Perspektive Bundeswehr? Bei der Messe „Visionen“ können Jugendliche vieles ausprobieren. Foto: sb/Thiercy

Bei der Bildungsmesse „Visionen“ stellen sich 190 potenzielle Arbeitgeber vor. Sie werben um Nachwuchs – denn noch immer sind viele Lehrstellen unbesetzt.

Was vor einem Jahrzehnt noch undenkbar schien, ist längst Realität: Firmen buhlen um Auszubildende. 30 000 Lehrstellen sind in Baden-Württemberg unbesetzt. 190 Aussteller werben an drei Tagen für sich und bieten jungen Menschen „Visionen“ bei der gleichnamigen Messe. Diese sei, so Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut, „ein Leuchtturm“ im ganzen Ländle.

Ihre eigene Tochter habe in der neunten Klasse die „Visionen“ in der Volksbankmesse besucht und jede Menge Infos und Input mitgenommen. Aber nicht nur deswegen findet die Ministerin die Messe gut, vielmehr sei das Event eine Möglichkeit für Schüler, sich über die Zeit nach dem Abschluss zu informieren.

Sophie Klink Foto: Thiercy

„Die Betriebe suchen händeringend nach qualifizierten Fachkräften“, sagt die Politikerin. Und macht eine Rechnung auf: „Eine berufliche Ausbildung bedeutet Qualifizierung, bedeutet Perspektive und bedeutet schlussendlich ein gutes Einkommen.“ Außerdem sei eine in Baden-Württemberg absolvierte Ausbildung „ein weltweit anerkanntes Prädikat“.

2006 ging die Messe zum ersten Mal an den Start, initiiert von der Hochschule Albstadt-Sigmaringen. Mittlerweile reicht die Messehalle bei der Volksbankarena nicht mehr aus für alle Unternehmen, ein Zelt muss für die vielen Stände angebaut werden. Auf dem Außengelände haben weitere potenzielle Arbeitgeber ihre Stände aufgebaut, das Rote Kreuz zum Beispiel oder die Bundeswehr. Dort ging es gleich am Eröffnungstag für die Schüler zur Sache: Sie durften sich einen Kommandorucksack schnappen und ausprobieren, ob man mit 20 Kilogramm oder mehr auf dem Rücken Liegestützen machen kann.

Dirk Abel und seine Mitarbeiterinnen Foto: Thiercy

Übrigens stehen nicht die Chefs an den Ständen – es sind die aktuellen Azubis, die künftigen Kollegen erzählen, wie ihr Berufsalltag aussieht. Und der ist je nach Branche ganz unterschiedlich. Die einen arbeiten beim Forst draußen in der Natur, die anderen bedienen Maschinen und wieder andere kümmern sich um die Pflege von alten Menschen. Allen jungen Menschen an den Ständen merkt man an, dass sie das, was sie tun, gerne machen.

Die jungen Mitarbeiter der Stadt Balingen, zum Beispiel. Deren Chef, Oberbürgermeister Dirk Abel, sagte seinem Team am Eröffnungstag persönlich „Hallo“ am Stand.

Auf die Messe eingestimmt hat neben Hoffmeister-Kraut auch Landrat Günther-Martin Pauli. Kurz und knackig gab er bekannt, dass die Standgebühren gesenkt werden konnten: „Wir sind sehr sparsam.“ Dass die „Visionen“ wirken zeigen laut Ministerin auch die steigenden Zahlen an neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen. Während der Pandemie gab es die Messe nur online – da habe man die Jugendlichen eher nicht erreicht. Seit vergangenem Jahr aber stiegen die Zahlen an, die Industrie- und Handelskammer zum Beispiel habe sechs Prozent mehr Vertragsabschlüsse verzeichnet, im Handwerk seien es fast drei Prozent mehr.

Initiiert wird die Messe von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Zollernalbkreis (WFG). Deren Geschäftsführerin Silke Leibold schwor am Donnerstag Morgen in der schon proppenvollen Messehalle Teams und Besucher auf drei spannende Tage ein.

„Wege nach dem Schulabschluss“ – das ist das Motto der Messe. Hoffmeister-Kraut: „Es gibt viele Wege. Master oder Meister? Wir brauchen beides.“ Eine vergleichbare Messe in dieser Größe und mit dem enormen Einzugsgebiet wie die „Visionen“ sei übrigens einmalig im Land.