In Umlandgemeinden arbeitet der Einzelhandel teilweise schon mit Gutscheinkarten. Beim Wirtschaftstreff in Bad Dürrheim stellt John Großpietsch ebenfalls ein solches Produkt vor. Ziel ist es unter anderm, den lokalen Einzelhandel zu stärken. Foto: Rehder Foto: Schwarzwälder Bote

Gutscheinkarte: Wirtschaftsförderer interessiert / Erfolg in Schramberg / Startschwierigkeiten in St. Georgen

Der Wirtschaftsförderer Alexander Stengelin ist überzeugt: "Es wäre eine sinnvolle Einzelhandelsunterstützung." Die Rede ist von einer Gutscheinkarte, wie sie beim Wirtschaftstreffen des Gewerbe- und Einzelhandelsverbands vorgestellt wurde. Es müssen jedoch genügend mitmachen.

Bad Dürrheim. St. Georgen hat eine solche Gutscheinkarte, genau von dem Anbieter, der sein Konzept auch beim Wirtschaftstreff vorstellt, dort heißt sie Hurra Card und hat den Untertitel "Mein Chef zahlt ein, das find ich fein".

Mit solchen Mitarbeiter Bonuskarten können Arbeitgeber so genannte Sachbezüge in Form steuerfreier Beträge, bis zu 44 Euro monatlich oder für persönliche Anlässe mehrmals im Jahr bis 60 Euro, als Zuwendung ihren Mitarbeitern zukommen lassen. Diese Beträge werden auf die Mitarbeiter Bonuskarten gebucht und vom Mitarbeiter wie Gutscheine zum Essen, Tanken, Einkaufen und ähnliches eingesetzt. Voraussetzung ist allerdings dass das Geschäft, bei dem es eingelöst wird, sich an dem System beteiligt.

Guido Eichenlaub vom Handel- und Gewerbeverein rechnet bei der Einführung der Karte vor: "Allein in St. Georgen haben wir rund 5400 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte und zusammen mit den umliegenden Kommunen Triberg, Schonach und Königsfeld kommen wir in der Region auf über 11 000 Arbeitsplätze." Für ihn und seine Mitstreiter im HGV St. Georgen lag es schon seit geraumer Zeit auf der Hand, dass man dieses Potenzial in Form einer Mitarbeiter-Bonuskarte nutzen und die damit geschaffene Kaufkraft in die heimischen Geschäfte lenken möchte. Eduard Henninger, bis vor kurzem Vorsitzender des Vereins erzählt bei einer anderen Gelegenheit etwas über die Geburtswehen: "Wir tun uns noch ein bisschen schwer, wir müssen einfach noch mal auf die Ochsentour gehen." Die Herausforderung sei jetzt vor allem, neue Kunden für die Karte zu gewinnen und "die finanziellen Vorteile besser rüberbringen". Es sei nicht nur der Steuervorteil für die Unternehmen, sondern auch eine "gigantische Arbeitserleichterung" für die Verwaltung eines Unternehmens. Geplant ist außerdem, dass die Kunden über das System auch Geschenkgutscheine kaufen können.

Während St. Georgen noch mit Geburtswehen kämpft, freut sich Schramberg über die Erfolge. Im Januar 2018 vermeldete der dortige Handels- und Gewerbeverein sowie das Unternehmen MS-Schramberg – sie führten die Karte bei 600 Mitarbeitern zuerst ein – einen reibungslosen Ablauf. Als Partner hatte man sich den Kartendienstleister AVS aus Bayreuth geholt. Ins Rennen ging man mit der Karte zum Weihnachtsgeschäft 2017, zuvor hatte man auf Papierform etwas ähnliches.

Im Mai 2018 ging es in Schramberg nochmals um Zahlen und Fakten. Es gab 65 Geschäfte, die sich beteiligten, rund 1000 Jobkarten waren ausgegeben. Trotz eines Einführungsverlustes in der Vereinskasse von 36 847 Euro, wertete man die Aktion als Erfolg. Jedoch nur mit Einschränkungen. Aus verschiedenen Gründen, teilweise grundsätzlich ablehnend, teilweise aufgrund technischen Hindernissen beteiligten sich beispielsweise das dortige Kaufland und der Edeka nicht.

Eine ähnliche Karte schwebt dem Bad Dürrheimer Gewerbeverein vor. Tamara Pfaff und Alexander Stengelin sind sich einig, das wurde bei der Vorstellung der Karte klar. Es ist eine sinnvolle Einzelhandelsunterstützung, aber so Stengelin: "Es muss einen richtigen Wow-Effekt geben, die Karte muss ein Mehrwert darstellen und für die große Masse an Personen Sinn machen." Sinnvoll wäre laut Stengelin auch die Teilnahme der Einzelhändler im Industriegebiet, wie beispielsweise Edeka, Kaufland, Möbel Braun und einige mehr. Darüber hinaus würde er sich wünschen, dass sich auch die Kliniken beteiligen. Im Moment sind dies alles nur Überlegungen, konkrete Gespräche wurden noch keine geführt. Grundsätzlich sieht er als Wirtschaftsförderer jedoch eine Notwendigkeit, den Einzelhandel zu unterstützen und will dieses Projekt in Angriff nehmen.