LBU fürchtet Zersiedlung des Außenbereichs, wenn Familie Messner neuen Standort erhält

Bad Dürrheim. Die Liste für Bürgerbeteiligung und Umweltschutz Bad Dürrheim (LBU) hat bei den jüngsten Beratungen über die geplante Schweinezucht bei Oberbaldingen deutlich gemacht, dass der in die Offenlage gegebene Entwurf als Endergebnis nicht zustimmungsfähig ist. Der Bebauungsplan zur "Steuerung von Tierhaltungsanlagen auf der Ostbaar" soll unter anderem die noch vorhandene freie Landschaft vor Zersiedlung durch Tierhaltungsanlagen schützen und räumt einer verträglichen Erweiterung im Bereich vorhandener Hof- und Betriebsstellen vorrangige Berücksichtigung ein.

"Wenn die Zersiedlung des Außenbereichs geschützt werden soll, darf die Familie Messner keinen neuen Standort auf Rauäcker bekommen", meint die LBU. Der Standort liege sehr exponiert, sodass er von allen Seiten gut einsehbar sei, wodurch das Landschaftsbild "stark beeinträchtigt" werde. Familie Messner sollte ein Sondergebiet mit Entwicklungspotenzial am alten Hofstandort zugewiesen bekommen. An diesem Standort seien allerdings zusätzliche Geruchsemissionen "sehr kritisch". Mit modernen Filteranlagen könnten diese aber fast völlig verhindert werden. Diese seien im Verhältnis zur Gesamtinvestition "zu absolut vertretbaren Kosten" umsetzbar. Solche Filteranlagen seien außerdem Stand der Technik und würden andernorts vielfach eingesetzt.

"Eine maximale Gebäudelänge von 120 Metern, wie in der Offenlage vorgesehen, halten wir für zu groß und für ökologisch nicht vertretbar", argumentiert die LBU weiter. Auch mit geringeren Gebäudelängen seien ausreichend betriebliche Entwicklungsmöglichkeiten vorhanden. Grundsätzlich hält die LBU ein rein auf Quantität bedachtes betriebliches Wachstum für den falschen Weg. Hier entstünden zusätzliche Produkte für einen gesättigten Markt. "Hierunter leiden die Tiere und die Umwelt und am Ende auch die Landwirte im In- und Ausland, die zu Preisen, die nicht kostendeckend sind, ihre Produkte verkaufen müssen", merkt die LBU an. In einem im März veröffentlichtem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats Agrarpolitik (WBA) "Wege zu einer gesellschaftlich akzeptierten Nutztierhaltung" forderten Wissenschaftler einen "radikalen Umbau der Tierhaltung". Das Gutachten, das im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministerium erstellt worden sei, stelle fest, dass es in der Tierhaltung erhebliche Defizite vor allem in den Bereichen Tier- und Umweltschutz gebe. Im Gutachten werden strengere Tierschutzstandards vorgeschlagen, die sich an bestehenden Tierschutzlabeln oder am Öko-Landbau orientieren sollten. Am Ende des Gutachtens merkt der WBA an, das es ihm bewusst sei, dass die Umsetzung der vorgeschlagenen Maßnahmen tiefgreifende Änderungen in der Nutztierhaltung erfordern. Das brauche große Anstrengungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, die allerdings für die Erreichung "einer gesellschaftlich stärker akzeptierten Tierhaltung unerlässlich" sei. Die LBU wird sich in den weiteren Diskussionen und Beratungen in Bad Dürrheim in der dargestellten Weise einsetzen, betonen Wolfgang Kaiser und Landwirt Christoph Trütken von der LBU.