Bauausschussvorsitzender Martin Kalisch (links) sowie Pfarrer Dirk Hasselbeck zeigen die deutlich sichtbaren Schäden an der Innenwand der Oberbaldinger Kirche und auf die noch fast leere Spendenwand davor. Foto: Klatt Foto: Schwarzwälder Bote

Oberbaldingen: Verantwortliche rechnen mit 600 000 Euro Kosten für das Gotteshaus / Neue Heizung

Bad Dürrheim-Oberbaldingen. "Was lange währt wird endlich gut." So dürfte man den langwierigen und mitunter auch nicht ganz leichten Planungsprozess zur dringend notwendigen Kirchenrenovierung der evangelischen Kirche Oberbaldingen umschreiben.

In einem Gottesdienst und einem Infoabend im Gemeindesaal haben nun Pfarrer Dirk Hasselbeck und Vertreter des Bauausschusses die Öffentlichkeit über Planungsstand und Änderungsabsichten informiert. Dabei wurde deutlich, dass der Planungsprozess immer von dem Gedanken geleitet wurde, dass die betroffenen Menschen mit einbezogen werden. "Ein Gotteshaus ist Heimat für verschiedene Generationen", so Pfarrer Hasselbeck in seiner Begrüßung und weiter: "Wie sich die Kirche wandelt, so wandelt sich auch der Raum. Die Menschen sollen sich hier wohlfühlen." Dass die Gemeindeglieder mit in den Gestaltungsprozess eingebunden werden, entspricht dem Selbstverständnis der Gemeindephilosophie. So wurde beim jüngsten Infoabend der Diskussion ausreichend Zeit eingeräumt. Bei allen Planungsschritten mussten sowohl die Bedürfnisse der Gemeinde, des Denkmalamtes als auch der Kirchenbehörden in Einklang gebracht werden.

Gerade die Anforderungen des Denkmalamtes legten manchen schweren Stein in den Weg einer zeitgerechten Konzeption. Gegenseitiges Wahrnehmen und Kompromissbereitschaft ließen die Hindernisse verschwinden, sodass der Architekt die konkreten Planungen vorlegen konnte.

Vor rund sechs Jahren keimte der Wunsch, den Kirchenraum grundlegend zu renovieren. Seit der letzten Renovation sind gute 40 Jahre ins Land gezogen und sowohl die verborgenen als auch die offenkundigen Mängel rufen laut nach Beseitigung. Zum einen sind seit vielen Jahren deutliche Risse im Gemäuer der Kirche sichtbar und manch einer hat sich schon gefragt, wie lange der Kirchenbau noch halten möge. Allein die stabilen Gipsmarken zeugen davon, dass sich die Mauern seit Jahrzenten nicht mehr bewegen und somit in dieser Hinsicht keine Gefahr besteht. Böden, Wände, Orgel, Elektrik, und Kommunikationseinrichtungen bedürfen grundlegender Erneuerung.

Nicht nur der Erhalt der Bausubstanz steht im kommenden Jahr an. Auch eine inhaltliche Umgestaltung des Kirchenraums ist geplant – getragen von der Gottesdienstphilosophie der Gemeinde. So ist geplant, dass die Empore deutlich umgestaltet und auch die Kanzel einen anderen Ort finden wird.

Die Kanzelfrage nahm dann auch einen breiten Diskussionsraum beim Infoabend ein. Deutlich wurde das Bedauern über die geplante Entfernung der derzeitigen barocken Kanzel, die erst in den 80ern des letzten Jahrhunderts installiert worden ist, zum Ausdruck gebracht. Der Rückbau der L-förmigen Empore bedingt jedoch, dass sich die derzeitige Kanzel architektonisch nicht mehr in den Raum fügt. Anstelle dieser alten Kanzel soll ein Ambo an der rechten Altarseite deutlich hinein in den Gottesdienstraum gestellt werden.

Die Predigten sollen nicht von "oben herab" den Kirchenbesuchern übergestülpt werden, sondern alltagstauglich – so das Gottesdienstkonzept – in die Gemeinde hineingetragen werden. Dort wo heute die Kanzel hängt, wird die zukünftig weiße Wand Projektionsfläche für den Beamereinsatz hauptsächlich zur Projektion der Liedtexte sein. Somit kann der Gottesdienst aber auch mit wechselnden Bildern oder Filmabschnitten lebendig gestaltet werden. Außerdem wird der Kirchenboden neu gestaltet. Das derzeitig Parkett sowie der Sandsteinboden sind feuchtigkeitsanfällig, da der Untergrund nicht mehr dicht ist. Auch die Empore erfährt eine grundlegende Veränderung. Sie wird fürderhin keine L-Form mehr aufweisen, sondern um gut einen Meter weiter in die Kirche ragen und parallel zur Rückwand enden. Auch die Heizung ist nicht mehr reparaturfähig und wird erneuert.

Das Konzept der Sitzheizung wird dabei erhalten. Finanzierung Der Bauausschussvorsitzende Martin Kalisch legte einen detaillierten Finanzierungsplan vor, der von einer Gesamtsumme von 600 000 Euro ausgeht. 240 000 Euro schießt die Badische Landeskirche direkt zu. Je 120 000 Euro setzen sich aus Eigenmitteln der Gemeinde und einem zinsgünstigen Kredit zusammen. Die restlichen 120 000 Euro hofft die Gemeinde durch Spenden in die Kirchenrenovierung einbringen zu können.

Derzeit ist geplant, dass die Architekten die Ausschreibung der Gewerke im Dezember 2018 auf den Weg bringen. Dann dürfte mit einem Baubeginn im März 2019 zu rechnen sein. Wenn alles gut läuft, möchte die Gemeinde zu Weihnachten 2019 in das frisch renovierte Gotteshaus zurückkehren.