Wie hier am Schloss sind überall im Stadtgebiet bereits Plakate zur Ausstellung aufgehängt. Foto: Riesterer

"Der menschliche Körper – Lernen von den Toten". Das ist der Name einer Ausstellung, die am 14. und 15. Mai in Sulgen gezeigt wird. Zu sehen: konservierte menschliche Körperteile.

Schramberg - Seit es die berühmten "Körperwelten" von Gunther von Hagens gibt, scheiden sich an ihr die Geister. Plastinierte menschliche Leichen oder Leichenteile auszustellen, finden die einen faszinierend, die anderen fragwürdig bis hin zu geschmacklos. Die verschiedensten Erfahrungen zu Reaktionen hat Samantha Weber sicherlich auch bereits gemacht. Sie ist die Leiterin der Ausstellung "Der menschliche Körper – Lernen von den Toten". Laut Impressum der Internetseite mit Hauptstandort im kleinen Örtchen Lewitzrand in Mecklenburg-Vorpommern.

Plakate überall im Stadtgebiet

"Man kann es sich genau so vorstellen wie Körperwelten." Das Verfahren sei das gleiche. "Nur ist der Fokus bei uns mehr auf dem Wissenschaftlichen als auf der Kunst", erklärt sie. Bei "Körperwelten wird ja beispielsweise auch Farbe eingesetzt, bei uns nicht", beantwortet sie unserer Redaktion die Frage, was da – dank im gesamten Stadtgebiet flächendeckend ausgehängten Plakaten gut sichtbar – auf die Schramberger zukommt. An den beiden Tagen im Mai wird die Ausstellung in der "Eventlocation No.1" in der Sulgener Dr.-Konstantin-Hank-Straße 3 zu sehen sein – in Meppen beispielsweise sorgt die Ausstellung laut Medienberichten derzeit in einem alten Gasthaus für Aufregung; womöglich war dem ein oder anderen Gast beim Anblick der selbstbezeichneten "einzigartigen Ausstellung echter, konservierter menschlicher Körper in Europa" der eine oder andere Happen im Hals stecken geblieben.

Einblicke in den menschlichen Körper

Die Erfindung der Plastination und Präsentation von Exponaten in öffentlichen Ausstellungen ermöglicht es der Allgemeinheit, Einblicke in den menschlichen Körper zu erhalten, heißt es weiter auf der Internetseite. Die Ausstellung habe sich der Aufgabe gewidmet, "anatomisches Wissen an interessierte Besucher zu vermitteln. Grundlage hierfür ist eine umfangreiche Sammlung von Exponaten, bestehend aus konservierten menschlichen Körpern, Organen und Moulagen".

Auch was für Schulklassen

Ausführliche Erklärungen, Multimediavorführungen und Lehrtafeln zu allgemeinen und spezifischen Themen des menschlichen Körpers dienen neben den Exponaten der Wissensvermittlung, heißt es außerdem – weshalb die Ausstellung auch Schulen ein umfangreiches Bildungsangebot biete. "Die anatomische Ausstellung befasst sich mit sämtlichen lehrplangerechten Themen der Klassenstufen 6 bis 12 und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Weiterbildung in medizinischen Berufen." Deshalb würde Lehrern auch im Vorfeld von Klassenbesuchen ein kostenloser Besuch angeboten, sodass diese sich ein Bild von der Ausstellung machen können.

Info: Das Verfahren

Präparation: Auf der Internetseite der Ausstellung Körperwelten wird das Verfahren der Plastination ausführlich beschrieben. So wird zunächst der Verwesungsprozess im Körper gestoppt, indem eine Chemikalie in das Arteriensystem gepumpt wird. Es werden Haut, Unterhautfettgewebe und Bindegewebe entfernt, sodass Organe, Muskeln und Sehnen sowie Nerven und Gefäße freigelegt sind.

Entwässerung/Entfettung: Das Körperwasser, aus dem der menschliche Körper zu 70 Prozent besteht, wird durch ein Bad in einem Lösungsmittel (etwa Azeton) durch dieses ersetzt. Durch Erwärmen des Bads werden auch die Fette aus dem Gewebe entfernt – Entwässerung und Entfettung dauern drei bis vier Monate.

Imprägnierung: Der zentrale Schritt: Das Lösungsmittel wird in einer mit flüssigem Kunststoff gefüllten Vakuumkammer durch einen Reaktionskunststoff (etwa Silikonkautschuk) ersetzt. Das aus dem Gewebe ausgasende Azeton wird abgesaugt, und der im Präparat entstehende Unterdruck sorgt für das Eindringen des Kunststoffs bis in die letzte Zelle. Das dauert zwei bis fünf Wochen.

Positionierung: Der noch flexible Körper wird in die gewünschte Pose gebracht – die anatomischen Strukturen mit Hilfsmitteln wie Drähten oder Nadeln fixiert. Das, heißt es auf der Internetseite weiter, erfordere große anatomische Sachkenntnis, gestalterisches Geschick und einen Sinn für Ästhetik.

Gashärtung: Mit Silikon imprägnierte Präparate werden in einer luftdichten Kammer mit Hilfe eines speziellen Gases gehärtet. Für andere Kunststoffe kann Licht oder Wärme verwendet werden. Der Prozess ist abgeschlossen, das Präparat dauerhaft vor der Verwesung geschützt.