Bürgermeister Bruno Metz (von links) half dem Ehepaar Shelley und Peter Dreyfuss, dessen Cousin Gary Levine sowie Rolf Meyer aus der Schweiz und der Nichte des Ehepaars Dreyfuss, Suzanne Schechter, die Geschichte ihrer Vorfahren nachzuvollziehen . Foto:  

Eine Reisegruppe aus den USA der Familien Dreyfuss und Bernheim hat Ettenheim besucht und wurde von Bürgermeister Bruno Metz begrüßt. Leopold und Alice Dreyfuss waren einst im Rahmen des Holocaust verschleppt und ermordet worden.

Das Ehepaar Shelley und Peter Dreyfuss, deren Cousin Gary Levine aus den USA sowie Rolf Meyer aus der Schweiz und Suzanne Schechter (USA) haben eine knapp zweiwöchige Reise nach Deutschland gemacht und der Geschichte der Familien Dreyfuss und Bernheim vor Ort nachzuspüren.

Vergangene Woche waren sie im Raum Fulda unterwegs, diese Woche hatten sie Kippenheim, Altdorf, Ettenheim sowie den jüdischen Friedhof in Schmieheim besucht. Sie werden dabei von Ute Mehlhorn aus Thüringen begleitet, die „Reisen in die Geschichte der Vorfahren“ anbietet und die entsprechenden Treffen vor Ort organisiert.

Im Bürgersaal des Ettenheimer Rathauses hieß Bürgermeister Bruno Metz die Gruppe in der Stadt mit einer kleinen Stärkung willkommen. Er gab einen kurzen Überblick über die Stadt, deren Geschichte und ihren Verbindungen aus der Zeit, als Ettenheim noch zum Bistum Straßburg gehörte. Auch dass Kardinal Rohan nach der Halsband-Affäre am französischen Hof dorthin umzog und die Entführung des Herzogs von Enghien durch Napoleon fanden Erwähnung. An der Gedenktafel von 1969 zur Erinnerung an die jüdischen Mitbürger wurde ein Erinnerungsfoto an den Besuch in Ettenheim gemacht.

Ettenheim kann eine bewegte Stadtgeschichte vorweisen

Metz erläuterte den Besuchern die Entwicklung der Stadt, ihre Stärke als Schulstadt und gab zahlreiche Informationen über die aktuellen Entwicklungen, die Gemeindereform vor 50 Jahren und die heutigen Herausforderungen, denen sie sich auch in der Folge des Kriegs in der Ukraine, stellen muss.

Metz betonte, er hoffe, dass es gelingen möge wieder Frieden in Europa herzustellen und gemeinsam das Leben in der Demokratie zu gestalten. Er entschuldigte Ehrenbürgerin Margret Oelhoff, die zur Zeit nicht in Ettenheim ist, und gerne weitere Informationen gegeben hätte.

Durch die Erforschung der Geschichte sind viele Verbindungen entstanden

Achim Schwab gab einige Informationen über das Leben damals, vor allem auch über den Vorfahren Leopold Dreyfuss und dessen Geschichte. 1988 habe die Stadt im Zusammenhang mit den damaligen Erforschungen und Dokumentationen über die Geschichte der Juden in Ettenheim und der Raumschaft alle ehemaligen jüdischen Mitbürger nach Ettenheim eingeladen. Daraus seien wieder viele gute Verbindungen entstanden. Diese habe insbesondere der vor Kurzem verstorbene Robert Krais intensiv gepflegt.

Leopold Dreyfuss, so Schwab, sei 1875 in Altdorf geboren worden. Er heiratete später Leonie Bloch aus Uttenheim im Elsass. Im Ersten Weltkrieg hatte Leopold Dreyfuss mitgekämpft. Das jüdische Leben in Altdorf war von einem guten Miteinander mit den Nichtjuden geprägt gewesen, das sich bis zum entsprechenden Aufteilen der Ressourcen je nach Glauben (Fleisch von Tieren) regelte. „Man lebte mitten in Altdorf miteinander“, so Schwab.

Familienmitglieder wurden nach Auschwitz und Theresienstadt deportiert

Später in der NS-Zeit nach den Progromen wurde es immer deutlicher, dass Sicherheit für Leib und Leben nur durch die Auswanderung möglich war. So fanden etwa Leonie und ihr Sohn Siegfried Zuflucht. Durch die kriegerische Entwicklung war dies jedoch oftmals nur eine Scheinsicherheit.

Die 1943 erfolgte Zwangsdeportation nach Gurs und die Zwangsdeportation nach der Reichspogromnacht ins KZ bedeutete wie für viele andere Mitbürger auch für Mitglieder der Familie Dreyfuss das Ende ihres Lebens oder lange Jahre der Zwangsarbeit. Leopold, dem die Ausreise nach Frankreich verwehrt worden war, starb im KZ Theresienstadt. Seine Tochter Alice wurde nach Auschwitz deportiert und ermordet.

Thora-teppich besichtigt

Dem ausführlichen Gespräch mit vielen Informationen über die Vorfahren und das heutige Leben in Altdorf und Ettenheim schloss sich noch ein Besuch im Ratssaal des Palais Rohan an, bei dem der Thora-Teppich besichtigt wurde. Ebenso, auch auf Wunsch der Gäste, konnten sie anschließend das Gymnasium Ettenheim besuchen, das auch schon früher eine wichtige Rolle inne hatte.

Nach einem Besuch in Emmendingen am folgenden Tag und dem Besuch des jüdischen Friedhofs in Schmieheim werden die Gäste mit vielen neuen Erfahrungen aus der Geschichte ihrer Vorfahren wieder in die USA, sei es in die Staaten von Florida, New York oder Massachusetts, zurückfliegen. Im Gepäck werden sie nicht nur die Eindrücke der Reise in die Vergangenheit ihrer Vorfahren haben, sondern auch entsprechende Informationen und Dokumentationen. Für ihre freundliche Aufnahme in Ettenheim dankten sie herzlich, insbesondere auch für die persönlichen Informationen die ihnen dort übermittelt wurden und auch in Schriftform mitgegeben wurden.