In der "Kreativ-Oase" in Kooperation mit dem Familienzentrum wird gebastelt. Foto: Frieser Foto: Schwarzwälder Bote

Soziales: Erst kürzlich eröffnete Begegnungsstätte macht bereits jede Menge Angebote wie Internetkurs oder "Kreativ-Oase"

Der neue Begegnungsraum im ehemaligen "Rössle" in Neuhengstett ist gerade mal seit Spätherbst offiziell in Betrieb, erfüllt aber jetzt schon mit jeder Menge Angeboten seinen Zweck voll und ganz. Er bringt zusätzlich Leben in die Waldensergemeinde.

Althengstett-Neuhengstett. Der Arbeitskreis (AK) Asyl Althengstett sieht den Raum in der ehemaligen Metzgerei in der Neuhengstetter Waldenserstraße als "Schwester-Projekt" zum Garten an der Unterkunft "Am Gleis 1". Die Flüchtlingsbeauftragte Barabara Ogbone hatte sich in beiden Fällen um die Finanzierung aus Fördermitteln gekümmert. Beim Land Baden-Württemberg war für beide Vorhaben ein Förderantrag im Rahmen des Programms "Gemeinsam in Vielfalt 3" in Höhe von 30 000 Euro gestellt und bewilligt worden. Insgesamt waren damals 73 Vorhaben prämierten worden, die unter 118 Anträgen den Vorzug bekamen. Ziel der geförderten Initiativen ist die langfristige Integration von Geflüchteten in die Zivilgesellschaft.

Das Gebäude der ehemaligen Metzgerei Schubert war vor Jahren von der Gemeinde Althengstett erworben worden und diente seither als Flüchtlingsunterkunft. Das Hinterzimmer des Verkaufsraums nutzten die ehrenamtlichen Flüchtlingsbetreuer für ihre Treffen (wir berichteten). Für den Ausbau waren Personen gesucht worden, die Lust hatten, den Raum mitzugestalten, ihn zu nutzen und die Idee eines solchen gemeinsamen Treffs weiterzutragen.

Nicht nur für Flüchtlinge gedacht

Federführend bei der Umsetzung der Pläne war und ist Angelika Hener aus Neuhengstett, die sich mit ihrer Familie, Flüchtlingen sowie Ehrenamtlichen aus den drei Ortsteilen mächtig ins Zeug legte. Über mehrere Wochen hinweg machten die ehrenamtlichen Handwerker in zum Teil schweißtreibender Arbeit aus einem kühlen, gekachelten Verkaufsraum einen Treffpunkt und Begegnungsraum. Gruppen, die nicht unmittelbar auf vorhandene Räume im kirchlichen oder kommunalen Umfeld zurückgreifen können, sollen diesen nutzen – und das tun sie bereits mit großer Begeisterung. "Die Begegnungsstätte ist für ausdrücklich für alle gedacht, jung und alt, nicht nur für Flüchtlinge", betonte Hener im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten.

Die "Bauarbeiter" haben die alte Verkaufstheke der ehemaligen Metzgerei Schubert entfernt, für neue Fenster und Türen dicke Wände durchbrochen sowie die entsprechenden Rahmen eingesetzt. Es folgte die Verlegung von Kabeln für Steckdosen und Schalter sowie das Verputzen bei den neu eingesetzten Türen und Fenstern. Mittelpunkt der neuen Begegnungsstätte ist nun ein großer Mehrzweckraum, der sich für Verschiedenes eignet: Veranstaltungen für Geflüchtete und Mitglieder des AK Asyl, Familienfeiern, Geburtstage, Filmabende, Jugendtreffs und noch vieles mehr.

"Es läuft gut" – genauso knapp wie zufrieden zieht Hener nur wenige Wochen nach der offiziellen Eröffnung des Treffs eine erste Bilanz. Die Premiere Spielenachmittag sei sehr gut angenommen worden: "Wir haben mit dem Fördergeld ganz neue Spiele angeschafft und wollen die Menschen damit vom Fernseher weglocken". Man könne sich nebenher in der Küche einen Tee machen, Pizza aufbacken oder einfach nur Kekse mitbringen, so die Helferin.

Demnächst soll laut Hener ein "Nahstübchen" eröffnet werden. Eine gelernte Schneiderin habe sich das Angebot ausgedacht und werde kursähnliche Treffen für Anfänger und Fortgeschrittene anbieten. Auch die Dart-Initiative in der Begegnungsstätte ist ein Volltreffer, ebenso die "Kreativ-Oase" in Zusammenarbeit mit dem Althengstetter Familienzentrum, in der Kinder basteln. Ein weiteres Angebot sind Klangschalen-Meditationen.

Seit Kurzem bietet ein syrischer Flüchtling, der ausgebildeter IT-Fachmann ist, regelmäßig Internetkurse an. "Er tut das ehrenamtlich für seine Mitflüchtlinge, die meist nur am Handy mit dem Internet zu tun haben. Vor allem Ältere tun sich aber mit dem Surfen im weltweiten Netz am Computer schwer", so Hener. Jeweils sonntags bringe der Kursleiter drei Stunden lang seinen Schülern alles rund uns World Wide Web bei. Ganz nebenbei würden die Flüchtlinge ihre Sprachkenntnisse verbessern.

"Wir harren der Dinge, die da noch kommen", wirft Hener einen Blick in die Zukunft. Neue Ideen für den Treffpunkt seien willkommen. "Wir sind ganz offen, was die Nutzung der Räume angeht." Vorstellbar sei beispielsweise ein Lesecafé.