Ein ungeahnt heißes Eisen könnte der Wärmeplan für VS mit Blick auf das fast flächendeckende Gasnetz sein. Liegt bald diese ganze Infrastruktur ungenutzt brach? Foto: dpa/Norbert Försterling

Recht geräuschlos war die Zustimmung im Technischen Ausschuss bei zwölf Ja- und keiner Gegenstimme gefallen: Villingen-Schwenningens kommunaler Wärmeplan schien besiegelt. Doch jetzt könnte das Thema ein mittelschweres Erdbeben nach sich ziehen. Der FDP-Stadtrat Frank Bonath warnt vor einem Schnellschuss.

Frank Bonath befürchtet: Nicht nur Eigenheimer – und damit letztlich auch Mieter, sondern auch Industriebetriebe könnten durch einen voreiligen Beschluss des Kommunalen Wärmeplans für VS ins Hintertreffen geraten.

Denn: Nach aktuellem Stand trete das Wärmeplanungsgesetz am 1. Januar 2024 in Kraft, sofern vor Ort eine kommunale Wärmeplanung vorliegt. Aber: Was genau dann in Kraft treten könnte, sei bundesweit noch gar nicht beschlossen. „Wir müssen das verschieben, bis wir Rechtssicherheit haben“, fordert der FDP-Landtagsabgeordnete für den Schwarzwald-Baar-Kreis.

Sage VS nun also vorschnell Ja zum Kommunalen Wärmeplan VS, dann kaufe man gewissermaßen die Katze im Sack. Und die könne sich im Ernstfall geradezu als Untier entpuppen. Noch unklar sei nämlich beispielsweise, ob Gas künftig noch eine Rolle spielen dürfe – aber: In den 47 Gebieten, in die Gesamtstadt Villingen-Schwenningen unterteilt sei, verfüge man flächendeckend über ein Gasnetz, außer in Herzogenweiler. Dürfe man überall hier nun, wie beabsichtigt, nur auf Geothermie, Solarthermie und Wärmepumpen setzen, läge ein Gasnetz brach, das einerseits ein wertvolles Leitungsnetz in Sachen Wasserstoff und Biomethan werden könne, und an dem andererseits auch noch reichlich Industrie hängt.

Frank Bonath warnt vor einem Schnellschuss. Der könnte VS, die Region und viele Unternehmer teuer zu stehen kommen, befürchtet er. Foto: Büro Bonath

Würden alle privaten Gaskunden abgehängt, komme die Beförderung des Gases an die Industriekunden teuer. „Die Kosten für die Durchleitung tragen dann nur noch wenige.“ Und mehr noch: Das Netz könnte eine wichtige Säule sein, um den für die Industrie in der Region so wichtigen Wasserstoff nutzen zu können. Aber: „Das Gasnetz, das wir haben, wird nirgendwo empfohlen zu prüfen“, kritisiert er die aktuell vorgesehene Wärmeplanung für VS. Das Erdgasnetz würde quasi „über Nacht“ überflüssig, und obendrein schwäche man mit einer solchen Entscheidung genau jenen Akteur, „der eigentlich die Wärmewende mit uns machen soll“: die Stadtwerke.

Bonath: Es könnte weh tun

Wohin all das in Summe in Bonaths Augen führen kann, macht er in einem Satz deutlich: „Das wäre ein echter Standortnachteil, der uns am Ende weh tun wird.“

Noch vor der entscheidenden Gemeinderatssitzung am Mittwochabend prescht der Liberale deshalb mit einem Änderungsantrag zum entsprechenden Tagesordnungspunkt vor: Der Kommunale Wärmeplan VS solle als Entwurf zur Kenntnis genommen, aber noch nicht beschlossen werden.

Zudem fordert Bonath eine Bedarfsanalyse, bei der auch die Gebietskategorie „Wasserstoffnetzgebiet“ sowie die Option „Biomethan“ zu prüfen sei. An den sechs Modellprojekten mag er nicht rütteln, genauso wenig wie an der Notwendigkeit, die Kommunale Wärmeplanung wie gefordert bis zum Jahresende voranzubringen. Nur jetzt schon beschließen, das mag Bonath diese Pläne mit Blick auf die Katze im Sack, die er in diesem Gesamtpaket wittert, aktuell auf keinen Fall.