Ein Betrugsprozess nahm ein unerwartetes Ende. Foto: Schneider

Zehntausend Euro an nichtgezahlter Miete, Drohungen und eine unerwartete Wendung gab es bei einem möglichen Betrugsprozess am Amtsgericht Horb.

Horb - Auf der Anklagebank sitzt ein mittlerweile geschiedenes Paar, dem Herstellung einer unechten Urkunde und Täuschung vorgeworfen wird. Doch was war geschehen?

Das Paar hatte über Ebay-Kleinanzeigen eine Mietwohnung für sich und seine drei Kinder gesucht und war in einem Horber Ortsteil fündig geworden. Die dortige Vermieterin hat ein soziales Gewissen. "Ich habe selbst die Erfahrung gemacht, dass es einem einmal schlecht gehen kann im Leben", sagt sie.

Bescheinigung schafft Vertrauen

Deshalb habe sie auch Verständnis gehabt, als es hieß, es gäbe Probleme mit der Schufa. "Ich wollte nur eine Vorvermieterbescheinigung, dass im vorherigen Mietverhältnis alles regelmäßig gezahlt worden ist", erklärt sie. Die Kaution sollte in Raten gezahlt werden, um es der fünfköpfigen Familie leichter zu machen.

Als zum Einzugstermin im Juli 2021 scheinbar alle notwendigen Unterlagen da waren – etwa eine Verdienstbescheinigung, die den beiden arbeitenden Eltern ein monatliches Einkommen um die 3000 Euro bestätigte sowie das geforderte Schreiben des früheren Vermieters – wurde der Vertrag unterzeichnet.

Arbeitslosigkeit und Scheidung

"Überpünktlich" sei die Miete in den ersten Monaten gezahlt worden, erklärt die Vermieterin – bis zum Dezember. In dieser Zeit verlor der Ehemann seine Arbeitsstelle, die Frau musste die Familie mit ihrem Gehalt alleine durchbringen. Statt 1400 Euro wurden deshalb zeitweise nur 600 Euro überwiesen. "Wir vereinbarten eine Ratenzahlung für die entstandenen Mietrückstände", erläutert die Vermieterin.

Doch mit dem schwindenden Geld kriselte es auch in der Ehe. "Unsere Beziehung war zerrüttet", verrät die Frau. Nach der Arbeitslosigkeit des Mannes kommt es zur Scheidung, er zieht im März 2022 aus der Wohnung aus. Zu diesem Zeitpunkt gab er der Vermieterin die Kontaktdaten des vorherigen Vermieters. "Als ich hörte, dass die Vorvermieterbescheinigung nicht ganz korrekt ausgestellt worden war, rief ich dort an", sagt sie.

10 400 Euro Mietrückstand verschwiegen?

Pikant – das vorherige Mietverhältnis hatte mit einer Kündigung geendet, da es einen Mietrückstand über 10 400 Euro gegeben habe. Die Mieter wollten aber, dass der neue Vermieter darüber nichts erfuhr. "Ich sollte mich nie bei der neuen Wohnung blicken lassen", sagt der erste Vermieter aus. Sonst käme es zu rechtlichen Schritten, habe ihm der Ehemann per Whatsapp-Nachricht gedroht. Das Problem an der Sache: Während des Prozess’ schweigt der Angeklagte beharrlich. Die einzige, die bereitwillig Auskunft gibt, ist seine einstige Frau.

Knackpunkt des Prozesses ist das formlose Word-Dokument, das der einstige Vermieter auf Bitte der Frau dieser unterschrieben zurückgeschickt haben soll. "Hiermit bestätige ich als Vermieter, dass xy seit Bestehen ihres Mietverhältnisses der Mietzahlung in vollem Umfang nachgekommen sind", liest ein Verteidiger aus den Unterlagen vor. Kein Wort von 10 400 Euro Mietrückstand.

Wurde Bescheinigung gefälscht?

"Das ist nicht meine Unterschrift, definitiv nicht!", ruft daraufhin empört der Angesprochene. Wer für das Schriftstück und die Unterzeichnung verantwortlich ist, davon hat die momentane Vermieterin eine klare Vorstellung. "Die Initiative ging von ihr aus, er ist computermäßig gar nicht so fit", nimmt sie den nun geschiedenen Ehemann in Schutz. Die Anzeige gegen ihn habe sie mittlerweile auch zurückgezogen, sagt sie.

Das Gericht kommt jedoch zu einer anderen Entscheidung. Nach gemeinsamer Besprechung von Richter, den beiden Verteidigern sowie der Staatsanwaltschaft erläutert ersterer: Es sei fraglich, ob es sich beim dem Word-Dokument überhaupt um eine Urkunde handele und wer der beiden Angeklagten diese erstellt habe. Auch, dass die Mietrückstände erst nach Arbeitslosigkeit und Trennung entstanden, sei zu bewerten.

Geschädigte Vermieterin mit Herz

"Sie als Vermieterin haben ein echtes Herz für Menschen, die aus dem Tritt geraten sind", lobt der Richter die Geschädigte. Zahlen beide Angeklagten 200 Euro an sie, werde das Verfahren eingestellt, fasst er den Entschluss des Gerichts zusammen.