Durch solche Edelstahltanks wird das Wasser im neuen Wasserwerk fließen, um den Kalkgehalt zu reduzieren, die Tanks haben etwa sieben Meter in der Höhe und drei Meter im Durchmesser. Foto: Schwarzwälder Bote

Bauprojekt: Bad Dürrheim und Brigachtal investieren in neue Anlage / Ziel ist Reduzierung des Kalkgehalts

Die Grundsatzentscheidung ist getroffen, Bad Dürrheim bekommt ein neues Wasserwerk, Brigachtal beteiligt sich. Das Wasser soll vom Härtebereich her in die Kategorie weich kommen, ganz ohne Kalk im Wasser geht es jedoch nicht.

Bad Dürrheim. Die Stadt Bad Dürrheim und die Gemeinde Brigachtal sind an einer Reduzierung des Kalkgehalts interessiert, das ist auch schon lange Wunsch der Bevölkerung. Dominik Bordt, der die Planung für das neue Wasserwerk übernimmt, erklärte die Hintergründe. Während das Wasser, das vom Schwarzwald her komme, teilweise mit Kalk angereichert werden müsse, hätten die Baar und die Schwäbische Alb das gegenteilige Problem. Ziel sei es, einen Härtegrad von 8,2 Grad deutscher Härte nach dem Waschmittelgesetz zu bekommen, was der Kategorie "Weich" zugeordnet wird.

Kalk, das sind Calcium- und Magnesiumionen, die sich ablagern. Für die Stahl- und gusseisernen Rohre, die normalerweise im städtischen Netzwerk der Gemeinde verbaut sind genauso wie in älteren Hausleitungen, ist jedoch ein gewisses Maß an Kalk notwendig, da die Ablagerungen in den Rohren dieses gegen Rost und somit vor Rohrbruch und Leckagen schützen. Doch zuviel davon greift beispielsweise Heizstäbe in Wasch-, Kaffee- und Spülmaschinen an wie auch in der Warmwasserbereitung zu Hause. Dort bedeute ein Millimeter Kalk auf dem Heizstab sieben Prozent mehr Energieverbrauch, erklärt Dominik Bordt. Hinzu kommen Kalkflecken auf Armaturen. Das Technologiezentrum Wasser kam in einer Hochrechnung zum Ergebnis, dass eine Reduzierung der Wasserhärte von 21 auf 10 Grad deutscher Härte eine Einsparung von rund 50 Cent bedeuten.

Wie funktioniert jedoch die geplante Wasserenthärtung, die nach einem patentierten Verfahren namens Carix stattfindet? Die Anlage ist noch nicht endgültig konzipiert, Bordt geht im Moment davon aus, dass sie mit zwei "Aufbereitungsstraßen" auskommt, will man mehr Betriebssicherheit, könne man auch drei kleiner planen und bauen, das sei jedoch auch eine Kostenfrage. Solch eine Straße besteht aus einem großen Edelstahltank, der von außen so ähnlich wie ein Silo aussieht, wie man sie beispielsweise aus der Industrie kennt, und auch so aufgestellt wird. Die Größe eines Tanks dürfte bei der Bad Dürrheimer Anlage etwa sechs bis sieben Meter Höhe und drei Meter im Durchmesser betragen.

Für das Gebäude des Wasserwerks Schabelwiese bedeutet dies, dass es rund vier Meter in die Tiefe gebaut wird und mindestens ein Erdgeschoss hat, eventuell auch eine erste Etage. Das Gebäude wird voraussichtlich Außenmaße von 30 auf 25 Meter bekommen. Für den Bau des Gebäudes sei noch ein geologisches Gutachten notwendig, allerdings reiche das jetzige Wasserwerk auch bereits rund fünf Meter in die Tiefe. Die Rohre und die Anschlüsse für den Rohwasserzulauf werden 150 Zentimeter in den Boden vergraben, damit sie frostsicher verlegt sind. Der Anschlussdurchmesser der Rohre soll zwischen 30 und 40 Zentimeter betragen. Am Wasserwerk wird es nur ein kleines Reservoir geben. Hauptstauraum ist auch nach dem Bau der Wasserbehälter Kapfwald, von dort fließt es in die Kernstadt, von dort wird das Wasser auch in die Ostbaar gepumpt.

In diesem Edelstahltank, in den das Rohwasser aus den Quellen einfließt, gibt es eine gummiartige Trägermasse, Harz genannt. Auf dieser Trägermasse ist CO2 gespeichert. Wie genau dies technisch abläuft, darüber schweigen sich die Erfinder des Verfahrens aus – dies ist ein patentiertes Betriebsgeheimnis. Der Tank ist im Innern so konzipiert, dass jeder Wassertropfen über diese Trägermasse mit dem CO2 laufen muss. Das CO2 bindet Calcium und Magnesium an sich, verliert dadurch nach und nach sozusagen die Andockstellen, irgendwann sind alle diese Verbindungsstellen voll, und es muss eine Rückspülung vorgenommen werden. Bei dieser werden nun das vom CO2 eingefangene Calcium und die Magnesiumionen aus dem Behälter hinausgespült, in diesem Fall trifft es hinausgeblasen jedoch besser, es ist eine Druckluftspülung. Denn auch hier kommt wieder das CO2 ins Spiel. Aus anderen Tanks wird das Gas angesaugt und durchgeblasen. Dadurch löst sich sozusagen das CO2-Magnesium-Calcium-Trio von der Trägermasse, wird mit etwas Wasser ausgespült, gleichzeitig haftet sich neues CO2 an das Trägerharz an, und die Entkalkung kann von neuem beginnen. Etwa ein Mal in der Woche – je nach Menge des Rohwassers, das zu entkalken ist – muss solch eine Rückspülung vorgenommen werden. Im Sommer läuft mehr Wasser durch als im Winter. Ein Aufbereitungsvorgang dauert etwa eine Stunde, sprich rund 120 Kubikmeter Wasser fließen über das Trägerharz.

Dass sich Brigachtal dazu entschloss, auf den Bad Dürrheimer Zug aufzuspringen, verändert von der Grundkonzeption nichts. Brigachtal macht rund 25 Prozent der Wassermenge aus, die aufbereitet werden müssen, wahrscheinlich werden einfach die Edelstahltanks größer, Details müssen jedoch erst besprochen werden.

Das Unternehmen BIT Ingenieure und Dominik Bordt sind seit August 2016 an der Planung des Wasserwerks, für die Details werde man ein halbes bis ein Jahr benötigen, die Bauzeit werde etwas zwei Jahre betragen.

Bordt zeigt die Vorteile auf: Bei Filtrierkonzepten mit Natrium bekomme das Wasser einen etwas salzigeren Geschmack, dies sei jedoch auch ein persönliches Empfinden, erklärt er. Darüber hinaus fällt eine höherer Rückspülmenge an, die zudem Salz enthalte, das falle weg.