Bildung: Gute Unterrichts- und Lehrerversorgung an Althengstetter Realschule / Erfolgsmodell Bläserklasse
"Wir können uns das Sparen sparen und uns auf die Weiterentwicklung konzentrieren", sagt die Leiterin der Althengstetter Realschule, Christa Wurster-Zischler. Die Lehrerversorgung im Schuljahr 2019/20 bezeichnet sie als gut. Das war nicht immer so.
Althengstett. "Die verbindliche Zuweisung von Poolstunden (18 Stunden pro Zug) machen sich in der Schulentwicklung besonders bemerkbar. Inzwischen müssen wir uns nicht mehr wie in vielen Vorjahren überlegen, wo wir Stunden sparen können, um unser Schulprofil zu gestalten", sagt die Rektorin.
Eine große Stütze
Von einer "stabilen Entwicklung" sprechen sie und ihr Stellvertreter Stefan Eiding bei den Schülerzahlen. 2019/20 werden an der Althengstetter Realschule 630 Jungen und Mädchen von 47 Lehrern in 24 Klassen unterrichtet. Dankbar sei man für die Lehrbeauftragten und Jugendbegleiter, die weitermachen: "Sie sind eine große Stütze". Das sei gut für die Beziehungsarbeit an der Schule.
Wurster-Zischler spricht zudem von einem guten Miteinander mit den Eltern: "Es herrscht große Akzeptanz von dem, was der andere tut. Wir sehen die Eltern nicht nur als Kuchenverkäufer, sondern wir hören uns gegenseitig zu und finden bei Konflikten, die an einer Schule nicht ausbleiben, gemeinsame Lösungen".
Dankbar sind die Rektorin und ihr Stellvertreter auch dafür, dass es in der Schulsozialarbeit nahtlos weitergeht, nachdem Schulsozialarbeiter Rüdiger Vollmer vor den Sommerferien nach 18 Jahren verabschiedet worden war. Seine Nachfolge hat Anja Roller übernommen. "Dass das fortgesetzt wird, ist wichtig, weil aus diesem Bereich ein anderer Blick auf die Schularbeit geworfen wird und andere Ansätze in der pädagogischen Arbeit ins Spiel kommen", betont Wurster-Zischler.
Der offene Ganztagsbetrieb an der Realschule werde sowohl von Schülern als auch Eltern sehr geschätzt und nachgefragt. Die Verbindung von fachlicher Förderung und Unterstützung bei den Hausaufgaben neben erlebnispädagogischen Angeboten habe sich bewährt. Kleine, von Lehrern und älteren Schülern betreute Gruppen, seien ein Erfolgsmodell. "Wir haben eine Umfrage unter den Schülern zum offenen Ganztagsbetrieb gestartet. Diese hat ergeben, dass das Angebot als Gewinn betrachtet wird. Schüler, die daran teilnehmen, fühlen sich in keinster Weise abgeschoben, während Schulkameraden nach Hause oder Schwimmen gehen", sagt die Rektorin.
Ältere Schüler werden an der Althengstetter Realschule als wichtiges Bindeglied gesehen. "Ältere übernehmen immer mehr Verantwortung für Jüngere. Das findet sich auch in ›TEAM 5‹ wieder", erläutert die Schulleiterin. Im zurückliegenden Schuljahr als Versuch begonnen, werde die Zusammenarbeit von Klasse 8 und 5 weitergeführt.
Von einem zarten Versuchspflänzchen kann dagegen bei der Bläserklasse laut Wurster-Zischler und Eiding nicht mehr gesprochen werden: "Das ist ein Erfolgsmodell". 28 Eltern hätten ihre Kinder in der Klasse 5 dafür angemeldet. Die Bläserklasse will künftig als Band unter dem Namen "Orchestra" noch mehr Nachahmer und Fans gewinnen. "In der Bläserklasse geht es um vielfältige Personen und vielfältige Inhalte. Da kann jeder Schüler nach seinen eigenen Fähigkeiten eine Nische finden", betont die Pädagogin.
Aber auch Medienkompetenz spielt in der Bildungseinrichtung eine tragende Rolle. Nachdem der Antrag für die Fördermittel der ersten Tranche des Digitalpakts bewilligt worden sei, könne der bereits ausgearbeitete Medienentwicklungsplan umgesetzt werden. Dabei stehe die Entwicklung des Unterrichts im Mittelpunkt der Überlegungen. Die Grundlagen der Medienkompetenz der Schüler sei bereits verbindlich in einem Mediencurriculum der Realschule festgelegt. Im nächsten Schritt bekommt jeder Lehrer ein Tablet, "was eine Intensivierung des Unterrichts sowohl aus motivationspsychologischer als auch aus fachlicher Sicht ermöglicht".
Zwei Kritikpunkte
Wurster-Zischler und Eiding schauen zufrieden und erwartungsvoll auf das neue Schuljahr. Die Rektorin spricht aber auch zwei Kritikpunkte an. Es sei bedauerlich, dass immer noch keine Prüfungsformate für die neue Abschlussprüfung vorliegen würden. "In diesem Schuljahr ist das für uns noch nicht relevant, da wir keine Hauptschulabschlussprüfung anbieten müssen. Im nächsten Schuljahr ist die neue Realschulprüfung verbindlich. Auf die würden wir gerne unsere Schulentwicklung abstimmen, was aber zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht möglich ist", sagt Wurster-Zischler.
Kritik übt die Rektorin an der Entscheidung der Kultusverwaltung zur Reduzierung des Arbeitsumfangs bei Lehrern. "Dass diese nur noch aus familiären Gründen genehmigt werden soll, kann ich angesichts des Lehrermangels verstehen, bedauere ich aber sehr", so die Schulleiterin. "Teilzeitler sind ein Gewinn für meine Schule und die Organisation. Die Entscheidung, weniger zu arbeiten und auch weniger zu verdienen, sollte respektiert werden".
Trotzdem sei sie sehr zufrieden mit der schulpolitischen Entwicklung sowie mit ihrem engagierten und kreativen Kollegium. "Ich freue mich sehr auf das neue Schuljahr und damit auf 50 Jahre Realschule Althengstett", sagt die Rektorin. Der Festakt zum Jubiläum sei für 6. März 2020 geplant, ein großes Schulfest für 28. Juli 2020.