Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude in Oslo vor dem Haftprüfungtermin des Massenmörders Anders Behring Breivik. Foto: SCANPIX NORWAY

Massenmörder Anders Behring Breivik weiterhin im Gefängnis - Richter unterbindet Rede des Killers.

Oslo - Norwegens Justiz hat dem Massenmörder Anders Behring Breivik bei seinem ersten öffentlichen Gerichtstermin die erhoffte Bühne verweigert. Der zuständige Haftrichter Terkjel Nesheim unterband am Montag in Oslo Breiviks Versuch einer Erklärung, bevor er die Untersuchungshaft für den 32-jährigen Rechtsextremisten und Islamhasser verlängerte. Breivik wollte sich bei seinem Auftritt vor Gericht an anwesende Hinterbliebene von Opfern und Überlebende seines Verbrechens wenden.

Strafprozess soll im kommenden April beginnen

Der Strafprozess um den Mord an 77 Menschen soll im kommenden April beginnen. Nesheim sagte nach der Verhandlung: „Ich wollte nicht, dass er dies hier als Tribüne für allgemeine Erklärungen nutzen konnte.“ Breivik hatte am 22. Juli bei einem Massaker auf der Insel Utøya 69 Teilnehmer eines sozialdemokratischen Jugendlagers getötet. Kurz zuvor hatte eine von ihm im Osloer Regierungsviertel platzierte Autobombe acht Menschen getötet. Mit der Verlängerung der Untersuchungshaft bis zum 6. Februar entsprach das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft.

Breivik lehnt Richter wegen Befangenheit ab

Zur Person sagte Breivik im Gericht: „Ich bin Ritter und Kommandant bei der norwegischen Widerstandsbewegung“, wie die Zeitung „Aftenposten“ in ihrer Onlineausgabe berichtete. Den Richter lehne er wegen Befangenheit ab, weil dieser von den „Stützen des Multikulturalismus“ beauftragt worden sei. Weil nach wie vor nicht ganz auszuschließen sei, dass der Attentäter einen Helfer hatte, schränkte das Gericht zudem seine Besuche und seinen Briefverkehr bis zum 9. Januar ein. Nur noch bis zum 12. Dezember soll das seit der Festnahme am 22. Juli geltende Verbot der Lektüre von Zeitungen und anderen Medien gelten.

Der erwartete Ansturm blieb aus

Der vom Gericht erwartete Ansturm beim ersten öffentlichen Erscheinen des Massenmörders blieb aus. Neben 170 Journalisten hatten sich auch zahlreiche Hinterbliebene von Opfern sowie Überlebende der beiden Anschläge Plätze im Hauptsaal des Osloer Amtsgerichts gesichert. Hinterbliebene hatten vor dem Gerichtstermin in einer gemeinsamen Erklärung gegen einen von Medien erzeugten „Zirkus“ um Breivik protestiert. Sie wandten sich auch dagegen, beim Haftprüfungstermin die Öffentlichkeit zuzulassen. Das Urteil gegen Breivik soll im Sommer vor dem ersten Jahrestag der Anschläge fallen. Bis Dezember wird ein rechtspsychiatrisches Gutachten zur Zurechnungsfähigkeit Breiviks erwartet. Die zuständigen norwegischen Behörden wollten am Nachmittag erstmals ihre Pläne zum Ablauf des Gerichtsverfahrens bekanntgeben.