Fälle von sexuellen Missbrauchs eines Mannes aus Villingen-Schwenningen werden derzeit vor dem Landgericht Konstanz verhandelt. Foto: © angiolina – stock.adobe.com

Seit Montag muss sich ein 59-Jähriger aus Villingen-Schwenningen vor der Großen Jugendstrafkammer des Landgerichts Konstanz wegen des mehrfachen, schweren sexuellen Missbrauchs an seiner damals acht- bis 14-jährigen Tochter verantworten. Für die Aufarbeitung dieser schweren Vorwürfe sind weitere Verhandlungstage vorgesehen.

Villingen-Schwenningen/Konstanz - Die Anklagepunkte sind gravierend. Über einen Zeitraum von sechs Jahren soll der angeklagte Vater seine leibliche Tochter insgesamt 130- mal schwer sexuell missbraucht haben. Weitere acht Fälle soll er verübt haben, als seine Tochter älter als 14 Jahre war.

Er vermutet eine Intrige

Nachdem die Staatsanwältin die Anklagepunkte verlesen hatte, nahm der 59-jährige Angeklagte Stellung zu den Vorwürfen. "Das ist alles gelogen" und "Die wollen mir was anhängen", so der Angeklagte während seiner etwa eineinhalb Stunden andauernden Vernehmung durch den Vorsitzenden Richter Dospil. "Die wollen an mir Rache nehmen." Der 59-Jährige vermutet eine Intrige und letztlich Familienangehörige, die dafür verantwortlich sind, dass er sich jetzt diesen Vorwürfen ausgesetzt sieht. Während seinen Ausführungen konnte er trotzt der geduldigen Nachfragen durch die Kammer nicht plausibel erklären, wie er zu seinen Vermutungen kommt. "Ich war immer gut zu meinen Kindern und hatte immer ein gutes Verhältnis zu ihnen." Der schmächtig wirkende Angeklagte versuchte der Kammer immer wieder darzustellen, dass er unschuldig ist und die Vorwürfe frei erfunden sind.

Missbrauch geschah zu Hause und in einer Gaststätte

Die durch den sexuellen Missbrauch betroffene, heute 20-jährige Tochter musste persönlich nicht vor der Kammer aussagen. Ihre Aussagen waren im November 2020 von einer Ermittlungsrichterin aufgenommen und mit einer Videoaufzeichnung dokumentiert worden. Um der Geschädigten eine Re-Traumatisierung zu ersparen, wurde die Videoaufzeichnung im Gerichtssaal gezeigt. Dabei schilderte die Geschädigte die Abläufe der schweren, sexuellen Übergriffe und die Orte an denen die Missbrauchshandlungen geschahen. Der Angeklagte, der offenbar unter Hörproblemen leidet, verharrte über den gesamten Zeitraum mit dem Rücken zur Leinwand und es schien, dass er bewusst den Blick auf die Videoaufzeichnung vermeiden wollte.

Zuerst im Kinderzimmer, später im Lagerraum an ihr vergangen

Die 20-Jährige schilderte in ihren Beschreibungen detailreich, wie sich ihr Vater mit seinen Missbrauchshandlungen zuerst zu Hause im Kinderzimmer und später dann immer wieder in der Küche oder im Lagerraum einer Gaststätte an ihr vergangen habe. Im Jahr 2019 war es es dann von ihr zu einer Offenbarung gegenüber ihrer Mutter und ihrer Familie gekommen. Daraus resultierte der Entschluss zu einer Anzeige. "Heute bin ich froh darüber, dass ich mich geöffnet habe", schilderte die 20-Jährige zum Ende ihrer richterlichen Vernehmung.

Da der 59-Jährige nach dem Video erklärte, dass er die Aussagen im Videofilm akustisch nicht habe verstehen können, wurde durch die Kammer entschieden, dass die Aufzeichnung am Nachmittag erneut abgespielt wird, um dem Angeklagten eine weitere Möglichkeit zu geben, sich die Schilderungen seiner Tochter anzuhören. Der Missbrauchs-Prozess wird mit zwei weiteren Verhandlungstagen sowie mit der Vernehmung einer Sachverständigen und weiteren Zeugen fortgesetzt.