Maodo Lô (links) hebt ab in Richtung Korb ­–­ auch offensiv konnte die deutsche Mannschaft phasenweise überzeugen. Foto: Becker

Das deutsche Nationalteam ist mit einem 76:63-Sieg gegen Frankreich in die Europameisterschaft gestartet. Vor den Augen des phasenweise ekstatischen Kölner Publikums sorgte die DBB-Auswahl dafür, dass das Achtelfinale zum Greifen nah ist.

Gänsehaut-Momente

Für die deutschen Basketballfans hatten sich am Donnerstagabend in der Kölner Lanxess-Arena die ersten Gänsehaut-Momente bereits lange vor der Schlusssirene des Duells mit den Franzosen ereignet. Während der Zeremonie zu Ehren von Dirk Nowitzki, bei der sein DBB-Trikot mit der Nummer 14 unter das Hallendach gezogen wurde, brachen die knapp 18 000 Zuschauer immer wieder in ohrenbetäubenden Jubel aus. Es war zugleich ein Meilenstein der deutschen Basketball-Geschichte sowie der Startschuss für einen Abend, der aus DBB-Sicht kaum besser hätte laufen können.

Nervöser Beginn

Das Team von Bundestrainer Gordon Herbert war zu Beginn seiner Auftaktpartie sichtlich nervös, vielleicht auch eingeschüchtert von der Kulisse. So dauerte es fast vier Minuten, bis NBA-Star Dennis Schröder von der Freiwurflinie die ersten deutschen Punkte des Abends erzielte.

Enorme Intensität

Doch nach anfänglichen Schwierigkeiten kämpfte sich die DBB-Auswahl regelrecht in die Partie. Mit jedem versandeten Ballbesitz der Franzosen wurde klarer, dass die enorme defensive Intensität der Schlüssel zum Erfolg für die Deutschen sein würde. Und tatsächlich schafften es die Gastgeber, fast jeden französischen Angriff zu stoppen oder zumindest zu erschweren. Allerdings bekam man es mit einem Gegner zu tun, der offensiv weit unter seinen Möglichkeiten blieb. Vor allem die NBA-Legionäre Evan Fournier (sieben Punkte) und Rudy Gobert (elf) waren über weite Strecken abgemeldet. Gerade letzterer schaffte es zu selten, seine enorme Physis in Dominanz rund um den Korb umzumünzen. Auch am anderen Ende des Parketts ließ der dreifache Defensivspieler des Jahres in der NBA häufig seine gewohnte Strahlkraft vermissen.

Maodo Lô stark

Auch offensiv konnte das DBB-Team im Großen und Ganzen überzeugen, offenbarte aber zugleich noch die ein oder andere Schwäche. Angeführt von Dennis Schröder und dem starken Maodo Lô ließ die deutsche Mannschaft den Ball oftmals gut laufen, spielte sich viele offene Würfe heraus. Allerdings wurde den Rollen- und Bankspielern viel Last auferlegt. Lô, Johannes Thiemann, Niels Giffey und Co. lieferten in beeindruckendem Maße ab, im weiteren Turnierverlauf wird es vermutlich dennoch darauf ankommen, ob Schröder und Youngster Franz Wagner die Offensive schultern können.

Nur eine Stichflamme?

Schröder setzte zwar seine Mitspieler immer wieder gut in Szene, tat sich allerdings enorm schwer, selbst effizient zu punkten (29 Prozent aus dem Feld, 0/6 Dreier).

Durch den berauschenden Sieg über Frankreich ist das DBB-Team einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale gegangen. Mit dem Rückenwind von zwei Erfolgen gegen EM-Favoriten – die Generalprobe vor dem Turnier gewann man bereits gegen Slowenien – geht Deutschland nun wohl als Favorit in das Duell mit Bosnien und Herzegowina (Samstag, 14.30 Uhr).

Ein weiterer Sieg und noch mehr getanktes Selbstvertrauen wären der nächste Schritt, bevor die Spiele gegen Litauen (Sonntag, 14.30 Uhr) und Slowenien (Dienstag, 20.30 Uhr) anstehen.

Aufschlussreiche Härtetests

Nach diesen Härtetests wird sich schon eher abschätzen lassen, ob das Auftaktfeuerwerk gegen Frankreich eine Stichflamme war, oder ob es für Deutschland bei dieser Heim-EM tatsächlich weit gehen kann.