Produktionsbedingungen "unmenschlich"
Von Rainer Bombardi
Bad Dürrheim. Manche Elektronikgeräte enthalten das Metall Tantal, welches als Erz in Minen, die sich überwiegend auf dem afrikanischen Kontinent befinden, abgebaut wird. Unmittelbar verbunden mit dem Metallabbau ist ein gigantischer Handelsmarkt, in dem es um finanziellen Gewinn geht. Um von diesen Metallen zu profitieren, übernahmen vielfach rebellische Armeen die Kontrolle, welche in den Abbauregionen für bürgerkriegsähnliche Zustände sorgen.
In einem Vortrag über die Ausbeutung der Bevölkerung in den Ländern dieser Rohstofflieferanten hatte das Jugendhaus eingeladen. Unter dem Titel "An unseren Handys klebt Blut" präsentierte Franziska King, Studentin der Dualen Hochschule und Mitarbeiterin im Caritassozialdienst, die Ergebnisse einer Projektarbeit, die sich mit der inhumanen Rohstoffgewinnung zur Herstellung der Mobiltelefone beschäftigte. Symbolisch erläuterte sie am Beispiel der Handys, dass der übermäßige Konsum und unüberlegte Kauf zu weit mehr führt, als den bekannten Abfallbergen.
King rückte die Rohstoffgewinnung in den Fokus. Am Beispiel zweier Dokumentarfilme machte sie auf die unmenschlichen Zustände in den Gebieten aufmerksam, in denen der wertvolle Rohstoffabbau erfolgt. Die Einheimischen gewönnen die Rohstoffe unter gesundheitlich inakzeptablen Bedingungen. Sie seien Immissionen und Emissionen ausgesetzt, die jeglichen Anspruch an einen lebenswerten Alltag ad absurdum führten. Eine Folge davon sei die hohe Sterberate bereits in jungen Jahren. Die teils jugendlichen Arbeiter seien dem Rauch aus Bergen von verbranntem Elektronikschrott ausgesetzt. Das einzige Ziel sei die Rückgewinnung der zurückbleibenden Rohstoffe.
Zum Abbau in den Minen würden Hunderte von Hektar Land vernichtet. Zudem durchlöcherten unzählige Minen den Untergrund. King erinnerte daran, dass von all diesen Plagen, Mühen und unmenschlichen Bedingungen beim Kauf eines fertigen Mobiltelefons nichts mehr zu sehen sei. Sichtbar blieben hierzulande lediglich die Abfallberge an Elektronikschrott. Ein Appell von King lautete deshalb "Augen auf" beim Kauf von Elektronikgeräten. Auch wenn diese inzwischen für jedermann erschwinglich seien, sei von einem allzu häufigen Kauf abzusehen.
Indes gebe es auch Alternativen, die den Kauf von fair gehandelten Smartphones propagieren. Diese zeigen, dass es möglich ist, zertifizierte Rohstoffe zu verwenden.
Jugendhausleiter Markus Thoma sprach von einer Dokumentation, die zum Nachdenken animiert. Nun hofft er, dass sich die Erkenntnisse in der Gesellschaft schnell verbreiten.