Der Fellbacher Stefan Beck an seinen zerstörten Weinstöcken. Foto: Patrizia Sigerist

Stefan Beck wollte seinen Augen nicht trauen, als er die Bescherung in seinem Wengert am Kappelberg gesehen hat: Ein Autofahrer hatte mehrere Rebstöcke umgenietet und entwurzelt.

Fellbach - Was den Wengerter, dem so übel mitgespielt wurde, dabei am meisten ärgert, ist nicht der Sachschaden, obwohl der bei 1000 Euro liegt, sondern der körperliche Einsatz, der auf ihn zukommt: „Das kostet viel Arbeit.“ Dass es im Herbst ein paar Liter Trollinger weniger geben wird, kommt erschwerend hinzu.

Stefan Beck geht davon aus, dass der Täter vermutlich Sonntagnacht unterwegs war und auf dem Kappelberg „Rennerles“ gespielt hat. Dabei hat der Unbekannte wohl kurz die Gewalt über sein Fahrzeug verloren. Angesichts der dicken Holzpfosten, die der Raser umgefahren hat, geht der Wengerter von erheblichen Beschädigungen am Fahrzeug des Verursachers aus. Diese Gasgeberei sei vor allem in der Nacht leider kein Einzelfall. Aber auch der Autoverkehr tagsüber durch die Weinberge habe erheblich zugenommen: „Da fahren Leute rum, die da oben nichts verloren haben.“ Nicht nur er, auch Kollegen und Anwohner haben den heftigen Verkehr auf den Wirtschaftswegen durch die Weinberge schon bemerkt und bemängelt. Und finden die Lärmbelästigung durch die vielen abendlichen Autofahrten nervig.

Dieses Problem beschäftigt auch Thomas Seibold, den Vorstandsvorsitzenden der Fellbacher Weingärtner. Abgesehen davon, dass er ebenfalls schockiert über die Schneise war, die der Unbekannte im Wengert verursacht hat, sind ihm die vielen Fahrzeuge schon längere Zeit ein Dorn im Auge. Was den Wengerter wundert, ist die Gleichgültigkeit der Fahrer, denen Verkehrshinweise egal sind: „Überall sind Schilder angebracht, auf denen deutlich steht, dass nur landwirtschaftliche Fahrzeug erlaubt sind“, sagt Seibold.

Polizei hat Spuren gesichert

Auch andernorts sind nächtliche Schnellfahrer bekannt, dass es zu einer Anzeige mit konkreter Strafverfolgung kommt, sei freilich selten, sagt Rudolf Bielmaier von der Polizeidirektion Aalen. Auf der B 14 nahe Fellbach seien Schnellfahrer gesichtet worden, nach wiederholten Kontrollen habe sich das Phänomen jedoch nicht mehr gezeigt. In Schorndorf sei der alte Güterbahnhof nahe des Kinos bekannt als Treffpunkt für Jüngere mit tiefer gelegten Autos. Dass diese zu schnell auf der benachbarten Rosenstraße und in den Wohngebieten nachts unterwegs seien, werde von Anwohnern wohl so gedeutet, dass dort Rennen gefahren wurden. Der Polizei sei dazu nichts bekannt. Auch in Waiblingen und Winnenden gebe hin und wieder Driftspuren um Verkehrsinseln sowie an Kreisverkehren, die auf waghalsige nächtliche Fahrmanöver hindeuteten.

In Fellbach sieht man ein dauerhaftes Problem mit den Schnellfahrern. „Jedes halbe Jahr“, schätzt der Wengerter Thomas Seibold, lande ein Raser in den Reben. Der jeweils betroffene Weinbauer kann dann von Glück sagen, wenn der Täter erwischt wird. Sonst bleibe er auf den Kosten sitzen. Die Polizei hat im jüngsten Fall Spuren gesichert. Dabei wurde ein Außenspiegel gefunden, die Ermittlungen sind im Gange. Die Polizei, Telefon 07 11/ 5 77 20, bittet um Hinweise.

Dass die Sache nicht immer glimpflich ausgehen muss, zeigt ein Unfall, der sich am 17. März in Aalen abgespielt hat. Ein jugendlicher Raser war gegen eine Hauswand geprallt. Er kam ums Leben, seine Beifahrerin überlebte schwer verletzt. „18 Jahre und viel zu jung zu sterben“, hieß es damals in einen Abschiedsbrief, den die Eltern des Fahrers auf Facebook posteten. „Es ist nicht cool, auf Straßen zwischen Häusern und Blitzern mit der Polizei Katz und Maus zu spielen.“