Mit Visionen für das Althengstetter Bahnhofsareal befassen sich die nächsten Monate Gemeinderat und Verwaltung. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Start der Vorplanung für Althengstetter Bahnhofsareal zugestimmt / Außerordentliche Sitzung mit Städteplaner

Ein Stück weit visionär sein und sich keinerlei Denkverbote auferlegen – so lautet die Aufgabe für Gemeinderat und Verwaltung in Althengstett, wenn es um die Zukunft des Bahnhofsareals geht.

Althengstett. Philipp Jourdan und Amei Fischer (Bündnis 90/Die Grünen) hatten einen Antrag auf Innenverdichtung "Am Gleis" gestellt mit dem Ziel, in diesem Quartier weiteren bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Nach deren Ansicht bietet das Gelände "jetzt die einmalige Chance für eine grundlegende städtebauliche Innenentwicklung rund um den Bahnhof", wie es in dem Antrag heißt. Als Ziel nannten Jourdan und Fischer die Überplanung des gesamten Gebiets "Am Gleis" zwischen Industriestraße, Stuttgarter Straße, Bahnstraße und Eugen-Zeyher-Straße, was über einen Wettbewerb erfolgen könne.

Parkhaus inklusive Elektro-Tankstellen

Erste Kontakte mit einem Städteplaner habe es von Seiten der Verwaltung bereits gegeben, sagte Bürgermeister Clemens Götz am Mittwochabend. Grundsätzlich stehe die Verwaltung dieser Innenverdichtung positiv gegenüber. Das Thema war bereits in nichtöffentlicher Sitzung des Technischen Ausschusses vorberaten worden, weil die Kommune nicht Eigentümer aller Grundstücke im betreffenden Areal ist. "Es ist unzweifelhaft, dass das Gelände überplant werden muss", betonte Götz.

Die Antragsteller brachten dafür einige Grundideen ein: Ein von der Industrie- und Bahnstraße befahrbares Parkhaus inklusive Elektro-Tankstellen mit mehreren Ebenen im "Bahnkörper" könnte laut Jourdan und Fischer Freiflächen für weitere Gebäude auch südlich des Gleises ermöglichen. Hierbei würde die geplante Parkfläche oberirdisch großteils entfallen. Die Möglichkeit der Erbpacht – wie beim Seniorenzentrum – oder die Umsetzung durch eine Wohnbaugenossenschaft müssten mit betrachtet werden.

Außerdem werden der Bau weiterer Gebäude im Umfang des Neubaus "Am Gleis 1" in gehobener Energiebauweise angeregt. Zudem solle der Anschluss an das vorhandene Nahwärmenetz geprüft werden. Es brauche auch ausreichend Solarflächen inklusive Speicher, auch zur Versorgung der Elektro-Tankstellen. "Die Erweiterungen auf angrenzende Bauflächen zum Beispiel Richtung ehemaliger Edeka-Filiale, seien einzubeziehen.

Das Gedankenspiel, die Gesamtfläche in vier Quadranten aufzuteilen (siehe "Info") und damit vier Entwicklungsabschnitte zu schaffen, ging dem ein oder anderen Gemeinderat bereits zu weit. Trotz des Hinweises, dass das Ratsgremium die Vorgaben für jeden einzelnen Abschnitt jederzeit umgestalten und auch darüber entscheiden kann, ob Flächen, die nicht im Eigentum der Kommune sind, bereits überplant werden sollen.

Sachkundige Einwohner sollen mitreden

Letztlich wurde bei einer Enthaltung von Rüdiger Klahm beschlossen, dass der Gemeinderat zur Überplanung des Bahndamms zwischen der Industrie- und Bahnstraße mit einem Planer die Entwicklungsmöglichkeiten auslotet. Die Unterteilung in Quadranten spielt, zumindest vorerst, keine Rolle mehr. Klahm hatte die Streichung dieser Punkte beantragt, was mehrheitlich auf Zustimmung bei den Ratskollegen stieß. Die Verwaltung soll nach dem Willen des Gremiums mit einem Städteplaner eine außerordentliche Sitzung organisieren. Dabei ist die Meinung sachkundiger Einwohner gefragt, die das Ratsgremium benennen kann und die mit Rederecht an der Sitzung teilnehmen.

Das Areal des Bahndamms liegt zentral zur Infrastruktur von Althengstett: Neben der Nähe zu den Kindertagesstätten, Grundschule, Gemeinschafts- und Realschule führen kurze Wege zum Hallenbad sowie zum Sportzentrum, in die Ortsmitte mit Dienstleistern und Geschäften, zum Einzelhandel, zum Rathaus sowie zum künftigen Halt der Hermann-Hesse-Bahn. Im Vorfeld des absehbaren Baus der Bahn sollen laut Verwaltung die Entwicklungsmöglichkeiten geprüft werden, bevor die Bahnlinie reaktiviert wird. Das Areal sei auf Altlasten untersucht und "gilt als unbedenklich", so Bürgermeister Clemens Götz. Da der Bahndamm aufgeschüttet wurde, sei davon auszugehen, dass Aushub als sogenanntes Z 2-Material mit einem gewissen Kostenaufwand (höher als natürliches Erdmaterial) entsorgt werden muss.

Die Verwaltung hatte folgende Unterteilung vorgeschlagen, die der Gemeinderat jedoch (vorerst) verwarf:

Quadrant 1: Wohnbebauung, für einen "Zwilling" des Gebäudes "Am Gleis" gibt es eine Baugenehmigung; das Gebäude könnte schnell und kostengünstig realisiert werden.

Quadrant 2: Stellplätze für den Haltepunkt der Hesse-Bahn, der Bedarf an Stellplätzen ist schwer voraussagbar. Potential für eine Vermehrung der Fläche besteht durch zusätzliche Parkdecks, die in die Höhe oder Tiefe gehen.

Quadrant 3: Der bestehende Grünstreifen gibt nicht das ganze Potential wieder, heißt es in der Beratungsvorlage. Durch die Hecke wird die Fläche zusätzlich optisch verkleinert. Trotzdem ist der Streifen relativ schmal.

Auch hier ist laut Vorschlag der Gemeindeverwaltung Wohnbebauung vorzusehen und das Parkierungsproblem zu berücksichtigen. Es existiert eine ältere Planung.

Quadrant 4: Gegenwärtig wird das Gelände gewerblich genutzt. Eine zeitliche Perspektive fehlt. Der Eigentümer beabsichtigt einen Verkauf an die Gemeinde, wenn die gewerbliche Nutzung an diesem Standort beendigt wird. Diese entspricht möglicherweise in wenigen Jahren nicht mehr dem Bedarf.