Durch die geschwätzige Postbotin Paula (Steffi Falter, Dritte von links) droht Schwarzarbeiter Kasimir (Janosch Meng) aufzufliegen. Bürgermeisterin Sabine Kleinschmitt-Großhans (Steffi Eckert, links) und Banker Peter Profitlich (Michael Schwab, Zweiter von rechts) werden misstrauisch. Das Unternehmerpaar Monika (Tanja Huuck, Mitte) und Manfred Müller (Michael Huuck, rechts) ahnt Schlimmes. Foto: Herzog

Trotz zweijähriger Corona-Zwangspause zeigten sich die Theaterakteure der SV Rötenberg in Bestform. Mit der Komödie "Polnische Wirtschaft" oder "Gute Lügen leben länger" begeisterten sie die Besucher in der Halle.

Aichhalden-Rötenberg. Der heitere Dreiakter von Bernd Gombold, dessen Inhalt nicht weit von der Wahrheit entfernt war und gut zur aktuellen Situation passte, riss das Publikum immer wieder zum Lachen und Schmunzeln hin.

Allein schon für die fehlerfrei ausgesprochene Erfindung "Öko-Auto-Abgas-Umwandlungs-Treibstoff-Katalysator" wurde Tanja Huuck alias Firmenchefin Monika Müller mit tosendem Applaus überschüttet. Ihre typische Frauenlist, ein profitgeiler Bankdirektor Peter Profitlich (Michael Schwab), der seinem Namen alle Ehre macht, der Arbeitsamts-Beamte Heinrich Haargenau (Ralf Eckert), der auf der Suche nach Schwarzarbeiter Kasimir (Janosch Meng) sich als Preller des Finanzamts outet und eine Bürgermeisterin Sabine Kleinschmitt-Großhans (Steffi Eckert), die viel verspricht und am Ende nichts gesagt haben will: Die in dem Schwank präsentierten Spielszenen dürften manchen Theatergast an die nüchterne Realität erinnert haben.

Polnische Tante mit gefüllten Sparstrümpfen

Es gab zwar nicht den berühmten reichen Onkel aus Amerika, aber mit Olga (Silvia Joos) und Stanislawa (Monika Walter) zwei polnische Tanten mit prall gefüllten Sparstrümpfen, die ihrem Neffen Kasimir am Schluss eines beseelten Abends ein großzügiges Geldgeschenk unterbreiten.

Das schlechte Gehör von Olga sorgt für himmlische Versprecher und chaotische Verhältnisse, garniert im osteuropäischem Akzent und genüsslich fehlerhafter deutscher Grammatik.

Untermieter wird durchgefüttert

Das Ehepaar Manfred (Michael Huuck) und Monika Müller betreibt eine kleine Autowerkstatt. Die Geschäfte laufen schlecht, sie stecken in finanziellen Schwierigkeiten und müssen auch noch Untermieter Matthias Müller durchfüttern. Dieser erfindet ständig Patente, die allerdings bei Gebrauch nicht ganz verletzungsfrei sind und wenig Erfolg versprechen.

Immer wieder taucht Haargenau vom Arbeitsamt auf, um Schwarzarbeiter Kasimir zu überführen. Dabei gerät der Beamte in die Fänge der polnischen Tanten, lässt sich den Wodka schmecken und plaudert in trunkenem Zustand aus, dass er sein Haus von Schwarzarbeitern bauen ließ. Um aus ihrer misslichen Lage herauszukommen, plant das Unternehmerpaar, ein Grundstück von der Gemeinde zu kaufen und die Werkstatt zu vergrößern, um mehr Aufträge an Land ziehen zu können.

Staubsauger-Haarföhn erfunden

Doch der korrupte Bankdirektor und die scheinheilige Bürgermeisterin verfolgen andere Ziele. Als der Banker die Nachricht vom geplatzten Kredit überbringen will, kommt dieser zufällig in den Besitz eines Schreibens vom Patentamt. Der pfiffigen Firmengattin gelingt es, dem Finanzexperten die absurde Erfindung ihres Untermieters, ein kombinierter Staubsauger-Haarföhn, als "Öko-Auto-Abgas-Umwandlungs-Treibstoff-Katalysator" unterzujubeln. Und ihren Mitarbeiter Kasimir stellt sie als Direktor der "Fiat-Polksi" vor.

Derart vom Wunderwerk der Technik begeistert, wittert Profitlich klingenden Geldsegen, wenn er "Fiat-Polksi", die eigentlich bankrott sind, an die Börse bringt. Sofort werden dem Werkstattbesitzer Kredite in unbegrenzter Höhe gewährt und die Bürgermeisterin will dem umtriebigen Geschäftsmann ein kostenloses Grundstück zur Verfügung stellen.

Silvia Joos führt Regie

Als der Schwindel durch die geschwätzige Briefträgerin Paula (Steffi Falter) und die polnischen Tanten auffliegt, sind die Verträge bereits unterzeichnet und die Müllers am längeren Hebel. Damit keine Köpfe rollen, soll die Werkstatterweiterung mit einem Niedrigzins-Darlehen und kostengünstigem Bauland umgesetzt werden, an der sich auch der inzwischen finanzkräftige Kasimir beteiligen darf.