Unbekannte beschmutzten erst das Auto von Derya Türk-Nachbaur mit Schlamm und schmierten dann ein Hakenkreuz hinein. Die SPD-Kommunalpolitikerin stellt sich darauf ein, in den nächsten Wochen öfters angefeindet zu werden. Foto: Türk-Nachbaur

Fremdenfeindlichkeit gegen SPD-Kommunalpolitikerin Derya Türk-Nachbaur. Polizei geht von Einzelfall aus.

Bad Dürrheim - "Ich lasse mich nicht einschüchtern", und "irgendetwas habe ich richtig gemacht", kommentierte Derya Türk-Nachbaur die Hakenkreuzschmierereien auf ihrem Auto. Es ist nicht das erste Mal, dass die Bad Dürrheimerin, die für die SPD im Gemeinderat sitzt und im Kreis aktiv ist, angegangen wird.

Es ist ziemlich dreist, was sich da vor dem Haus der SPD-Gemeinderätin abspielte. Sie kam von der Arbeit, stellte das Auto am Haus ab und ein paar Stunden später hatte sie ein Schlammverschmiertes Auto, in dem Schlamm war ein Hakenkreuz hineingeschmiert. Es geschah also am hellichten Tag, auf dem nicht eingezäunten Grundstück. Da das Nazisymbol nicht in den Lack geritzt war, wusch sie es mit Wasser und einem Schwamm weg.

Wahlplakate bereits 2014 Ziel der Rechten

Bereits vor der vergangenen Gemeinderatswahl 2014 wurde sie von den Rechten angefeindet. Damals wurden gezielt ihre Wahlplakate ausgesucht und ihr Gesicht mit Naziparolen beklebt. 2014 brachte sie die Aktion zur Anzeige, der Staatsschutz nahm diese auch ernst und ermittelte. Aber wie so oft in solchen Fällen waren die Täter nicht zu finden. Damals wurden mehrere Möglichkeiten ins Spiel gebracht: von einem gezieltem Anschlag bis hin zu Jugendlichen, die sich einen Streich erlaubten. An letzteres will Derya Türk-Nachbaur jedoch nicht glauben, sondern eher an einen gezieltes Aussuchen ihrer Person. Es gab in den vergangenen Monaten jedoch weitere Anfeindungen über Facebook und per E-Mail. So wurde der stellvertretenden Kreisvorsitzenden beispielsweise vor Weihnachten geraten, sich als Betonpoller vor einen Weihnachtsmarkt zu stellen, die Lkw hätten ihre Freude an ihr.

"Die braunen Brüder sind hier sehr aktiv", muss die Kommunalpolitikerin für den Landkreis immer wieder feststellen. Und: "Auf so etwas stelle ich mich in den nächsten Wochen verstärkt ein", erklärte die aktive Sozialdemokratin mit Blick auf die Erfahrungen aus den vergangenen Jahren und in Erinnerung an die Kommunalwahl 2014. Sie zeigt sich jedoch alles andere als erschüttert, sondern kämpferisch.

Ein Sprecher der Polizei erklärte, dass im gesamten Polizeipräsidium Tuttlingen keine Häufung bekannt sei, bei denen Kommunalpolitiker mit Migrationshintergrund verstärkt von den Rechten angegangen werden. Er gehe eher von einem Einzelfall aus. Aber solche Fälle würden auch bei der Polizei für Aufsehen sorgen. Grundsätzlich plädierte er, dass die Geschädigten solche Vergehen auf jeden Fall anzeigen, somit wäre der Vorgang aktenkundig und die Polizei kann es auch in andere relevante Ermittlungen einbeziehen.