Der Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik ist im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen der zweitbeliebteste Ausbildungsberuf. Foto: Marketing Handwerk GmbH

Die Ausbildungszahlen im Bezirk der Handwerkskammer Reutlingen stabilisieren sich – im Kreis Freudenstadt steigen sie sogar deutlich: Hier wurden 30 Prozent mehr Lehrverträge abgeschlossen als im Vorjahr. Auch die IHK Nordschwarzwald meldet eine erfreuliche Entwicklung am Ausbildungsmarkt.

Auch in diesem Jahr lag das Angebot an Ausbildungsplätzen in den Handwerksbetrieben in der Region über der Nachfrage. Die Probleme, junge Menschen für eine Handwerksausbildung zu begeistern, seien in den vergangenen Jahren nicht kleiner geworden, heißt es in einer Mitteilung der Handwerkskammer Reutlingen. Zum Ausbildungsstart waren demnach noch 281 Ausbildungsplätze unbesetzt.

Dennoch falle die Bilanz bei den Neuabschlüssen von Ausbildungsverhältnissen erfreulich aus, so die Kammer, die lediglich einen minimalen Rückgang von 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr (elf Auszubildende weniger) verzeichnet. Bis zum 31. Oktober wurden 1789 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen.

Die Bilanz in den fünf Landkreisen des Kammerbezirks fällt unterschiedlich aus. In drei Kreisen liegt die Zahl der Neuverträge im Plus. Dazu zählt neben Reutlingen (plus 0,54 Prozent), Tübingen (plus 1,81 Prozent) auch der Landkreis Freudenstadt. Hier wurden 256 neue Lehrverträge geschlossen, eine „außerordentliche Steigerung“ von 30,61 Prozent. Im Kreis Sigmaringen hingegen gibt es 52, im Zollernalbkreis 29 weniger neue Auszubildende als im Vorjahr.

Klimaberufe attraktiv für junge Leute

„Was an den Ausbildungszahlen auffällt, ist, dass es im Landkreis Reutlingen und Freudenstadt einen deutlichen Anstieg im Berufsfeld Bau und Ausbau gibt. Wohingegen in Tübingen ebendort ein Minus von 10,47 Prozent zu verzeichnen ist, in Sigmaringen sogar ein Minus von 26,83 Prozent“, wird Christiane Nowottny, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin und Geschäftsbereichsleiterin Berufsausbildung, Prüfungs- und Sachverständigenwesen der Handwerkskammer Reutlingen, in der Mitteilung zitiert.

Über alle fünf Landkreise hinweg hat ein Beruf besonders an Zuwachs gewonnen: Der Anlagenmechaniker Sanitär, Heizung, Klima legte um 33,55 Prozent zu. Klimaschutz und Nachhaltigkeit seien langfristige Herausforderungen, die in Zukunft verstärkt an Bedeutung gewinnen würden, so Nowottny. Die steigende Sensibilisierung für Umweltprobleme, Klimawandel und Ressourcenknappheit, gepaart mit Nachhaltigkeit als wichtiger Wert in der Gesellschaft, Innovationspotenzial, Jobwachstum und Sicherheit machten Klimaberufe attraktiv für junge Leute.

IHK meldet positiven Trend

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Nordschwarzwald bestätigt in einer weiteren Mitteilung den positiven Trend am Ausbildungsmarkt, der eine „erfreuliche Erholung“ zeige, wie aktuelle Zahlen der neu eingetragenen Ausbildungsverhältnisse von 2302 Verträgen belegten. In den Gebieten Stadtkreis Pforzheim, Enzkreis, Kreis Calw und Kreis Freudenstadt verzeichnet die IHK einen „beeindruckenden Anstieg“ um 21,2 Prozent im Vergleich zum gleichen Stichtag des Vorjahrs (31. Oktober).

Der positive Trend liege im Vergleich zu anderen IHKs in Baden-Württemberg signifikant über dem Durchschnitt, heißt es weiter. Diese ermutigende Entwicklung erstrecke sich über verschiedene Ausbildungsbereiche, einschließlich kaufmännischer, gastronomischer und gewerblich-technischer Berufe.

Resultat gemeinsamer Anstrengungen

„Diese Zahlen zeigen sehr eindrucksvoll, wie sehr sich die Unternehmen in der Ausbildung engagieren. Das macht sich bezahlt und lässt hoffnungsvoll in die Zukunft blicken“, kommentiert Tanja Traub, Hauptgeschäftsführerin der IHK Nordschwarzwald.

Die positiven Entwicklungen seien das Resultat gemeinsamer Anstrengungen aller Beteiligten am Ausbildungsprozess, betont Knut Lohrisch, Mitglied der Geschäftsführung der IHK Nordschwarzwald.

Kraftfahrzeugmechatroniker weiterhin am beliebtesten

Plus bei Abiturienten
Bemerkenswert an ihren aktuellen Zahlen ist laut der Handwerkskammer Reutlingen der Anstieg an jungen Menschen mit Abitur und Fachhochschulreife, die eine duale Handwerksausbildung einem Studium vorziehen. Im Vergleich zum vergangenen Jahr haben 5,5 Prozent mehr Abiturienten eine Lehre im Handwerk begonnen, seit 2020 sogar 14,79 Prozent mehr. Zudem hätten wieder mehr Jugendliche mit Hauptschulabschluss (plus sieben Prozent) eine Ausbildung begonnen, womit die Abwärtsspirale aufgehalten worden sei.

Attraktivste Berufe
Leichte Veränderungen gab es auf den Spitzenplätzen der beliebtesten Ausbildungsberufe im Kammerbezirk. Platz eins belegt nach wie vor mit 214 Auszubildenden der Kraftfahrzeugmechatroniker. Auf Platz zwei liegt, im Vergleich zum Vorjahr erheblich verbessert, der Anlagenmechaniker Sanitär, Heizung, Klima. Der dritte Platz geht an den Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik. Dann folgen Zimmerer, Tischler, Friseure und Maler.