Das Traumpaar im Dressur-Viereck in den 1990er Jahren: Nicole Uphoff und Rembrandt Foto: Baumann

Was macht Nicole Uphoff heute? Wir begeben uns auf die Spuren der Dressur-Olympiasiegerin.

STUTTGART - Er liebte die große Show, den Gala-Auftritt. Rembrandt - der geniale, temperamentvolle Wallach von Nicole Uphoff. Eingetaucht in warmes Licht, zu Klängen von Elvis Presley wurde das Jahrhundertpferd vor 5000 Reitsportfans 1996 in der Schleyerhalle beim Stuttgart German Masters verabschiedet. Ein emotionaler Augenblick, der nicht nur der Reiterin, sondern auch dem Publikum so manche Träne in die Augen trieb. Nicole Uphoff erinnert sich noch gut an diesen Herbsttag und auch an ihre anderen Auftritte in Stuttgart. Denn sie waren etwas Besonderes. "Es waren die einzigen Hallenwettbewerbe, in denen wir überhaupt gestartet sind. Remmi hatte sonst Platzangst. In der Schleyerhalle aber, die groß und geräumig ist, war das anders. Dort fühlte er sich wohl."

So wohl, dass Nicole Uphoff und Rembrandt das Turnier siebenmal gewannen. Die beiden waren ein perfektes Paar mit grandiosen Erfolgen: viermal olympisches Gold, drei Weltmeistertitel, viermal Europameister. Und schon bei der Abschiedsgala für ihr Ausnahmepferd, das sie selbst ausgebildet hatte, wusste die Dressurreiterin aus Duisburg: "Ein Pferd wie Remmi bekomme ich nie wieder."

Sie sollte recht behalten. In den ganz großen Turniersport ist Nicole Uphoff, die fünf Jahre lang mit dem heutigen Bundestrainer der Springreiter, Otto Becker, verheiratet war, nicht mehr zurückgekehrt. Der Reiterei ist sie dennoch verbunden geblieben. Auf dem Gestüt Vorwerk in Cappeln, der Landeslehrstätte in Vechta und auf dem Gutshof Glückauf in Hünxe trainierte sie Pferde und bildete den Nachwuchs aus. Der liegt der 44-Jährigen und ihrem Ehemann Andreas Selke sehr am Herzen. Daher gründeten die beiden 2010 eine neue Firma, mit dem Ziel, junge Reiter beim Star-Equipe-Jugend-Cup zu sichten, zu unterstützen und zu begleiten.

Zudem organisiert das Paar ein Championat der Junioren im Rheinland, das dieses Jahr zum ersten Mal stattfinden wird. "Deutschland hat den Status als die Nummer eins im Dressursport verloren. Ein Grund dafür ist, dass wir kaum noch guten Nachwuchs haben. Die Basis ist vernachlässigt worden. Und da müssen wir ansetzen, die Förderung ganz unten, das ist uns besonders wichtig", sagt Nicole Uphoff. Die besten acht Reiter und Reiterinnen des Star-Equipe-Jugend-Cups werden nach 14 Qualifikationsprüfungen zu einem Lehrgang bei der Olympiasiegerin eingeladen. "Ich hoffe, ihnen dabei eine Menge Tipps mitgeben zu können", sagt Nicole Uphoff, die selbst Mutter von zwei aufgeweckten Jungs (drei und sieben Jahre alt) ist. Ob ihre Söhne ihr einmal nacheifern werden, sollen sie selbst entscheiden. Eine derart erfolgreiche Dressurreiterin als Lehrmeisterin, das wäre jedenfalls nicht die schlechteste Voraussetzung.

Nicole Uphoff selbst reitet derzeit nicht mehr. Nur bei einem Pferd würde sie schwach werden. Totilas, den teuersten Hengst der Welt, den hätte sie gerne einmal unterm Sattel. "Das wäre garantiert mein Typ. Eifrig und ein toller Charakter. Ähnlich wie Remmi." Rembrandt konnte nach dem Turniersport sein Gnadenbrot genießen. Im November 2001 ist er im stolzen Alter von 24 Jahren gestorben. "Für mich bleibt Remmi aber immer präsent."