Minderjährige Asylbewerber finden vorübergehend Heimat in Biesingen. Betreuer wollen Jugendliche wieder fit fürs Leben machen.

Bad Dürrheim-Biesingen - Der "Löwen" in Biesingen füllt sich in diesen Tagen mit einer besonderen Gruppe von Flüchtlingen. Es handelt um Jugendliche im Alter von 14 bis 17 Jahren.

Die jungen Flüchtlinge haben alleine, also unbegleitet von Eltern oder anderen Erwachsenen, vor allem über die Balkanroute aus ihren Herkunftsländern Syrien, Afghanistan und dem Irak einen langen, teilweise gefährlichen Weg ins vermeintliche "Paradies" Deutschland hinter sich gebracht. Von so genannten bedarfsorientierten Erstaufnahmestellen im Kreis oder direkt vom Regierungspräsidium Freiburg zugewiesen, sollen die Flüchtlinge im "Löwen" in Biesingen eine neue Perspektive bekommen. Betreut werden sie von insgesamt sieben Mitarbeitern der Jugendhilfeeinrichtung Soziale Kompetenz aus Donaueschingen, die bereits weitere dieser minderjährigen Flüchtlinge im Kreis in Obhut hat.

Leiter Alex Fetzer weiß aufgrund seiner Erfahrungen über die Hintergründe der Flucht zu informieren. Flüchtlinge aus Afrika würden teilweise von ihren Eltern oder der Dorfgemeinschaft auf den langen Weg nach Europa geschickt in der Hoffnung, dass der Sprössling eine Arbeit finde und die in Afrika verbliebenen Angehörigen finanziell unterstützen könne. Oder in Eritrea würden bereits 14- und 15-Jährige zum Militärdienst herangezogen. Dem wollten sich Jugendliche durch Flucht entziehen.

Bei syrischen Jugendlichen beobachtet Fetzer ebenfalls, dass sie von ihren Eltern nach Europa geschickt würden. Das habe zweierlei Beweggründe. Zum einen sollten die Kinder auf diese Weise einen Nachzug von Familiengehörigen ermöglichen. Außerdem seien die Eltern überzeugt, dass ihr Nachwuchs in Deutschland eine bessere Zukunftsprognose habe als im kriegszerstörten Syrien.

Fetzer möchte das Verhalten der Eltern, die ihre Kinder auf eine gefährliche Reise schicken, nicht bewerten und verweist auf die Not in den Herkunftsländern, sei es durch Krieg oder Hunger.

Im "Löwen" sollen die Jugendlichen nun eine Perspektive erhalten. Die Betreuer achten darauf, dass ihre Schützlinge regelmäßig in die Schule gehen, vermitteln auch Kontakte zu Vereinen, beispielsweise um gemeinsam Fußball zu spielen. Beliebt bei den jungen Flüchtlingen seien auch Fitness-Center.

Letztlich möchte die "Soziale Kompetenz" die Jugendlichen fit machen für ein Leben auf eigenen Füßen und dass sie sich zurecht finden in der deutschen Gesellschaft.

Der Bürgerkrieg in Syrien währt schon seit Jahren. Hinzu gekommen ist die Bedrohung durch den IS-Terror. Mehrere Millionen Syrer sind laut Fetzer in die umliegenden Ländern wie die Türkei, Jordanien oder den Libanon geflohen, oft in der Hoffnung, dass in Syrien bald wieder bessere Verhältnisse einkehrten. Je länger der Krieg dort anhalte, um so stärker mache sich Perspektivlosigkeit breit. So kann sich Fetzer vorstellen, dass bei einem Anhalten der Krise sich die Flüchtlinge, auch Jugendliche, aus den Lagern auf den Weg nach Europa machen.

Bei den unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen handle es sich in der Regel um Jungs, nur selten seien es Mädchen. Unter den 16 Jugendlichen im "Löwen" seien es nach derzeitiger Kenntnis lediglich zwei Mädchen.