Ausnahmesituation im Rottweiler Tierheim: Immer mehr Katzen – vor allem Kitten – werden abgegeben. Anfragen gibt es, aber bei weitem nicht genug. Die Mitarbeiter kommen an ihre Grenzen. Droht nun ein Aufnahmestopp?
200 Millionen Katzen: So viele Nachkommen kann ein Tier innerhalb von zehn Jahren theoretisch in die Welt setzen. Das rechnet der Deutsche Tierschutzbund auf seiner Homepage beispielhaft vor. Denn auch wenn die Überlebenschancen von streunenden Katzen gering sind, wächst die Katzenpopulation stetig an.
Was das bedeutet, zeigt sich in diesem Jahr besonders extrem: Bereits jetzt kommen viele Tierheime an ihre Belastungsgrenzen. Im Kreistierheim in Donaueschingen wurde schon in der vergangenen Woche ein Aufnahmestopp für Katzen verhängt. Und wie ist die Lage in Rottweil?
So viele Katzen wie noch nie zuvor
Tatsächlich sieht es hier nicht anders aus: 92 Katzen, davon 60 Kitten, sind aktuell im Rottweiler Tierheim untergebracht – Tendenz steigend, wie die stellvertretende Tierheimleiterin Verena Marquardt berichtet. „Die Lage ist extrem, so schlimm war es noch nie“, sagt sie. Und das bereits Anfang August, zu dieser Jahreszeit sei es normalerweise etwa die Hälfte der Tiere. „Jetzt geht es eigentlich erst so richtig los, da kommt noch einiges auf uns zu“, meint Marquardt. Die Versorgung der Katzen stelle für das Tierheim eine hohe finanzielle – Spenden sind willkommen – und personelle Belastung dar. Das Tierheim kommt an seine Grenzen. Gespräche über einen Aufnahmestopp habe es mit dem Vorstand des Tierschutzvereins Rottweil bereits gegeben, bisher habe man sich aber noch gegen die Maßnahme entschieden.
Immer mehr Katzen im Kreis
Bereits im Mai hatte das Tierheim mehr Katzen aufgenommen als im gesamten vorigen Jahr. Aber wieso gibt es in diesem Jahr so viel Nachwuchs?
Den Grund sieht die stellvertretende Tierheimleiterin in der fehlenden Katzenschutzverordnung: „Unkastrierte Freigänger und herrenlose Katzen sorgen dafür, dass die Katzenpopulation im Kreis Rottweil immer weiter wächst“, sagt sie. „Eine Katzenschutzverordnung im Kreis Rottweil würde es uns möglich machen, dass wir unkastrierte Fundkatzen kennzeichnen und kastrieren dürfen, wenn sich innerhalb von 48 Stunden kein Besitzer ermitteln lässt.“
Entscheidung liegt bei Städten und Gemeinden
Ebenfalls darf der Tierschutzverein den Zutritt zu einem Grundstück erzwingen, wenn sich der Besitzer weigert, seine Katze kastrieren zu lassen. Die Entscheidung, eine solche Verordnung zu erlassen, liegt jeweils bei den Städten und Gemeinden. Und die stellen sich quer: „Wir sind immer im Gespräch mit den Gemeinden aber bei vielen sind wir noch weit davon entfernt.“
Katzenschutzverordnung hilft nicht sofort
Dabei wäre eigentlich Eile angesagt, denn bis die Auswirkungen einer solchen Verordnung tatsächlich spürbar sind, dauert es einige Jahre, erklärt Marquardt. Bisher ist Schramberg die einzige Kommune im Kreis Rottweil, die eine Katzenschutzverordnung verhängt hat. Für die Tierheime eine schlechte Prognose. Ohne eine Katzenschutzverordnung werde sich die Situation in den kommenden Jahren immer weiter zuspitzen, prognostiziert Verena Marquardt. Wie es dann weitergehen soll, weiß niemand.