Er wird vielen fehlen: Robert Krais ist am Sonntag gestorben. Foto: Hiller

Er hat großes Engagement um die Erinnerungsarbeit in der südlichen Ortenau gezeigt. Auch indem er zahlreiche Verbindungen zu Holocaust-Überlebenden und ihren Nachkommen knüpfte. Am Sonntag ist Robert Krais im Alter von 81 Jahren verstorben

Ettenheim - "Robert Krais war maßgeblich daran beteiligt gewesen, dass die Kippenheimer Synagoge gerettet werden konnte. Sein großer Verdienst war es, dass er sich um Überlebende des Holocaust und um die Nachfahren gekümmert hat. Ohne die Arbeit von ihm wären wir in der Erinnerungsarbeit in der südlichen Ortenau nicht so weit gekommen", erklärt auch Jürgen Stude, Vorsitzender des Förderkreises Ehemalige Synagoge Kippenheim.

Im Einsatz für die Kippenheimer Synagoge

Dieser Einschätzung stimmt Kippenheims Bürgermeister Matthias Gutbrod zu. "Ohne seinen Einsatz wäre die Sanierung der Kippenheimer Synagoge wohl nicht möglich gewesen", erklärt er und erinnert sich, dass Krais häufig Gesprächspartner von ihm im Rathaus gewesen ist. "Das Engagement von Robert Krais für die Erinnerungsarbeit geht weit über das übliche Maß hinaus. Er hat sich Zeit seines Lebens für die Belange und die Erinnerung an die ehemaligen jüdischen Bürger aus unserer Gemeinde eingesetzt, er hat sich dies quasi zur Lebensaufgabe gemacht".

Gründungsmitglied des DIA

Krais war Autor zahlreicher Buchveröffentlichungen, die sich mit dem jüdischen Leben in der Region auseinandersetzen, und erhielt für seine Erinnerungsarbeit mehrere Auszeichnungen. Er war Gründungsmitglied des Deutsch-Israelischen Arbeitskreises Südlicher Oberrhein (DIA) und dort seit 1983 Teil des Vorstands gewesen. Dessen Vorsitzende Simone Schermann erklärt, der DIA sei über Krais’ Tod "zutiefst betroffen und traurig." "Das größte Vorbild für mich war, dass sich Robert Krais in seiner Zielstrebigkeit und seinem unermüdlichen Engagement von niemandem jemals hat von seiner Bestimmung abbringen lassen. Weder von der Politik noch von ehrenamtlichen Funktionären, etwa als er 2018 die Auflösung des DIA zu verhindern wusste. Sein Einsatz galt dem Staat Israel. Seine von Herzen kommende Solidarität mit den unter ständiger Kritik stehenden Juden des Landes sind beispielhaft und maßgebend für mich geworden", erklärt Schermann.

Auch für den Sport großen Einsatz gezeigt

Seine letzte Lebenszeit verbrachte Krais im Ettenheimer Bürgerstift. Bürgermeister Bruno Metz spricht Krais’ Einsatz bezüglich der Erinnerungsarbeit und für den Erhalt der Synagogen große Anerkennung aus. Er erinnert im Gespräch mit unserer Redaktion aber auch an den Einsatz Krais’ für den Sport und für Menschen mit Handicap. "Auch für diese Menschen hatte sein Einsatz sicherlich eine große Bedeutung", so Metz.

Krais wurde am 30. September 1941 in Freiburg geboren. In den 1970er-Jahren kam er als Erzieher an die Heimschule St. Landolin nach Ettenheim. Später wechselte er beruflich vom Internat ins Sportamt des DJK Diözesanverbands Freiburg. "Robert Krais war 1971 einer der Initiatoren bei der Gründung des neuen Schulsportvereins DJK Heimschule Ettenheim, somit natürlich auch Gründungsmitglied. Mitglied ist er bis heute geblieben. Aufgrund seiner Tätigkeit als Lehrer und Erzieher im Internat der Heimschule St. Landolin war es ihm ein Bedürfnis, den Jugendlichen im Internat eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung zu geben", erinnert sich Ulrich Rospleszcz, langjähriger Vorsitzender des DJK-Schulsportvereins. Zehn Jahre lang habe Krais als Aktiver und Trainer vor allem die Leichtathletik gefördert und viele Wettbewerbe organisiert. "Er selber war Mittelstrecken- und Langstreckenläufer und später auch Geher. Ein weiteres Feld seiner Vereinstätigkeit waren die Treffen mit israelischen Sportlerinnen", erläutert Rospleszcz.

Zeitzeuge des Olympia-Attentats

Als begeisterter Sportler und als Mitglied im Fachausschuss für internationale Jugendarbeit der deutschen Sportjugend und offizielle Begleitperson der israelischen Jugendlichen war Krais auch Zeuge des Attentats auf die Olympischen Spiele 1972 in München gewesen.

"2021 wollten wir eigentlich das 50-jährige Jubiläum des Schulsportvereins feiern und Herrn Krais zum Ehrenmitglied ernennen. Dazu ist es wegen Corona nicht gekommen. Der neue Termin ist jetzt März 2023. Um Herrn Krais zu Lebzeiten zu ehren, ist es jetzt leider zu spät", so Rospleszcz.

Menschen mit Handicap sportlich gefördert

Krais gründete zusammen mit Margret Oelhoff 1978 einen neuen DJK-Verein, die DJK-Elterngruppe Ettenheim. Aus dieser ging 1981 auch die jetzige "Inklusive Sportgruppe" hervor, in der Menschen mit und ohne Behinderung zusammenkommen und die sich immer noch jeden Mittwoch trifft. "Er hat sehr viel im Sport für unsere Menschen mit Behinderung getan. Es war ihm wichtig, diese zu fördern, aber auch zu fordern", erinnert sich Ettenheims Ehrenbürgerin Margret Oelhoff. "Es war Robert Krais ein Anliegen, dass Menschen mit Behinderung auch auf Wettkämpfe gehen und sich dort beweisen sollen. Bis zu seiner Krankheit war er aktiv dabei und hat sie zu Wettkämpfen begleitet. Er hat etwas Tolles gemacht. Alle, die nun dank ihm einen Pokal oder eine Urkunde in den Händen halten, werden ihm ewig dankbar sein."

Beerdigung

Die Trauerfeier mit der Verabschiedung und Beisetzung von Robert Krais ist am Montag, 6. Februar, ab 14 Uhr in der Pfarrkirche. Gebetet für den Verstorbenen wird am heutigen Donnerstag, 2. Februar, ab 18.15 Uhr in der Spitalkirche.