Für die Vorauswahl musste das Büro Fotos des Bads einreichen. Die Projekte, die das Interesse der Jury weckten, nahm sie persönlich in Augenschein. Foto: Architekturbüro

Nachdem es bereits für beispielhaftes Bauen in der Ortenau ausgezeichnet wurde, hat das Kinzigtalbad nun auch die Hugo-Häring-Auszeichnung gewonnen. Das ist der älteste und bedeutendste Architekturpreis in Baden-Württemberg.

Hausach - Die Freude ist in Hausach groß: Bei der jüngsten Gemeinderatssitzung verkümdete Bürgermeister Wolfgang Hermann stolz, dass das Kinzgtalbad die Hugo-Häring-Auszeichnung gewonnen hat und las die Begürndung der Jury vor (siehe Info).

Die Begeisterung kommt nicht von ungefähr. Der Bund Deutscher Architekten (BDA) Baden-Württemberg verleiht seit 1969 alle drei Jahre den Hugo-Häring-Preis "für vorbildliche Bauwerke in Baden-Württemberg an Bauherren und Architekten für ihr gemeinsames Werk", heißt es auf der Internetseite der Auszeichnung. Er ist demnach nicht nur der älteste und bedeutendste Architekturpreis in Baden-Württemberg. Wie Architekt Gunnar Lehmann berichtet, wurden insgesamt 50 Projekte eingereicht, aber nur sieben haben die Hugo-Häring-Auszeichnung erhalten.

Neben dem Bad reicht das Büro zwei weitere Projekte ein

"Die Messlatte lag also recht hoch, die Konkurrenz war sicherlich nicht schlecht", berichtet er und führt weiter aus. "Die Auszeichnung geht an die Architekten und Bauherren."

Sein Architekturbüro hatte die erforderlichen Unterlagen – professionelle Fotos und Pläne – in Absprache mit der Stadt Hausach eingereicht. Auch mit zwei weiteren Projekten hatten sich die Architekten für die Auszeichung beworben. Dass schlussendlich das Kinzigtalbad gewann, kann Lehmann weder als Überraschung bezeichnen noch habe er damit gerechnet. "Von unserer Seite aus gab es keine besondere Wertung. Es waren ganz unterschiedliche Projekte mit anderen Themen."

Die Projekte, die das Intersse der Jury weckten und in die Vorauswahl kamen, wurden dann vor Ort besucht und in Augenschein genommen.

Auch wenn für ihn nicht vorhersehbar war, welches und ob eines der Projekte die Auszeichnung bekommen würde, findet er sich und seine Intention in der Begründung der Jury wieder. "Das passt schon sehr gut. Auch gerade in der Hinsicht, wie man Bäderanstalten interpretiert und wie viel Musik die Architektur noch macht."

Bestätigt habe ihn auch das Lob, dass mit dem vorhandenen Bestand gearbeitet wurde, denn er gibt zu: "Da gab es zwischendurch schon mal den einen oder anderen Zweifel." Für sein Büro bedeute die Auszeichnung zunächst einmal eine Referenz für spätere Bauherren. Vor allem aber: Wir haben viel Energie in das Bad gesteckt und es ist toll, wenn das so wahrgenommen wird. Die Auszeichnung ist schön, aber viel schöner sind die positiven Rückmeldungen, die wir von den Badbesuchern bekommen."

Der Weg zum fertigen Bad sei holprig gewesen, sagte er und spielt damit auf die nicht so erwartete Kostensteigerung der ersten Pläne und die daraus folgende Anpassung der Entwürfe an. "Wir haben haben viel dazu gelernt und auch Durchhaltevermögen bewiesen, so dass alles ein gutes Ende genommen hat", meint Lehmann.

Das Kinzigtalbad wird auch bei der Auswahl zur nächsten Stufe, dem Hugo-Häring-Landespreis, dabei sein. Bei diesem werden aus den mit einer Auszeichnung prämierten Bauten die Landespreise ausgewählt.

Info: Der Preis

Mit dem Namen Hugo Häring bekennt sich der BDA zur Tradition des "neuen Bauens" und der "modernen Architektur" und ehrt den 1882 in Biberach geborenen Architekten, der sich gegen abstrakte Formgesetze wie auch gegen subjektive Architekturauffassung stellte. In der Begründung der Jury für das Kinzigtalbad ist zu lesen: "In der landschaftlich reizvollen Gegend der Ortenau liegt das in den 1970er-Jahren entstandene Kinzigtalbad. Im Zuge einer Sanierung wurden dem Bestand in sehr behutsamer und erfrischend wohltuender Weise weitere Nutzungen zugefügt. Entstanden ist ein zurückhaltender Beitrag im Umfeld einer sonst oftmals überdreht animierten Badewelt. Im Innern wird durch eine zurückhaltende und klare Architektursprache eine ganzbesondere Atmosphäre erzeugt, die sich wie selbstverständlich in den Bestand einfügt. Durch große, weit zu öffnende Fensterelemente werden Innen und Außen zu einem Gesamtbild und der Blick in die Landschaft und den Liegewiesen mit ihrem alten Baumbestand ist fließend. Eine Holzfassade in einem wunderschönen, lebendigen Blau lasiert verbindet Alt und Neu und verstärkt diesen Eindruck. Entstanden ist ein sehr schöner und gelungener Beitrag, attraktiv und ganz sicher von großer Anziehungskraft."