Mit Warnblinker, Gehupe und teils geschmückten Autos fahren die Teilnehmer durch die Innenstadt. Die Polizei begleitet den Korso mit je einem Streifenwagen zu Beginn und zum Ende des Zugs. Foto: Sum

Autokorso gegen Corona-Maßnahmen ruft im Internet unterschiedliche Reaktionen hervor. 

Der Autokorso mit einigen Dutzend Fahrzeugen am frühen Freitagabend durch die Schramberger Innenstadt sorgt für kontroverse Diskussionen – auch im Internet.

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Schramberg - Mit Gehupe, Sirenengeheul und Warnblinker fuhren die Teilnehmer, begleitet von der Polizei, etliche Runden durch die Innenstadt. Sie brachten, besonders am Paradiesplatz, den Verkehr zeitweise zum Erliegen.

In den sozialen Netzwerken ist die Demonstration gegen die Corona-Maßnahmen – etwa Kritik an der Maskenpflicht – über das Wochenende viel kommentiert worden. Die Meinungen reichen von "Was soll der Schwachsinn?" bis zu großer Befürwortung.

So meint eine Userin: "Wir müssen auf uns aufmerksam machen. Die machen mit uns was sie wollen", während ein anderer zwar die Wirkung für begrenzt, die Demo an sich trotzdem für richtig hält: "Bringen wird’s nix, aber wenigstens macht jemand was bei dem planlosen Wahnsinn."

Für eine andere Userin gehe es um den Schutz der Risikogruppen "doch schon lange nicht mehr primär". Sie sei 100-prozentig "dafür, dass Risikogruppen geschützt werden" und habe "absolutes Verständnis alles dafür zu tun, damit die Inzidenzwerte zurückgehen, aber es sollte auch Wirkung zeigen und nicht das Gegenteil. Wenn es plausible Maßnahmen gibt, die sinnig sind und sich nicht widersprechen, bin ich persönlich die Allerletzte, die nicht mitzieht", bemängelt sie die aktuellen Corona-Maßnahmen.

Demo-Teilnehmer ernten auch Kritik im Netz

Doch die Demo-Teilnehmer ernten auch Kritik im Netz. Inhaltlich wie Organisatorisch: "Schonmal echt sinnlos, wenn keiner weiß, um was es geht. ️ Außer Benzinverschwendung und Luftverpestung nix gewesen. Aber, wir haben Meinungsfreiheit, das ist hiermit bewiesen", ist zu lesen. Eine weitere Userin meint: "Mit durch die Ignoranz dieser Teilnehmer stehen wir da, wo wir jetzt sind. Habt ihr denn keine Eltern, um die ihr euch sorgt? Sind euch eure Mitmenschen denn wirklich weniger wert als der tägliche Konsum von Luxusgütern, Urlaub und Partys?"

Etliche regen sich über das Verkehrschaos auf, indem sie steckten. Eine Userin allerdings meint: "Hab’ heut sagenhafte 45 Minuten heim gebraucht –🤣 aber egal. Ist ja scheint’s für’n guten Zweck."

Teilweise gehen die Diskussionen unter die Gürtellinie, es gibt gegenseitige Vorwürfe und Beleidigungen. Andere User wiederum nehmen die Sache mit Humor und vermuten, für das Verkehrschaos könnten Hanselsprung oder Brezelsegen verantwortlich sein.

Organisator unbekannt

Wer die Demonstration organisiert hat, die wohl offiziell bei den Behörden angemeldet gewesen ist, war bislang nicht zu erfahren. Bereits Ende November hatte es in Villingen eine ähnliche Protestaktion gegeben. Ob ein direkter Zusammenhang zwischen den beiden Autokorso-Demos besteht, ist nicht bekannt.

Kommentar: Ziel verfehlt

Es ist in einer Demokratie richtig und wichtig, die Entscheidungen der Regierung zu hinterfragen. Das gilt auch mit Blick auf die Corona-Maßnahmen. Dass bei Menschen wegen des ständigen Regel-Hin-und-Hers Unsicherheiten auftauchen und sie die Sinnhaftigkeit einiger Maßnahmen kritisieren, ist nachvollziehbar. Eine Demo per Autokorso ist hinsichtlich Abstandsregelungen und Kontaktbeschränkungen daher sicherlich eine gute Möglichkeit, seinen Unmut kundzutun. Wenn aber Kinder vom Beifahrersitz aus "Keine Masken im Unterricht" oder "Freiheit für uns Kinder" aus dem Fenster brüllen, ist für mich eine Grenze überschritten. Das ist nicht die Meinung der Kinder, vielmehr werden sie von ihren Eltern für deren Zwecke instrumentalisiert. Damit haben die Demonstranten genau das verfehlt, was sie so lautstark fordern: "Schützt die Kinder."