Streit um die geplante Schweinezuchtanlage. Foto: dpa

BLHV-Kreisvorsitzender wertet Diskussion um geplante Schweinezucht als "hochstilisiert".

Bad Dürrheim - Über die bei Oberbaldingen geplante Schweinezuchtanlage informierten sich Vertreter der Landtagsfraktion der Grünen gestern in Biesingen. Dabei kamen Gegner zu Wort, aber auch Landwirte und deren Interessenverbände.

Einige der teilnehmenden Landwirte, darunter der BLHV-Kreisvorsitzende Karl-Heinz Bäurer und zwei Bauern aus Biesingen, sahen die Pläne der Stadt kritisch, über einen Flächennutzungsplan die Erweiterungsmöglichkeiten der landwirtschaftlichen Betriebe zu reglementieren. Außerdem wurde Verständnis für Urban Messners Vorhaben gezeigt, der bei Oberbaldingen eine Schweinezucht im großen Maßstab errichten möchte. Der Kostendruck zwinge zu größeren Betriebseinheiten. Eine Rolle spiele dabei auch das Verbraucherverhalten, vorwiegend werde preiswertes Discounter-Fleisch gekauft.

Die Gegner der geplanten Schweinezucht, darunter Bürgermeister Walter Klumpp und Kur- und Bäder-Geschäftsführer Thomas Bank sowie Vertreter der Bürgerinitiative gegen Massentierhaltung auf der Baar, wiesen auf die Gefahren für den Kur- und Tourismusstandort Bad Dürrheim hin sowie die gesundheitlichen Risiken.

Grünen-Politiker Martin Hahn, der den Schwarzwald-Baar-Kreis als Landtagsabgeordneter des Bodenseekreises mitbetreut, betonte die Bedeutung der bäuerlichen Betriebe, die gefördert werden sollten. Christoph Trütken, der bei Bad Dürrheim eine ökologische Milchvieh-Haltung hat, regte an, Zuschüsse von Natur- und Tierschutzkriterien abhängig zu machen. Sandra Boser, Grünen-Sprecherin für Verbraucherpolitik, fügte hinzu, dass der Verbraucher noch besser informiert werden solle, wie er durch sein Einkaufsverhalten die bäuerliche Landwirtschaft im Gegensatz zur Massentierhaltung unterstützen kann.

Landwirtschaft "großen Schaden" zugefügt

In der bisherigen Diskussion um die geplante Schweinezucht nutzten vor allem deren Gegner die Möglichkeit zur Wortmeldung. Um so ungewohnter klang die Stellungnahme des BLHV-Kreisvorsitzenden Karl-Heinz Bäurer gestern in den Ohren. Er wertete die Auseinandersetzung um die von Urban Messner beantragte Schweinezucht als "hochstilisiert". Die Diskussion in den vergangenen Monaten habe der Landwirtschaft "großen Schaden" zugefügt. "Die Landwirte fühlen sich diffamiert", und manche würden sich "nur noch nachts trauen", Gülle auszubringen. Auf die von den Gegnern ins Feld geführte Keimbelastung führte er den Vergleich zu einer Intensivstation an, die er besucht habe und in deren Ecken es nicht so sauber gewesen sei wie in einem "modernen Schweinebetrieb", wo gründlicher gereinigt werde.

Der Geschäftsführer der BLHV-Bezirksgeschäftsstelle, Christoph Moriz, hält es für fraglich, dass ein Großteil der Verbraucher bereit ist, einen höheren Preis für Fleisch zu bezahlen. Jeder wolle billiges Fleisch kaufen, aber bitteschön keinen Stall vor der Haustür haben. Der Leiter des Kreislandwirtschaftsamts, Walter Maier, erwähnte den Rückgang bäuerlicher Betriebe in der Region. Die Zahl der Schweinezüchter sei innerhalb weniger Jahre in Biesingen von acht auf zwei zurückgegangen. Ähnlich sehe es in der ganzen Region aus. Trotzdem würden jährlich im Schwarzwald-Baar-Kreis 125 000 Schlachtschweine verarbeitet. Die Frage stelle sich, wo diese heute und wo in Zukunft herkommen.