Dorothee Eisenlohr benannte den weiteren Weg der Stadt – im Hintergrund die Stadtmusik, die musikalisch umrahmte. Foto: Fritsche

Mit einem Sommerempfang im Park der Zeiten feierte die Stadt Schramberg das Jubiläum "50 Jahre Große Kreisstadt".

Schramberg. Der leichte Sommerregen, der auch mal kurz Pausen einlegte, tat der guten Stimmung im Park zwischen Villa Junghans und Musikpavillon keinen Abbruch, zumal das Steffi-Flaig-Trio und die Stadtmusik Schramberg den Empfang mit passend ausgewählten Stücken musikalisch begleiteten und dafür viel Beifall bekamen, besonders auch Steffi Flaig und Dominik Dieterle für ihre Soli. Schramberg ist eben nicht nur eine Stadt der Uhren, der Industrie und des Tourismus, sondern auch der Musik und, wie sich später erwies, des Schauspiels.

Zum Empfang gekommen waren Schramberger aus allen Stadtteilen, darunter viele, die die Entwicklung der Stadt schon vor Jahrzehnten begleitet und vorangebracht hatten und solche, die sich heute dieser Aufgabe stellen. "Gerade in schwierigen Zeiten ist es wichtig, als Stadtgesellschaft zusammenzustehen", hatte Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr in ihrer Einladung geschrieben. Die darin angekündigte Verleihung des Ehrenbriefs an den früheren Stadtbrandmeister Werner Storz werde bei einem anderen Anlass nachgeholt, schickte sie ihrer eigentlichen Rede voraus.

Bilanz und Ausblick

"Unser letzter Neujahrsempfang liegt zweieinhalb Jahre zurück. Seither ist viel passiert", begann Eisenlohr. Damit meinte sie vor allem die schwierige Corona-Zeit und den Krieg in der Ukraine, der 160 Geflüchtete auch nach Schramberg gebracht hatte. Den Hauptteil ihrer Rede nutzte Eisenlohr dann, um "Aktivitäten und Ziele" in zehn Punkten zusammenzufassen und zu erläutern. Als eine Art Bilanz der letzten Jahre zählte sie abgeschlossene, laufende und kommende kleine und große Projekte der Stadt auf und gab detailliertere Erläuterungen dazu. Die wichtigsten sind:

Lebendige Innenstadt:

Das Schiltachufer am Brestenberg, wo man auf Stufen am Hang sitzen, ein Eis essen und die Beine ins Wasser hängen könnte, hat die Stadt noch fest im Blick, braucht aber noch einige Grundstücke für die Realisierung.

Wohnraumschaffung:

Die Nutzung brachliegender Flächen, die Innenentwicklung, soll über eine "Baulückenbörse" gestärkt werden.

Mobilität:

Ab 2023 werden alle Leasing-Fahrzeuge des Verwaltungsfuhrparks auf E-Antrieb umgerüstet.

Stadtverwaltung:

Bis Ende 2023 müssen über 600 Verwaltungsdienstleistungen für die Bürger online nutzbar sein. Gleichzeitig will sich die Stadt anstrengen, "ein attraktiverer Arbeitgeber zur werden". Dem technologischen Wandel folge ein "Kulturwandel in der Verwaltung", um in Zukunft besser für die Bürger da zu sein.

Bürgerbeteiligung:

In Zukunft will die Stadtverwaltung regelmäßig in die Stadtteile kommen, zum Beispiel "alle zwei Jahre im Sommer". Den Anfang hat sie am Mittwoch in Heiligenbronn gemacht, am 21. September folgt Sulgen. Auf das Stadtentwicklungskonzept STEP 2020+ soll zu "Schramberg 2035" weiterentwickelt werden. Im ersten Halbjahr 2023 wird die Bürgerbeteiligung dazu starten.

Einschätzung der Lage

Der zehnte Punkt auf Eisenlohrs Liste hatte es besonders in sich: "Machbarkeit in den Blick nehmen, realistisch werden". Eisenlohr lieferte hier eine ziemlich schonungslose Beschreibung der aktuellen Lage, die von einer nahezu Halbierung der Gewerbesteuereinnahmen und steigenden Energie-, Material- und Rohstoffpreisen geprägt ist, und zog die notwendigen Folgerungen daraus: Zum Beispiel ein Abspecken des Investitionsprogramms im Haushalt.

Kernsätze von ihr waren hier: "Wir müssen Farbe bekennen, welche Projekte, gerade Bauprojekte, für uns am wichtigsten und dringendsten sind. Das sind dann die, die wir trotz steigender Kosten und sinkender Einnahmen noch umsetzen. In der Folge wird es andere Projekte geben, die kleiner geplant, zeitlich verschoben oder sogar aufgegeben werden müssen". Wenn man sich von Illusionen und Luftschlösser verabschiede und auf machbare Visionen konzentriere, erhöhe man die Chance auf Erfolg. Und für Eisenlohr noch wichtiger: "Wir werden (wieder) glaubwürdiger für Sie, die Bürgerinnen und Bürger".

Historischer Boden

Nach diesen grundsätzlichen Worten verabschiedete Eisenlohr die Stadtmusik von der Bühne und kündigte das "nächstes kulturelle Highlight, den Auftritt der Theaterwerkstatt Schramberg" an. Diese zeigte eine exklusive Preview aus dem Stück "Die Unruh des Herrn Junghans". Gemeint ist Erhard Junghans der zweite. (Der um 1885 den heutigen Park der Zeiten als Landschaftspark im englischen Stil anlegen ließ.) Das Stück haben Lars Bornschein und Roland Eisele aus der Theaterwerkstatt selbst geschrieben. Mit starker schauspielerischer Präsenz brachten die Mitwirkenden Momente der Industriegeschichte Schrambergs auf die Bühne.

Ausklang

Danach klang der abendliche Empfang aus bei kühlen Getränken, lebhaften Gesprächen und den Klängen des Steffi-Flaig-Trios. Eisenlohr hatte wegen des Wetters gebangt, doch letztlich ging ihre Rechnung auf, den Empfang nicht im Bärensaal, sondern im Park abzuhalten. Trotz des Regens konnte die Stimmung kaum besser sein, nicht zuletzt wegen des besonderen Ambiente im Park der Zeiten.