Eine Kämpferin für das Miteinander: Anaelle Koschnike-Nguewo und ihre Gruppe "FürMitEinander" sind bei den Antirassismuswochen dabei. Das diesjährige Motto lautet: "Haltung zeigen." Und das kann schon mit kleinen Gesten gelingen. Foto: Thiercy

"Ich bin hartnäckig", sagt Anaelle Koschnike-Nguewo und lacht ihr ansteckendes Lachen. Sie ist Gründerin und Leiterin der interkulturellen Gruppe "FürMitEinander", die sich bei den internationalen Wochen gegen Rassismus engagiert.

Balingen - "Haltung zeigen" ist das Motto der bundesweiten Aktionswoche. Diese Haltung zeigen die Mitglieder der Gruppe seit der Gründung. Wir haben berichtet, und Landrat Günther-Martín Pauli hat das Thema spontan aufgegriffen. Er lud Anaelle Koschnike-Nguewo daraufhin zum Online-Bürgerdialog ein. Sein damaliges Statement: "Im Zollernalbkreis ist kein Platz für Rassismus."

Viel ist passiert seit dem. Anaelle Koschnike-Nguewo kam mit Kindern ins Gespräch, organisierte zusammen mit Philine Grebe eine Aktion mit der Mediothek, in der es um die Beschaffung von (mehr) Büchern schwarzer Autoren ging. Apropos: auf die Frage, ob man nun "schwarz" oder "farbig" oder "dunkelhäutig" sagen soll, meint die engagierte Mutter: "Man sollte da nicht überempfindlich sein, das stört nur das Miteinander." Im gemeinsamen Gespräch sollte man ganz einfach irgendwann über die Themen die Hautfarbe vergessen. Genau darum geht es ihr, um das Miteinander. Sie hat an der Broschüre "Zusammen-Halt" mitgewirkt, eines ihrer ergreifenden Gedichte ist darin abgedruckt. Hintergrund ist, dass in der Religionspädagogik Rassismus nicht nur als Ableger des Antisemitismus behandelt werden soll. Anaelle Koschnike-Nguewo und ihre Mitstreiter sind unermüdlich. Sie begleiten ankommende Flüchtlinge, ermuntern sie zur Teilhabe an der Gesellschaft.

Kein Ableger des Antisemitismus

Ganz wichtig ist ihr die Arbeit mit Kindern. Sie besuchte im vergangenen Jahr eine Konfirmandengruppe. Ein Kind erzählte von einem Klassenkameraden, der dunkelhäutig ist. Sie wollte wissen, woher dieser stammt. Die verblüffte Antwort: "Aus Balingen natürlich!" Und was kann man selbst tun? Die eigene Haltung überdenken. "Begegnen Sie Menschen mit Respekt und Freundlichkeit. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte, die mit seelischem Leid verbunden sein kann."

Es gibt sogar ein eigenes Logo

Anlässlich der Aktionswoche hat die Gruppe eine digitale Aktion ins Leben gerufen. Auf der Homepage www.fu ermiteinander.de /down loads/ kann man sich das Logo der Aktion herunterladen und als Signatur in die E-Mails, auf der eigenen Homepage oder in sozialen Medien als Statusbild benutzen. Erstellt hat das Logo deutschundfranke mediadesign aus Ostdorf.

Ebenfalls auf der Homepage zu finden ist das Gedicht "Haltung zeigen" von Anaelle Koschnike-Nguewo. "Man kann auch mein Gedicht mit Quellenangabe nutzen, um auf die Antirassismuswochen aufmerksam zu machen", sagt sie. Außerdem stehen die Mitwirkung ihrer Empowerment-Gruppe "Bunt und Stark" bei der Interkulturellen Woche mit einem musikalischen Beitrag unter der Leitung von Juandalynn R. Abernathy, der Vortrag selbstverfasster Texte und Diskussionen dieses Jahr auf dem Programm.

Rassismus auf der Flucht

Im Juni ist Anaelle Koschnike-Nguewo als Gastrednerin bei der Uni Tübingen, um ihre Arbeit zur Förderung des Miteinanders vorzustellen. "Die Berichte von Rassismus-Erfahrungen auf der Flucht aus der Ukraine zeigen, wie präsent der Rassismus ist", sagt sie mit Blick auf dunkelhäutige Menschen, denen die Weiterreise verwehrt wurde. Wie dringend Rassismus bekämpft werden müsse, werde auch klar, wenn man wisse, wie viele Menschen sich wegen solcher Erfahrungen das Leben nehmen.