Bereits 2010 hatte der Autozulieferer, der zu gleichen Teilen dem Bosch-Konzern und der ZF Friedrichshafen AG gehört, einen Rekord bei Umsatz und Ergebnis eingefahren. Foto: dapd

Der Autozulieferer stockt die Belegschaft allein in Deutschland um zehn Prozent auf.

Stuttgart - Um der großen Nachfrage gerecht zu werden, hat die ZF Lenksysteme GmbH 2011 so viel in ihre Werke investiert wie noch nie. Vom Wachstum profitieren auch die Mitarbeiter – mit Neueinstellungen und einer Erfolgsprämie.

Bereits 2010 hatte der Autozulieferer, der zu gleichen Teilen dem Bosch-Konzern und der ZF Friedrichshafen AG gehört, einen Rekord bei Umsatz und Ergebnis eingefahren. Diese Werte hat das Unternehmen mit Sitz in Schwäbisch Gmünd 2011 noch gesteigert, zudem wurde mit knapp 12.300 Beschäftigten weltweit der bisherige Mitarbeiterrekord aus dem Jahr 2008 übertroffen. Tendenz steigend: In den ersten drei Monaten 2012 wuchs die Belegschaft um 300 auf fast 12.600 Beschäftigte, insbesondere das starke Wachstum in Deutschland überrascht.

Bundesweit beschäftigt ZF Lenksysteme derzeit in Schwäbisch Gmünd, Bietigheim, Berlin und Bremen 6760 Menschen, im Dezember 2010 waren es 700 weniger. Für das Jahr 2011 erhielten sie im Schnitt eine Erfolgsprämie von 2000 Euro. Das waren zwar rund 500 Euro weniger als 2010, ist verglichen mit Zahlungen bei anderen Zulieferern aber eine stattliche Summe.

Trend geht seit einiger Zeit zu Elektrolenkungen

Die Schwaben sind auf Lenkungstechnik für Lkw und Pkw spezialisiert, drei Viertel des Umsatzes entfallen auf Pkw-Teile. Dort geht der Trend seit einiger Zeit zu Elektrolenkungen, die hydraulische Systeme ersetzen. Um die Werke umzurüsten, aber auch um die Nachfrage der Kunden weltweit zu bedienen und neue Produkte auf den Markt zu bringen, hat der Lenk-Experte 2011 mit knapp 290 Millionen Euro mehr investiert als in den zwei Vorjahren zusammen. Das Werk im US-Bundesstaat Kentucky „haben wir in der Fläche nahezu verdoppelt“, sagte Firmenchef Michael Hankel. Entsprechend ist das Umsatzplus in Nordamerika mit 58 Prozent auf über eine halbe Milliarde Euro besonders stark ausgefallen.

Der zweite große Umsatztreiber ist Asien, auf beiden Kontinenten macht ZF Lenksysteme mittlerweile je ein Viertel des Umsatzes. „Damit haben wir unser Ziel erreicht, die Regionen besser auszubalancieren und von Marktschwankungen unabhängiger zu werden“, sagte Hankel.

Bei der Umsatzrendite sieht der Firmenchef indes Nachholbedarf, statt wie im Vorjahr fünf Prozent strebt der Autozulieferer langfristig eine Profitabilität zwischen sieben und acht Prozent an. Dieses Jahr sei das nicht zu schaffen, räumte Hankel ein, die Renditemarke von fünf Prozent will er bei einem geplanten Umsatz von vier Milliarden Euro aber übertreffen.

Mitarbeiterzahl wird künftig langsamer steigen als der Umsatz

Die weltweite Belegschaft soll auf mehr als 13.000 Beschäftigte wachsen, darunter circa 6900 in Deutschland. Allerdings wird die Mitarbeiterzahl laut Firmenchef Hankel künftig langsamer steigen als der Umsatz, da für die Herstellung von Elektrolenkungen weniger Personal benötigt wird als für hydraulische Systeme.

Die elektrische Lenkung funktioniert statt mit einer Ölpumpe mit einem Hilfsmotor, der zusätzlich den Spritverbrauch senkt, von zehn Pkw-Lenksystemen verkauften die Schwaben 2011 sieben mit Elektromotor. Mittlerweile biete man die Systeme vom Kleinstwagen bis zum leichten Nutzfahrzeug an, sagte Hankel, „kein anderer Hersteller deckt eine solche Palette ab“.

Elektrolenkungen für Kleinwagen fertigt das Unternehmen bisher aber nur für chinesische und indische Kunden, in Deutschland sei der Markt dafür extrem umkämpft, hieß es. In Indien haben die Schwaben im April ein Werk für Lkw- und Pkw-Lenkungen eröffnet, in Schanghai entsteht derzeit die nächste neue Fabrik – die fünfte in China.