Bei der Neuhengstetter Bürgerversammlung wurde heftig und kontrovers diskutiert. Foto: Bausch

Untersuchungsergebnisse stoßen auf Widerspruch. Neuhengstetter befürchten noch mehr Verkehrslärm.

Althengstett-Neuhengstett - "Sie haben jeden Tag einen Haufen Lärm, und der geht ihnen auf den Keks. Sie sind stark belastet und genervt, darum geht’s." Mit diesen Worten fasste der Neuhengstetter Ortsvorsteher Gerhard Dietz die derzeitige Stimmung der Neuhengstetter Bürger zusammen, die den Saal des Petrus Valdes-Gemeindehauses bis auf den letzten Platz gefüllt hatten.

Seit Jahren herrscht in der Althengstetter Teilgemeinde Unzufriedenheit bezüglich der Verkehrsbelastungen, die schon da sind und die in Zukunft noch größer werden können, wenn die Lkw-Fahrten mit Erdmaterial zur Hirsauer Deponiesanierung be- ginnen. Der Ortschaftsrat hatte zu einer Bürgerversammlung eingeladen, bei der der Gutachter Manfred Spinner die Ergebnisse seiner Untersuchungen erläuterte.

Der Diplomingenieur aus Riedlingen hatte dabei einen schweren Stand. Seine Zahlen wurden zum Teil bezweifelt und vehement bestritten. Ausgehend von den vorgelegten Daten seien durch den Deponieverkehr nur geringfügige Belastungen zu erwarten, stellte der Gutachter fest. "Nach der einschlägigen Literatur sind die genannten Pegeländerungen nicht wahrnehmbar", so der Sachver- ständige für Schallimmissionsschutz. Allerdings stellte er auch fest, dass an der L 179 bei den Einmündungen der Schillerstraße und des Mühlwegs höhere Belastungen zu verzeichnen seien. Auf die Frage, ob er die örtliche Gegebenheit gesehen habe und wie er zu seinen Ergebnissen gekommen sei, erklärte Spinner, dass er natürlich alles besichtigt habe und bei seinen Berechnungen von den Daten ausging, die er von der Gemeinde erhalten habe.

"Ich vermisse bei Ihrem Gutachten eine Alternative", stellte Ehrenbürger Günther Ayasse fest. Er schlug vor, "die Straßenschilder weiter raus zu setzen", dann wären die besonders kritischen Stellen innerorts und es würde Tempo 50 gelten. Gemeinderat Alwin Pross befürchtete einen großen Rückstau beim Kreisel durch zunehmenden Lkw-Verkehr. "Lärmschutzwände bringen nichts", stellte Oliver Jourdan fest. Gemeinderat Philipp Jourdan bekam viel Beifall, als er die Verlegung der L 179 hinter die Mühle forderte. Das sei die allein richtige Lösung des Problems.

Dem stimmte auch der Ortsvorsteher zu. Er sah allerdings ein "David-Goliath-Verhältnis" zwischen Gemeinde und Land. "Ich glaube nicht, dass uns das Land in den nächsten Jahren eine neue Straße bauen wird, denn es hat zu wenig Geld", resümierte er.

Dietz ermunterte jedoch gleichzeitig alle, in der Frage der Lärm- und Verkehrsbelastung am Ball zu bleiben.