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Drei Firmen zeichnen verschiedenes Bild. Die einen haben gut zu tun - bei anderen sieht es mager aus.    

Bad Dürrheim - Wie ist die Lage der produzierenden Unternehmen in Bad Dürrheim? Eine kleine Stichprobe zeigt, dass es wohl darauf ankommt, für welche Branche man als Zulieferer arbeitet. Drei Firmen zeichnen ein ganz unterschiedliches Bild der Situation.

Weniger Kunden, weniger Aufträge, das Bangen um die Existenz: Dieses Fazit zieht die IHK Schwarzwald-Baar-Heuberg aus der jüngsten Konjunkturbefragung und dem dazugehörenden Bericht ihrer Mitgliederunternehmen, der Anfang Juli erschien. Demnach bezeichnet jeder zweite Betrieb die aktuelle Situation als schlecht, fast die Hälfte der Befragten erwartet schwierige Monate.

Erste positive Anzeichen erkennt die IHK in den überregionalen Konjunkturbewertungen großer Wirtschaftsinstitute. IHK-Präsidentin Birgit Hakenjos-Boyd erklärte kürzlich dazu: "Es zeichnet sich ein Silberstreifen ab. Auf diesen wirken wir jetzt mit aller Kraft hin."

IHK-Präsidentin sieht einen Lichtstreif am Horizont

Die aktuelle Konjunkturumfrage zum Frühsommer zeigt die weitreichenden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf alle Branchen und Standorte der Region. Der regionale Konjunkturindikator fällt auf den tiefsten Stand seit 2011. 48 Prozent aller befragten Unternehmen sprechen aktuell von einer schlechten Geschäftslage, für 37 Prozent ist die Lage noch befriedigend. Dies verdeutlichten die massiven Einbrüche bei Industrie, Handel, Gastronomen und Dienstleister. Ein vergleichbares Bild gibt es bei den Geschäftserwartungen: 46 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung der Lage. Dem entgegen stehen 54 Prozent der Unternehmen, die von einer gleichbleibenden oder sich verbessernden Geschäftssituation ausgehen.

Die Lage ist individuell verschieden: Beim Unternehmen Imtech im Gewerbegebiet Stocken orientiert sich Geschäftsführer Ivica Mataija in Sachen Kurzarbeit an der Notwendigkeit, momentan sei für einen Tag in der Woche Kurzarbeit angemeldet, aber nicht in allen Abteilungen, schränkt er ein. Das Unternehmen produziert Präzisionsdrehteile. Im März, so beschreibt er, war der Auftragseingang gleich Null, ebenso in den zwei darauf folgenden Monaten. Aber man habe einige Rahmenabrufaufträge der Kunden, mit denen man arbeite. Diser Auftragsbestand wurde abgearbeitet. Aber der Auftragseingang habe wieder angezogen, erklärt er. Zu seinen Kunden zählt nur ein Autoproduzent, der Rest stammt aus dem Maschinenbau oder der Elektroindustrie. Er habe in den vergangenen Jahren darauf geachtet, einen Mix zu bekommen, so "kam man jetzt mit einem blauen Auge davon". Ganz anders sei dies in der letzten Krise gewesen, dort habe er einige schlaflose Nächte hinter sich gebracht, erinnert sich Mataja. Das Unternehmen beschäftigt elf Festangestellte und zehn 450-Euro-Kräfte.

In der Nachbarschaft bei dem Unternehmen Belenus ist die Auftragslage "bescheiden", so der Inhaber Alexander Theinert. "Wir liegen bei knapp der Hälfte des Umsatzes und ich glaube auch nicht, dass das arg viel besser wird." Es sei Arbeit da, aber er liege bei rund 53 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Seine Kunden hat Theiner vor allem im Maschinenbau. Er montiert Baugruppen und Verkleidungen.

Die Konzerne haben die Entwicklung verschlafen

In normalen Jahren, so erzählt er, gäbe es von den Kunden auch Signale, da komme eine Großauftrag - so etwas fehle nun komplett. Der Auftragsbestand sei mager und verteile sich über maximal vier bis sechs Wochen. Einzelteile könne er auch schneller liefern, teilweise von Freitag auf Montag, wenn es notwendig sei. Seine Mitarbeiter sind alle in Kurzarbeit. Komme ein Auftrag rein, schreibe er ihnen eine Mail. Wenn es ein größerer Auftrag sei, könne er auch kurzfristig auf die gesamte Mannschaft zurückgreifen.

Für ihn ist Deutschland ein Land, das von den Autos lebe, und da hätten die Konzerne die Entwicklung verschlafen. Er forderte von Politik und Konzernen, dass sie endlich in die Gänge kommen. Er verweist darauf, dass die Chinesen schon E-Autos produziert und gefahren hätten, als man in Deutschland noch über E-Mobilität nachdachte.

Alexander Theinert verweist in dem Zusammenang auf eine andere Erfahrung: Er selbst fährt ein Wasserstoffauto. Die nächste Tankstelle für ihn ist in Kirchen-Hausen in der Nähe der Autobahnauffahrt. Bei einem Tankstopp unterhielt er sich mit dem Betreiber wer denn so alles bei ihm Wasserstoff tanke. Der größte Kunde für den Kraftstoff sei Daimler und die Fahrzeuge der Immendinger Teststrecke. Folglich müsse beim Autobauer in Sindelfingen die Technik vorhanden sein, zeigt sich der Unternehmer überzeugt.

Arno Engesser, von dem gleichnamigen Drehteileproduzenten in Sunthausen, kann für seinen Betrieb sagen, dass die Auftragslage schon schlechter war. Das Unternehmen wurde von seinem Großvater gegründet. Kurzarbeit hat aber auch er für seine zwölf Mitarbeiter beantragt. Er rechnet damit, dass sich die Auftragslage auf einem Niveau wie 2015 einpendeln werden, "einen Boom werden wir keinen bekommen."