Um den Absatz von Chips und Schokolade aus dem Eine Welt-Laden müssen sich die jugendlichen Verkäufer, die regelmäßig auf dem Schulhof ihren Stand aufstellen, keine Sorgen machen. Fotos: Selent-Witowski Foto: Schwarzwälder Bote

Nachhaltigkeit – dieser Begriff ist für viele nicht mehr als ein

Nachhaltigkeit – dieser Begriff ist für viele nicht mehr als ein Modewort. An der Althengstetter Realschule wird nachhaltig gehandelt: Der regelmäßige Verkauf fair gehandelter Produkte ermöglicht den Produzenten ein besseres Leben.

Das Sozialcurriculum beschreibt Themen sowie Projekte zur Stärkung der sozialen und personalen Kompetenzen. Es geht also um das soziale Lernen. Ein Arbeitskreis aus Schülern, Eltern und Lehrern legt an der Althengstetter Realschule die Themengebiete fest, an denen über einen längeren Zeitraum schwerpunktmäßig gearbeitet wird. "Medienerziehung" sowie die Themen "Ermutigung" (zum Lob, zur Verantwortung und Wertschätzung,

zum verantwortungsvollen Umgang miteinander) und "Sensibilisierung von Sprache – Persönlichkeit stärken" standen bereits im Mittelpunkt. Im Schuljahr 2018/19 geht es um "Wie komm’ ich rüber – Wie komm’ ich an?".

Althengstett/Weil der Stadt. Das geschieht im Rahmen des Sozialcurriculums (siehe "Info"), das sämtliche Realschüler durchlaufen. Kooperationspartner ist dabei der Eine Welt-Laden in Weil der Stadt. "Schule hat nicht nur den Bildungsauftrag zur Fachlichkeit in Deutsch, Mathematik und Englisch, sondern sie soll auch den Blick für Problematiken öffnen", sagt Rektorin Christa Wurster-Zischler im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Gemeinsam mit Hildegard Hornung aus Simmozheim (Eine Welt-Laden), den beiden Lehrkräften Katrin Fischer und Joachim Kempf, die das Projekt maßgeblich betreuen, und zwei Schülern stellt sie das Projekt vor. Ziel war es von Anfang an, nicht ein einmaliges Projekt zu starten, sondern das Thema Nachhaltigkeit und fairer Handel "an der Schule zu verorten", so die Schulleiterin.

"Wir haben zur Einführung den Laden besucht. Dort wurden uns die Herstellungsbedingungen verschiedener Artikel erklärt und auch, welche Projekte mit dem erwirtschafteten Geld unterstützt werden", blicken die Achtklässler Otto Kaltenbach und Ivana Mitrovic zurück. Warum hungern so viele Menschen auf der Welt? – mit dieser Fragestellung haben sich die beiden und ihre Mitschüler in Präsentationen befasst. Und sind schnell zu dem Schluss gekommen: "Das hängt mit uns zusammen". Zum Beispiel beim Thema Fleischtransport: "Die Reste von unserem Fleisch werden nach Afrika verschickt, dort billig verkauft, und Metzgereien oder Läden, die sonst heimisches Fleisch anbieten, müssen schließen", sagt Ivana.

Bedarf an Palmöl steigt weltweit

Verhängnisvoll sei der weltweite steigende Bedarf und die Gewinnung von Palmöl, berichtet Otto: "Weil Palmöl einen weltweiten Boom ausgelöst hat, wird für den Anbau der Palmen sehr viel Wald gerodet". Längst haben die beiden Realschüler ihr Kaufverhalten überdacht und, da wo es geht, für eine Veränderung des eigenen Kaufverhaltens und das der Eltern gesorgt. Sie haben nachvollzogen, warum in manchen Ländern der Welt großer Mangel und in anderen Überfluss herrscht; haben gelernt, was regionale Herkunft oder Bioqualität bedeutet und welchen Preis man im Vergleich zu konventionell hergestellten Lebensmitteln für diese Produkte bezahlt.

Mit dem neuen Bildungsplan 2004 habe man überlegen müssen, wo man Schüler für ein Sozialpraktikum unterbringen könne, berichtete Kempf. Neben dem Pflegeheim kam da auch der Eine Welt-Laden in Frage. Von einer "bestmöglichen Kooperation" zwischen Schule und Laden sprechen dabei Kempf, Hornung und Fischer. Alle drei sind davon begeistert, wie sich das Projekt entwickelt hat und mit welchem Enthusiasmus die Schüler es anpacken. "Die Schüler fragen sich: Was habe ich mit Problemen von Menschen weltweit zu tun? Wo habe ich als Menschen Verantwortung?", sagt Kempf. Sie würden die Konsequenzen des eigenen Handelns überdenken.

Sehr angetan vom Engagement der Jungen und Mädchen ist von Anfang an auch Hildegard Hornung vom Eine Welt-Laden-Team. Sie hat schon die ein oder andere Klasse durch das Geschäft in der Pfarrgasse in Weil der Stadt geführt. "Die Schüler mitarbeiten zu lassen, wäre wegen der verschiedenen Schichten schwierig gewesen", sagt Hornung. Stattdessen werden die Themen "Eine Welt" und fairer Handel sprichwörtlich an die Althengstetter Realschule transportiert. Besonders fair gehandelte Schokolade und Chips finden bei den Verkaufsaktionen im Schulhof reißenden Absatz. "Der Verkauf wird im kommenden Schuljahr größer aufgestellt", kündigen Wurster-Zischler und Fischer an. Die Sechserklassen werden diesen über mehrere Wochen übernehmen. Einen kleinen Teil des Erlöses bekommt die Schule, der Rest fließt in Projekte, die vom Eine Welt-Laden unterstützt werden. Beispielsweise die Förderung von Kindern und Familien in einem Armenviertel im peruanischen Arequipa, die Bewahrung der Maya-Kultur und die Ausbildung von Jugendlichen in Guatemala oder die Übernahme von Schulgebühren für Kinder im südafrikanischen Lesotho.

Weitere Informationen: www.eine-welt-laden-wdst.de