Vom "Bazillus Magicus" infiziert: Johannes Engler begeistert seit rund 25 Jahren sein Publikum als mittelalterlicher Gaukler und Zauberer. Foto: Arnold Foto: Schwarzwälder-Bote

Johannes Engler als Gaukler und Zauberer unterwegs

Von Marion Selent-Witowski

Althengstett-Ottenbronn. Acht Monate im Jahr wird Johannes Engler von Freitag bis Sonntag ein anderer Mensch und entführt sein Publikum in eine geheimnisvolle Scheinwelt. Der 65-jährige Ottenbronner arbeitet dann als mittelalterlicher Gaukler und Zauberer. Dafür hat er seinen Beruf an den Nagel gehängt.

Engler träumte in jungen Jahren eigentlich davon, Schiffskoch zu werden, machte dann aber eine Lehre als Fliesenleger, arbeitete später rund zweieinhalb Jahre als Polizist und war zuletzt Berufsfeuerwehrmann. Die Begeisterung für das Zaubern flammte bereits vor langer Zeit in ihm auf. "Ich zeige seit 25 Jahren meine Tricks auf der Bühne und bin seit etwa 15 Jahren als Gaukler auf der Straße", erzählt er. Nicht nur das Publikum erlebt stets magische Momente mit ihm, sondern der Ottenbronner, längst besser unter dem Namen "Schabbernax" bekannt, hatte in all den Jahren unvergessliche, zauberhaft-anrührende Erlebnisse. Seine Zaubererkollegen haben ihm wegen einiger spezieller Tricks den Beinamen "Schwäbischer Seilepapst" gegeben. Das Hobby wurde schließlich zum Beruf des Ottenbronners, der mit 57 Jahren in den Vorruhestand ging.

"1991 belegte ich an der Volkshochschule einen Zauberkurs", erinnert sich Engler. Seither sei er mit dem "Bazillus Magicus" infiziert, den er bis heute nicht mehr losgeworden sei. Seinen ersten großen Auftritt hatte er ein Jahr später bei der Personalversammlung der Stadt Calw in der Aula. Seine Tätigkeit als Zauberlehrer begann Engler 1995 im Haus der Familie in Sindelfingen. Es folgten die Volkshochschulen in Nagold und Calw mit Außenstellen, später die in Bad Wildbad und Dobel.

Vor 16 Jahren kam die Gauklerei hinzu. Gleichgesinnte führte der Ottenbronner 1998 zusammen, als er mit Kollegen den Stammtisch "Sindelfinger Zaubersterne" ins Leben rief. Im März 2002 legte der 65-Jährige nach vier Gästeabenden – in der Regel dauert die Wartezeit zum Aufnahmetest mindestens 24 bis 36 Monate – seine Prüfung beim Magischen Zirkel von Deutschland ab. "Mein Pate war dabei kein geringerer als Tony Lackner aus München", erzählt Engler nicht ohne Stolz. Lackner, der 2009 im Alter 86-jährig starb, wurde auch unter seinem Künstlernamen Latony als Hersteller qualitativ hochwertiger Zauberutensilien bekannt.

Nie vergessen wird Engler, wie er 2001 bei einem Zaubererwettbewerb in Bregenz für den Wiener "Zauberkistlball 2002" von der Bühne weg als Vertreter Deutschlands unter zahlreichen Profis gebucht wurde.

Es sind aber auch die kleinen Momente, die ihm im Gedächtnis haften blieben wie etwa ein fünfjähriger Junge, der "Schabbernax" vor dessen Auftritt Kekse gebacken hatte und sie ihm persönlich auf die Bühne brachte.

Engler gehört außerdem zum erlesenen Kreis der Weltrekordhalter. Zur Feier seines 100-jährigen Bestehens hat der Magische Zirkel einen solchen Rekordversuch gestartet. 106 Zauberer haben in Tübingen im März 2012 einen magischen Weltrekord aufgestellt und damit den Eintrag ins Guinness-Buch der Rekorde geschafft. Alle 106 traten unter dem Motto "100 Zauberer in 100 Minuten" in einer Show auf – darunter Engler. Damit überboten die Künstler den bisherigen Rekord von 62 Akteuren in einer Vorstellung, der etwa zwei Jahre zuvor in Italien aufgestellt worden war.

Von April bis November ist der passionierte Unterhalter auf Mittelalter- sowie Gauklermärkten im In- und Ausland unterwegs. "Jedes Jahr lege ich 15 000 bis 20 000 Kilometer zurück", erzählt Engler. Mindestens noch fünf weitere Jahre will er das machen. "Ich glaube aber, dass ich dann immer noch nicht aufhören kann", sagt er verschmitzt und denkt bereits daran, seine Erlebnisse in einem Buch zusammenzufassen.

Dass er durchaus auch als Schiffskoch hätte taugen können, beweist der 65-Jährige übrigens regelmäßig beim Mittagstisch des Althengstetter Seniorenrats. Er ist Mitglied des Vereins und schwingt mit dem übrigen Küchenteam gerne den Kochlöffel – ganz und gar ohne Hang zu fantastischen Tricksereien, sondern für ein schmackhaftes Menü.