Mit der Abschussmatinee in der Werkhalle Erich Hausers endet das Treffen der deutschen und Schweizer Autoren am Sonntag. Foto: Siegmeier

Kultur: Autorentreffen: Sehr gut besuchtes Wochenende steht im Zeichen von Literatur und Begegnung

Rottweil. Ganz im Zeichen von Literaturgenuss, Gesprächen, Austausch und Kennenlernen der Autoren stand das 37. deutsch-schweizer Autorentreffen am Wochenende in der Werkhalle Erich Hausers.

Üblicherweise führt ein literarischer Spaziergang von Lesung zu Lesung, an ganz unterschiedlichen Orten, durch die Stadt. Coronabedingt wählten die Organisatoren um Jane Frank, Kulturamtsleiter Marco Schaffert, Anne Probst und Martina Speckhardt dieses Jahr einen neuen Veranstaltungsraum für das traditionelle Festival. Und dieser kam bestens an.

So kamen am Samstag, dem Haupttag der Lesungen, sogar mehr Literaturinteressierte als in anderen Jahren und genossen die Atmosphäre und die Energie des Künstlerareals auf der Saline. Bei spätsommerlichen Temperaturen ließ es sich auch draußen bestens verweilen und ins Gespräch kommen.

Die acht Autorinnen und Autoren aus der Schweiz und Deutschland begeisterten und unterhielten mit ihren Werken gleichermaßen, ließen aufhorchen, staunen, genießen und machten Lust auf mehr. Schon ihre Biografien machten neugierig und luden ein, mit den Autorinnen und Autoren ins Gespräch zu kommen und mehr über ihre Ideen, ihre Arbeit und ihre Bücher zu erfahren.

Bei der Abschlussmatinee am Sonntag, zu der sich die Werkhalle abermals gut füllte, gaben Michael Hugentobler, Nora Gomringer, Simone Lappert, Heinrich Steinfest, Daniel Mezger, Jan Wagner und Silvia Tschui Eindrücke zum Besten, die sie während ihres Rottweil-Aufenthalts gewonnen hatten. Am meisten beeindruckte offenbar der Stadtrundgang am Freitagmittag, denn aus diesem griffen die Autorinnen und Autoren viele Fakten auf.

Nicht mehr dabei sein konnte am Sonntag Iris Wolff, die gestern für ihren Roman "Die Unschärfe der Welt" mit dem Eichendorff-Literaturpreis ausgezeichnet wurde. Eine "akustische Postkarte" von Rottweil servierte Simone Lappert dem Publikum. Sie beschrieb, wie in der Dunkelheit die Nacht durchs Schwarze Tor schlendert und die zirpende Grille an der Hoteleinfahrt ein trotziges Abschiedssolo kredenzt.

Jan Wagner hat die Madonna von der Augenwende fasziniert. "Im Jahr 1643 kamen der Lindenholzmadonna am Rosenkranzaltar die Tränen." Und bei dem Wehgeschrei in der Stadt hätten sogar im Himmel die Scheiben der Vitrinen leise geklirrt, schreibt er. In Nora Gomringers Beitrag stand Rottweil am Wahlsonntag im Mittelpunkt. Michael Hugentobler war ebenfalls von der Stadtführung beeindruckt, doch ihm kamen darin zu wenig Römer vor. So beschäftigte er sich in seinem Beitrag mit den Römern und damit, warum sie die Stadt verließen.

Mit "Fakten über Rottweil" wartete Daniel Mezger auf. Bei ihm stand der Thyssen-Turm im Fokus, ebenso bei Heinrich Steinfest, der sich mit den Türmen der Stadt insgesamt auseinandergesetzt hatte.

Iris Wolff hatten es die Türme ebenfalls angetan. Ihren Text trug Jane Frank vor. Auch Silvia Tschui beschäftigte sich mit dem Abwenden der Madonnenaugen, "das die Rottweiler zum Wunder umdeuteten", sagte sie.

Die Zuhörer mussten bei der einen oder anderen "neuen" Beschreibung "ihrer" Stadt schmunzeln und schienen ganz angetan zu sein, Rottweil auch mal aus einer anderen Perspektive beschrieben zu bekommen.