Die damalige Koalition von Union und SPD hatte die vorgezogene Altersrente ohne Abschläge ab 45 Jahren Versicherungszeit 2014 eingeführt. Foto: Julian Stratenschulte/dpa

Bereits mit 63 Jahren in die Rente gehen? Das klingt für viele Menschen attraktiv. Doch das Modell verschärft den Fachkräftemangel, sagt die Wirtschaftsweise. Sie plädiert für strengere Regeln.

Berlin - Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm hat sich dafür ausgesprochen, die "Rente mit 63" nur noch Menschen mit gefährdeter Gesundheit zu ermöglichen. "Ein frühzeitiger Renteneintritt ohne Abschläge sollte dann möglich sein, wenn es gesundheitliche Gründe gibt", sagte die Ökonomin den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die jetzige Regelung zur "Rente mit 63" schaffe für viele einen Anreiz, früher in den Ruhestand zu gehen, ob mit oder ohne Abschläge. "Vor allem Gutverdiener machen davon Gebrauch. Das verschärft den Fachkräftemangel", beklagte Grimm.  

Die damalige Koalition von Union und SPD hatte die vorgezogene Altersrente ohne Abschläge ab 45 Jahren Versicherungszeit 2014 eingeführt. Bei der Einführung hatte die Regierung jährlich rund 200.000 Antragsteller prognostiziert - die Prognosen werden Jahr für Jahr deutlich übertroffen. Arbeitgeber, die Union, aber auch Politiker von Grünen und FDP hatten sich für eine Abkehr von der "Rente mit 63" ausgesprochen. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) hat solche Forderungen aber zurückgewiesen. 

Grimm kritisierte, in den vergangenen Jahren seien "viele Rentengeschenke" verteilt worden. Der Bundeszuschuss zur Rentenversicherung sei nicht zuletzt deshalb zwischen 2003 und 2021 von 77 auf 112 Milliarden Euro jährlich angestiegen. Jetzt stehe der Renteneintritt der Babyboomer-Generation bevor. Das Renteneintrittsalter sollte an die Lebenserwartung angepasst werden, forderte Grimm.