Quelle: Unbekannt

Wir haben mit zwei Wengertern der preisgekrönten Gruppe Junges Schwaben gesprochen.

Stuttgart - Ein Land feiert seine Wengerter. Mit der Artvinum hat Baden-Württemberg nicht nur ein Forum für europäische Weinkultur ins Leben gerufen, es zeichnet auch den eigenen Nachwuchs aus: In diesem Jahr gibt's einen Preis für die Gruppe Junges Schwaben. Wir haben mit zwei Mitgliedern gesprochen.

Herr Beurer, Sie bekommen graue Haare!

Beurer (grinst): Bei manchen Menschen werden die Haare grau, bei anderen fallen sie aus.

Passen graue Haare zum Image von Ihrer Winzergruppe Junges Schwaben?

Beurer: Genau deshalb heißt unsere Gruppe ja nicht Junge Schwaben, sondern Junges Schwaben. Der Name soll in erster Linie die Dynamik ausdrücken. Das hat was mit der Kopfgeschichte zu tun, nicht mit dem eigentlichen Alter. Der Sven ist übrigens der Jüngste unter uns.

Ellwanger: . . . und ich stelle fest: Im Geiste sind wir alle eng beisammen.

Und wofür steht Junges Schwaben nun?

Beurer: Grundsätzlich für einen Wandel, für den Generationswechsel in Württemberg. Wobei ich damit nicht sagen will, dass wir die Einzigen sind, bei denen sich was geändert hat, das trifft durchaus auch für viele ältere Wengerter zu.

Ellwanger: Unser aller Bestreben ist es, ohne High Tech und Schnickschnack im Keller zu arbeiten. Und ich denke, diese Botschaft ist bei unseren Kunden angekommen. Die Leute wissen: Bei unseren Weinen steckt handwerkliche Qualität dahinter.

Und das allein macht die Weine besser?

Ellwanger: Wir machen ja regelmäßig Exkursionen und schauen uns Betriebe überall auf der Welt an. Ganz moderne und sehr traditionelle. Und unsere Erfahrung ist einfach, die traditionellen Weine haben mehr Ausdruck.

Beurer: Vor allem auf Strecke, im Alter. Die anderen verlieren mit der Lebensdauer.

Müssen die Weine von Junges Schwaben also erst alt werden?

Beurer: Natürlich schmecken die auch jung! Aber bei Weinproben mache ich inzwischen immer auch was Altes auf, damit die Leute sehen, was für ein Potenzial diese Tropfen haben. Die Leute fragen mich dann immer: Wie kommt man an diese Weine? Und ich antworte: Das ist ganz einfach - kaufen, in den Keller legen und fünf Jahre warten.

Ein sehr korrekter Typ

Der Wein wird also besser, die Zusammenarbeit der Jungs bei Junges Schwaben auch? Beeindruckend war ja, dass Rainer Wachtstetter auf der größten deutschen Weinmesse, der ProWein, am Stand von Junges Schwaben stand und nicht bei seinen neuen Kollegen vom Verband der Prädikatsweingüter (VdP).

Beurer: Nicht nur das, er hat sogar vorher mit darüber gesprochen, ob das für uns okay ist, wenn er ein VdP-Mitglied wird. Das war schon sehr fair. Aber so ist der Rainer eben, ein sehr korrekter Typ.

Wenn wir schon dabei sind: Charakterisieren Sie ihn doch mal.

Beurer: Ich denke, dieses Verhalten sagt schon viel über ihn. Korrekt, fair, nie eigenmächtig. Und in unserer Gruppe hat er das Händchen dafür, bei den Diskussionen, die auch mal lautstark ausfallen, im richtigen Moment zu schlichten.

Wenn wir schon dabei sind, Herr Ellwanger, was würden Sie denn über Ihren Kollegen Beurer sagen?

Ellwanger: Oh, der Jochen ist ein sehr gradliniger, kompromissloser Typ. Er ist sicher der Extremste von uns und betritt am häufigsten von allen Neuland. Das verdient meinen großen Respekt.

Und jetzt der Konter, der Sven Ellwanger kann sich nun ja nicht mehr wehren.

Ellwanger: Hey, ich war doch nett!

Beurer: Okay, dann bin ich das eben auch. Der Sven ist ein sehr ehrlicher, sehr direkter Mensch, der viele Impulse gibt und diese auch immer wieder kritisch hinterfragt. Wie er einen 25 Hektar großen Betrieb steuert und dabei die Qualität immer wieder steigert, verdient meinen Respekt.

Damit wir bei der Gruppe niemanden vergessen: Jürgen Zipf?

Beurer: Den mache ich, immerhin kennen wir uns schon seit der Ausbildung. Wir waren Nebensitzer in der Technikerschule und haben dort auch relativ gleich abgeschlossen. Nun gut, er war ein bisschen besser. Und der Jürgen war auch von Anfang an der Motor der Gruppe, er legt immer besonderen Wert darauf, dass wir die Weine besonders kritisch probieren.

Auf dem Boden der Tatsachen

Und als Letztes dann Hans Hengerer.

Ellwanger: Der Hans bringt uns immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurück.

Beurer: Und damit hilft er, dass wir auf der ProWein gut nach Hause kommen.

Ellwanger: Er ist so etwas wie der ruhende Pol in der Gruppe, und er ist ein bescheidener Mensch. Als er von der Ehrung erfahren hat, hat er erst einmal im Spaß gesagt, dass er mit 42 Jahren zu alt ist, um den Preis entgegenzunehmen.

Ist da nicht was Wahres dran?

Ellwanger: Ich glaube nicht. Mit 42 Jahren ist man in der Weinbranche immer noch relativ jung. In unserem Beruf braucht man einfach eine gewisse Zeit. Ich bin jetzt 35 Jahre alt, aber ich habe schon zehn Jahre gebraucht, bis ich meinen Weg gefunden habe.

Was bedeutet dann diese Auszeichnung?

Beurer: Ich habe mich riesig darüber gefreut. Das ist eine Anerkennung für unsere Arbeit, vor allem wohl dafür, dass wir Württemberg auch auswärts nach vorne bringen, etwas für das Image des Weins tun.

Ellwanger: Deutschlandweit steht Württemberg immer noch ein bisschen im Schatten der anderen Anbaugebiete, noch drehen die anderen das große Rad.

Und da steuern Sie dagegen?

Beurer: Ja, sicher. Und wir versuchen auch, dabei die regionalen Sorten hochzuhalten. Wenn wir zum Beispiel Weinproben machen, ist immer auch ein Trollinger dabei. Ellwanger: Genau. Ein Trollinger mit Anspruch. Unsere Message dabei soll lauten, dass wir zu unserem Weinland stehen. Und dass wir längst noch nicht damit zufrieden sind, wie Württemberg in Deutschland wahrgenommen wird.