Noch ist viel zu tun, wie der Blick ins Ofeninnere zeigt. Foto: Stadler

Im denkmalgeschützten Bösinger Mehrzweckgebäude, dem 140 Jahre alten historischen Backhaus, wird derzeit fleißig gearbeitet. Drei Fachleute und drei Ehrenamtliche erneuern Öfen und Ofengewölbe. Eine spannende Angelegenheit.

Pfalzgrafenweiler-Bösingen - Vor etwa drei Jahren stellte sich heraus, dass sich das Kreuzgewölbe im Inneren der Öfen des Backhauses gesenkt hatte und Schamottsteine ausgebrochen waren. Erst vor Kurzem fanden Ortsvorsteher Adolf Gärtner und das Backhausteam mit Hilfe von Petra Lehmann von der Bauverwaltung Pfalzgrafenweiler eine Firma, die die notwendige Sanierung im örtlichen "Schmuckkästle" ausführen kann.

Einige Container mit Abbruchmaterial wurden inzwischen bereits befüllt. Drei Mitarbeiter von Feuerungsbau Mutschler aus Neckartenzlingen sind gemeinsam mit den ehrenamtlichen Helfern aus Bösingen – Dieter Waidelich, Horst Hammacher und Berthold Gauss – damit beschäftigt, die Schäden zu beseitigen und im Backhausinneren alles wieder aufzubauen.

Gemeinschaftsaktion Helferkette

Dabei spielt der Denkmalschutz eine wesentliche Rolle. Dieser erlaubte es nicht, die beiden historischen Öfen an der Frontseite zu entfernen, um über diesen Weg das Kreuzgewölbe neu auszumauern. Die Arbeiten müssen über eine Leiter und den Zugang über einen kleinen Schacht im Inneren ausgeführt werden. Auf diesem Weg sollen auch die benötigten fünf bis sechs Tonnen Sand vom Außenbereich in das Herz des Backhauses transportiert werden – am besten mit einer Helferkette. Dazu will die Gemeinde eine kurzfristige Gemeinschaftsaktion ins Leben rufen.

Bereits im Jahr 1998 befand sich das historische Backhaus in einem schlechten Zustand und wurde in Eigenleistung, unterstützt durch einen Kachelofenbauer aus Neubulach, saniert. Das Projekt möglich gemacht hatten Spenden und Erlöse aus Festen. Nachdem vor etwa drei Jahren das Gewölbe kurz vor einem Fest zusammenzubrechen drohte, trat Ortsvorsteher Adolf Gärtner an Pfalzgrafenweilers Bürgermeister Dieter Bischoff heran. Dieser versprach Abhilfe – und hielt Wort, so Gärtner.

30 000 Euro Kosten

Inzwischen liegt für die knapp 30 000 Euro umfassende Sanierung ein Förderbescheid über 8000 Euro aus dem Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR) vor. Nun hofft die Gemeinde, auch dank der ehrenamtlichen Helfer, auf Einhaltung des Kostenrahmens.

Fabian Kurz, Johannes Wegert und Jan Valenta von der Fachfirma verlegen in dem alten Gewölbe rund 800 neue lebensmittelechte Schamottsteine. Die Besonderheit dabei ist der senkrechte Aufbau der Steine, der auf alter Handwerkskunst beruht und eine hohe Stabilität ermöglicht.

Arbeitsschritt für Arbeitsschritt

Zunächst wurde alles in den Öfen leergeräumt und der Sand entfernt, erläutert Fabian Kurz die einzelnen Arbeitsschritte seines Teams. Anschließend folgte der Aufbau der Seitenwände. Mit Beton wurde eine Ausgleichsschicht aufgebracht, danach wurden die Seitenwände hochgezogen. Der Sand für den Boden musste gesiebt werden, um dann das Gewölbe erneut aufzubauen. Dafür war das dreiköpfige Team mit den örtlichen Helfern eine komplette Woche im Einsatz.

Auch für Petra Lehmann, die in der Gemeindeverwaltung für das Projekt zuständig ist, gestaltet sich die Sanierung äußerst spannend. Die Fachfirma hatte sie nach langen Recherchen im Internet entdeckt und war dabei auf andere Gemeinden gestoßen, die ihre Erfahrungen weitergeben.

Kurse sollen wieder stattfinden

Ortsvorsteher Adolf Gärtner ist überzeugt, dass das Backhaus auch künftig rege genutzt wird. Zudem sei es wichtig, das Wissen rund um die Backhausnutzung zu erhalten und an folgende Generationen weiterzugeben. Gerne will er jüngere Einwohner in das traditionelle Backen einbeziehen. Dafür steht Martina Ziefle von der Dorfgemeinschaft bereits in den Startlöchern. Sie hofft, dass mit der Wiederinbetriebnahme des Bösinger Backhauses – nach der Erstbefeuerung zusammen mit der Firma Mutschler – dort wieder Backkurse stattfinden können.

Während ihr Mann, Werner Ziefle, für die Befeuerung verantwortlich ist, kümmert sich Martina Ziefle mit ihren beiden Mitstreitern um zahlreiche Aktionen rund ums Backhaus, etwa den "Heißen Ofen". Dieser fand in der Vergangenheit meistens fünfmal jährlich statt. Dabei bringen die Backfreunde nach Anmeldung ihren vorbereiteten Teig zum Backen. In unregelmäßigen Abständen gab es auch Pizzatage der Dorfjugend, deren Erlöse wohltätigen Zwecken zuflossen.