Bürgermeister Clemens Götz (links) und Revierförster Jürgen Martinek erweiterten die Baumallee im Unteren Wald um ein Gingko biloba-Exemplar.Foto: Tröger Foto: Schwarzwälder Bote

Baumallee: Gingko biloba im Unteren Wald gepflanzt / Seit Zeit der Saurier äußerst resistent gegen Pilze sowie Bakterien

Mittlerweile ein Ritual in Althengstett ist im Frühjahr die Pflanzung des von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung ausgerufenen Baum des Jahres.

Althengstett. So griffen vor Kurzem Bürgermeister Clemens Götz und Forstrevierleiter Jürgen Martinek wieder zur Schaufel, um der stattlichen Althengstetter "Allee Baum des Jahres" ein weiteres Exemplar hinzuzufügen. Die Anlage ist Teil eines rund drei Kilometer langen Rundwegs im Unteren Wald, der am Parkplatz der Firma Schnaufer beginnt und endet. Auf diesem Weg sind alle seit 1989 ausgerufenen Bäume des Jahres vertreten.

Baum des Jahres 2020 ist die "Gewöhnliche Robinie", lateinisch Robinia pseudoacacia. Aber – am ausgesuchten Pflanzplatz steht ein anderer Baum. Warum? "Wir werden hier einen Gingko biloba pflanzen, weil wir gegenüber auf der anderen Seite des Weges bereits eine stattliche Anpflanzung von Robinien haben", erklärt der Revierförster.

Auswahl nicht ohne Grund getroffen

Diese Robinien wachsen auf einer Fläche, auf der ein aus Kriegszeiten stammendes Munitionslager stand. Nach dessen Abriss lag das Areal brach. Im Untergrund befinden sich noch Fundamentreste und Bewehrungen. Diese zu entfernen, hätte eines hohen Aufwands bedurft. So hat man überlegt, welche Bäume mit so einem Untergrund klarkommen, und da fiel die Wahl auf die Robinien. Sie wachsen freudig und grundsätzlich krumm, kommen gut mit Trockenheit und Hitze klar. Mit ihrem ausgedehnten Wurzelwerk binden sie Stickstoff im Boden und eignen sich dank dieses Geflechts zur Bodensicherung an Steilhängen, auf Dämmen, an Böschungen oder offenen Sandflächen. Ihre auffällig tief gefurchte Borke sowie die zarten Fiederblätter sind leicht giftig. Sie blüht weiß mit bis zu 25 Zentimeter langen Blütentrauben und bildet im Herbst lange, schwarzbraune Hülsenfrucht-Schoten aus. Das krummgewachsene, sehr zähe und elastische Holz besitzt eine ungewöhnliche hohe Witterungsbeständigkeit – geschält ist es ungiftig und deshalb bestens geeignet für urige Kletter- und Spielgeräte. An der kleinen "Robinienplantage" im Unteren Wald haben die Althengstetter Forstarbeiter eine Info-Tafel angebracht, an der sich die Spaziergänger ab sofort über den Baum des Jahres 2020 informieren können.

"Auf den jetzt gepflanzten Gingko fiel unsere Wahl nicht zufällig." Martinek zeigt an der Pflanzgrube auf ein bereits vorhandenes Exemplar. "Diesen haben wir vor ein paar Jahren schon hier gepflanzt, aber irgendwie kümmert er vor sich hin." Der Gingko ist ein lebendes Fossil und ein Unikum – es gibt keine Verwandten der Art. Er ist die einzig überlebende Baumart, die es seit der Zeit der Saurier gibt. Natürliche Populationen gibt es nur noch auf einer kleinen Fläche in einer chinesischen Provinz. Es gibt weder Bakterien noch Pilze noch andere tierische Schädlinge, die dem Gingko etwas anhaben können.

Er ist sehr widerstandsfähig, was Trockenheit und Autoabgase angeht, weshalb er auch ein beliebter Stadtbaum ist. "Der Gingko ist zweihäusig, heißt: Es gibt männliche und weibliche Exemplare, was man allerdings erst unterscheiden kann, wenn er blüht", erläutert Martinek. Vielleicht ist das auch der Grund, warum das bisher im Unteren Wald gepflanzte Exemplar etwas "trauert", fügt er schmunzelnd an und konstatiert: "Jetzt bekommt er einen Kumpane, und wir hoffen, dass sie zusammen jetzt gut gedeihen."

Wie hoch der Ginkgo in der Welt der Bäume geschätzt wird, macht das außergewöhnliche Prädikat deutlich, das ihm zum Jahrtausendwechsel 2000 vom Kuratorium Baum des Jahres verliehen wurde: Als Mahnmal für Umweltschutz und Frieden wurde der Ginkgo zum "Baum des Jahrtausends" ausgerufen.