Gebaute Egozentrik: Der Trump Tower in Las Vegas landete auf dem zehnten Platz. Foto: IMAGO/Pond5 Images/IMAGO

Über Architektur lässt sich gut streiten. Das Unternehmen Buildworld wollte es genauer wissen und hat sich an einem Ranking der hässlichsten Gebäude der Welt versucht. Siehe da: Ein Wolkenkratzer eines berüchtigten Ex-Präsidenten schafft es unter die Top Ten.

Eines vorneweg: Geschmäcker sind verschieden, was ja auch gut ist. Die folgende Liste hat also keinen repräsentativen Charakter, wenngleich sie datenbasiert aus Äußerungen von Menschen erstellt wurde. Oft entspricht gute Architektur nicht dem Massengeschmack. Und noch öfter können erst künftige Generation das wertschätzen, was heute verdammt wird.

Letztlich hilft es immer, einen Gang zurückzuschalten, mit einem liebevollen Blick auf den Gestaltungswillen der Menschen, Bauherrschaften und Architekturbüros zu schauen. Das vermeintlich Hässliche verliert seinen Schrecken dadurch, dass man es mit großen Augen betrachtet. Das hat auch schon der Flaneur Franz Hessel in den 20er Jahren gesagt: „Vom freundlichen Anschauen bekommt auch das Garstige eine Art Schönheit ab.“

Vorauswahl der hässlichsten Wolkenkratzer

Doch nun zu der Liste der hässlichsten Gebäude. Die Mitarbeiter des britischen Baumarkts aus Leicester stellten zunächst einen Kreis potenzieller Kandidaten für das Ranking der hässlichsten Gebäude der Welt zusammen. Die Vorauswahl basierte unter anderem auf der Liste der hässlichsten Wolkenkratzer des Magazins „Architectural Digest“ (AD), ein Ableger des Magazins erscheint auch in Deutschland.

Damit nicht genug: zu der erwähnten Auswahl wurde zusätzlich ein Algorithmus des Anbieters HuggingFace hinzugezogen, der Tweets zu diesen Gebäuden nach Schlagworten durchsucht, die darauf schließen lassen, ob der User das Bauwerk schön oder doch eher hässlich findet. Die errechnete Rate an kritischen Tweets legte die Reihenfolge im Ranking der hässlichsten Gebäude der Welt fest.

Hohe Kosten

Auf Platz eins landete der Sitz des schottischen Parlaments in Edinburgh. Es war das einzige der untersuchten Gebäude, das mehr als 40 Prozent negative Tweets verzeichnete (42,1 Prozent). Buildworld monierte neben zehnmal höheren Baukosten unter anderem den Umstand, dass der Komplex sich nicht in die schottische Landschaft einfügt.

Das sehen Architekturexperten ein wenig differenzierter. Der früh verstorbene Architekt Enric Miralles erhielt seinerzeit den Zuschlag für den Entwurf, das war Anfang 1998. Dass Miralles‘ Parlamentsgebäude mit 431 Millionen Pfund weit über den ursprünglich anvisierten Kosten lag, erzeugte großen Unmut, vielleicht ein Grund für das nachträglich so vernichtende Geschmacksurteil.

Englischsprachige Dominanz

Platz zwei der hässlichsten Gebäude der Welt ging in die USA. Der Hauptsitz des FBI – der zentralen Sicherheitsbehörde der Vereinigten Staaten –, das J. Edgar Hoover Building, erhielt laut der Analyse 37,8 Prozent kritische Posts. Es folgt der Bahnhof von Newport in Wales (25,7 Prozent). Auch das 1968 im brutalistischen Stil erbaute Rathaus der US-Ostküstenmetropole Boston sowie der Bahnhof der englischen Stadt Preston finden sich auf der Liste wieder.

Neun der zehn hässlichsten Gebäude der Welt liegen laut dem Ranking im Vereinigten Königreich und in den USA. Diese regionale Dominanz lag möglicherweise neben der Vorauswahl auch daran, dass auf Twitter offenbar nur nach englischsprachigen Schlagworten gesucht wurde. Das ist ein gewisser Mangel an diesem Ranking.

Trump mal wieder

Eine Bausünde von außerhalb der USA und Großbritannien kam dennoch in die Top Ten. Das Ryugyong-Hotel in Nordkoreas Hauptstadt Pjöngjang schaffte es mit 19 Prozent auf Platz sieben. Die Liste endete mit dem Trump Tower in Las Vegas.

Der golden schimmernde Turm verfügt über 64 Geschosse, die im unteren Bereich als Hotel genutzt werden, während weiter oben luxuriöse Apartments zu finden sind. Wer aber mal in Las Vegas unterwegs war, kann eventuell bestätigen: Der Trump Tower gehört noch zu den dezenteren Bauten der Stadt.