Bürgermeister Jonathan Berggötz muss den Schlüssel rausrücken.Fotos: Zährl Foto: Schwarzwälder Bote

Narren: Rathaussturm und Schülerbefreiung / Schlüssel im Tausch gegen ein Paket Windeln

Ein Bus voller Narren: Salzhansel, Ziegelbuben, Urviecher – es war ein langer Zug, der mit lautem Trommeln und Fanfarenklängen in die Realschule am Salinensee zur Schülerbefreiung kam.

Bad Dürrheim. Die Kinder und Jugendlichen wurden aus den Klassenräumen geholt und in der Mensa versammelt. Dort gab es zuerst eine Preisverleihung. Vier Klassen hatten an einem Quiz mit narrenrelevantem Wissen teilgenommen.

Für die Gewinner gab es Geschenke, wobei sich Zunftmeister Joachim Müller hocherfreut über die rege Beteiligung zeigte. Die beteiligten Lehrer erhielten für ihre Mühe einen Gutschein. Danach wurden die Lehrer mit Stricken abgeführt, und auf den mitgebrachten Narrenwagen unter Trommeln des Fanfarenzuges gebracht.

Danach ging es ab zur Grund- und Werkrealschule. Auch dort wurden die Lehrer abgeführt. Die Kleinen vom Kindergarten St. Raphael hatten bereits die Straße gesperrt. Nach drei Narrenliedern durfte sich der Zug Richtung Rathaus bewegen. Unter vielstimmigen Rufen "Schlüssel raus" und Trommlen öffnete Jonathan Berggötz die Balkontür. Er sprach in Reimen zu seinen Bürgern. Die Narren mit dem Zunftmeister Joachim Müller hatten beschlossen, den Bürgermeister in Elternzeit zu schicken. Dieser wollte lieber dableiben, da er es im Büro ruhiger hat. Er wurde wegen seines unseriösen Gewandes getadelt. Überhaupt ging es bei dem neuen Bürgermeister immer wieder um die Familie. Berggötz konterte, warum Klaus Götz besser in seiner Praxis bleiben solle.

Ein hin und her gab es auch wegen des neuen Personalchefs und des alten Stadtkämmerers. Laut Zunftmeister braucht der Bürgermeister zwei, weil er nicht mit Geld umgehen könne, weil er selber nie Geld dabei habe. Berggötz wusste, weshalb seine Familie bis heute Rotkraut essen muss. Einige "Heldentaten" der Verwaltung wurden angeprangert, wie die zu hoch angebrachte Balancierstange und fehlende Feuerlöscher im Kindergarten. Die Weltfremdheit der Kur- und Bäder GmbH, die Feuerwehrleute mit Wasser und Saft bewirten, wurde bekrittelt und das Rathaus, welches den Mitarbeitern vom Bauhof statt Bier, Sekt serviert.

Gedacht wurde auch an den intensiven Wahlkampf, dessen Ergebnis jetzt Anna heißt. Überhaupt bot die Narrenzunft den Rathausschlüssel gegen ein Paket Windeln an. Das kommentierte eine Mitarbeiterin sehr schlagfertig. Die Schlüsselabgabe verband der Bürgermeister mit der Aufgabe, dass die Narrenzunft die Wiesen der Stadt zum Blühen bringt. Die Zunft dekorierte sofort mit Kunstblumen die Umgebung. Endlich war der Bürgermeister bereit, den Schlüssel an den Zeugwart Jürgen Rebholz zu übergeben. Danach übernahmen die bunten Narrengruppen die Straßen von Bad Dürrheim.