Wie hoch ist der Bedarf an zusätzlichen Kindergartenplätzen in Hechingen? Diese Frage wurde im Verwaltungsausschuss diskutiert. Foto: Akyurt

Einhellige Aufforderung der Gemeinderäte an die Stadtspitze: Ermöglicht das Projekt des freien Kitaträges CasaKiTaNa – und damit das gesamte soziale Wohnprojekt – auf dem Aviona-Gelände. Die Verwaltung aber hat noch Bedenken wegen der Finanzen.

Hechingen - In der Sitzung des Verwaltungsausschusses am Donnerstagabend stand nur die Kenntnisnahme des neuen Kindergartenbedarfsplans auf der Tagesordnung. Aber das Thema hat es in sich, weil es hier auch um die Frage geht, wie viele zusätzliche Kindergartenplätze Hechingen braucht.

Leicht und eindeutig auszurechnen? Keineswegs. Die Stadt legte zunächst Zahlen zum Stichtag 1. September vor. Zu dem Zeitpunkt sind viele Kindergartenkinder in die Grundschule gewechselt. Da gibt es wieder Platz in Kindergärten. Das restliche Jahr über kommen immer mehr Kinder dazu, die drei Jahre alt geworden sind. Am Ende fehlen dann 200 Kindergartenplätze, wie SPD-Rat Jürgen Fischer vorrechnete. Auf Grundlage der von der Bunten Liste eingeforderten Liste zum Stichtag 1. April, die übrigens von der Verwaltung ohne Zögern auch vorgelegt wurde. Vorwürfe, dass hier bewusst getrickst wird, wurden an diesem Abend nicht laut. Es herrschte eher der Eindruck, dass ernsthaft um die richtigen Lösungen gerungen wird.

Aber dass dabei Feinheiten wichtig sind, wurde auch deutlich. So gibt es aktuelle Pläne für ein Wohnprojekt auf dem Aviona-Gelände (wir berichteten). Neben neuen Wohnformen und günstigem Wohnraum ist dort auch eine Kita fester Bestandteil des Konzepts.

Alle Fraktionen fordern Müllges zu konstruktiven Verhandlungen auf

In den nächsten Jahre besteht für so eine Kita kein Bedarf, rechnet bislang die Stadtverwaltung vor. Man will im Gespräch bleiben, wie die Erste Beigeordnete Dorothee Müllges versicherte, weil die Stadt sehr wohl das besondere Konzept des Freien Trägers CasaKiTaNa schätzt. Aber erst 2024 oder 2025 könnte man Zusagen in Aussicht stellen.

Quer durch alle Fraktionen meldeten sich da Räte zu Wort, die im Grunde ganz ähnlich argumentierten. Erstens: Trotz aktueller Ausbaupläne fehlen in Hechingen weiterhin Kindergartenplätze. Zweitens: Ein Freier Träger für eine Kita bereichert das Hechinger Angebot. Drittens: Die CasaKiTaNa sei ein besonders vielversprechendes Angebot für Hechingen, das man sich nicht entgehen lassen dürfe. In diesem Sinne zu Wort meldeten sich Hannes Reis (Bunte Liste), Rita Ziebach (Freie Wähler), Regina Heneka (CDU) und Jürgen Fischer (SPD). Lorenz Welte, Fraktionschef der CDU, und Werner Beck (Freie Wähler) legten beide Dorothee Müllges eindringlich nahe, wirklich ernsthaft mit der CasaKiTaNa zu verhandeln mit dem Ziel, das Projekt möglichst zu realisieren.

Müllges sagte das einerseits zu, erwähnte aber auch die coronabedingten Sparzwänge im Haushalt. "Man wird dann was anderes streichen müssen", rief sie die eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten in Erinnerung.

Über das Zahlenwerk selbst wurde wenig diskutiert, die Tabellen hatten die Räte offensichtlich aufmerksam studiert. Wer sich diese Mühe machte, lernte jedenfalls viel über die Komplexität der Berechnung des KIndergartenplatz-Bedarfs in einer Stadt. Umso mehr, wenn die Planung über mehrere Jahre in die Zukunft reichen soll.

Wer weiß schon, welche einjährigen Kinder in drei Jahren in Hechinger Kitas angemeldet werden. Diese Kinder sind noch mal gezeugt. Dann ziehen Familien zu, andere weg, Neubaugebiete verändern das Bild grundlegend. 39 neue Haushalte werden im Bechtoldsweiler Baugebiet Platz finden, 60 in Sickingen, 500 am Killberg IV, 34 in Schlatt und 16 in Stein.

Neue Baugebiete schaffen Wohnraum für bis zu 650 Haushalte

Insgesamt 650 neue Haushalte in den nächsten Jahren. Schwer zu schätzen, wie viele Kinder da mit einziehen oder dort bald geboren werden. Kurz gesagt: Die Kindergartenbedarfsplanung beruht auch stark auf Schätzungen.

Auf jeden Fall wird in Hechingen die Kinderzahl steigen, schließlich wird ja auch insgesamt mit mehr Einwohnern gerechnet. Deshalb wird bereits der Sickinger Kindergarten erweitert, im Baugebiet Killberg IV ist eine Kita geplant, die zweite Gruppe im Naturkindergarten kommt und auch der Fürstin-Eugenie-Kindergarten in der Kernstadt wird ausgebaut.

Und wie sehen die Zahlen nun aus? Gerechnet nach Stichtag 1. September. Kinder im Alter zwischen eins und drei Jahren gibt es in Hechingen 358. Die Betreuungsquote hier wird bei einem wert zwischen 42 und 46 Prozent gesehen, mehr als vom Staat gefordert. Die Zahl bleibt die nächsten Jahre relativ konstant. Kinder im Alter von drei bis sieben sind es 611, mit eher sinkender Tendenz. Die Betreuungsquote hier wird von 90 auf statistisch über 100 Prozent steigen, so die Statistik.

Und Schwankungen in diesen Zahlen sind nicht auszuschließen. Jürgen Fischer schlug in der Sitzung vor, für solche Fälle vorübergehende Containerlösungen ins Auge zu fassen, Lorenz Welte hielt dagegen, man habe solche Möglichkeiten bereits mal geprüft. Sie seien aber stets teuerer als Räume zu bauen.