bezahlt. Das brachte seinen Freund Marc (David Köhne) in Rage. "So viel Geld für diese Scheiße!", tobte er und schluckte zur Beruhigung fortwährend homöopathische Pillen. "Zeitgenössische Maler malen nun mal weiße Bilder", behauptete Serge und gab an, hellgraue Linien auf der weißen Fläche zu sehen.

Aus den Reihen der Zuschauer tauchte Yvan auf. Mit dieser Rolle gab Christian Packbier bei dieser Premiere sein Debüt. In ausgebeulter Cordhose und Strickjacke suchte er die Kappe seines Filzstiftes, geriet jedoch bald recht schmerzhaft in die Meinungsverschiedenheiten seiner Freunde. Eigentlich wollten diese zu dritt ins Kino, oder zusammen Essen gehen.

Doch die stets wechselenden Ansichten über das weiße Gemälde steigerten sich ins Unermessliche. Es hagelten Vorwürfe ohne Ende und derben Drohungen: "Am liebsten würde ich dir in die Fresse schlagen!" Immer mittendrin stand Yvan, der bemüht war, die heftigen Streitereien zu schlichten. Dabei bekam er selbst sein Fett ab, denn Serge und Marc warnten ihn vor der Hochzeit mit Kathrin, dem "hysterischen Rabenaas". Und nicht nur das musste er einstecken, sondern auch heftige Schläge auf den Kopf, bei denen angeblich sein Trommelfell geplatzt war. Und warum das alles? Wegen einer weißen Holzspanplatte für 200 000 Euro.

Es sah nach Versöhnung aus, als Serge Marc einen grünen Filzstift zuwarf und dieser einen Skifahrer auf die weiße Fläche malte. Doch sofort erschien Yvan mit Lappen, Eimer und Seife und wischte das Strichmännchen weg. Schließlich waren sich die drei Freunde einig, was auf dem Kunstwerk zu sehen war: Schnee, Schneeflocken und ein eingeschneiter Skifahrer. Zuletzt kam die Erkenntnis: "Es war eine gelungene Versuchsperiode, die 15-jährige Freundschaft wieder herzustellen".

Für den Regisseur war der Versuch, den Einakter von Yasmina Rezza auf die Bühne zu bringen, gelungen, auch wenn im Saal nur wenige Plätze belegt waren. Die Rollen mit den markanten unterschiedlichen Charakteren waren gut verteilt, alle drei Schauspieler überzeugten während der gesamten Spieldauer.