Im Lernbüro können die Gemeinschaftsschüler selbstständig arbeiten. Dies demonstrierten Schulleiter Hartmut Weber, Lehrerin Antonia Ginter und Mutter Karine Drengk (von links). Foto: Bausch

Eltern nehmen Informationsabend über Gemeinschaftsschule dankbar an. Nicht Schwächen stehen im Mittelpunkt.

Althengstett - In welche Schule soll ich mein Kind schicken? Diese Frage beschäftigt die Eltern immer wieder. Während die traditionellen Schularten allgemein bekannt sind, ist das Wissen über die Arbeitsweise und das Ziel der Gemeinschaftsschule noch weithin im Dunkeln.

So war es kein Wunder, dass die Aula des Althengstetter Schulzentrums gut gefüllt war, als die Grund- und Werkrealschule (GWRS) Althengstett zu einem umfassenden Informationsabend über diese neue Schulart eingeladen hatte. Die Erziehungsberechtigten bekamen dabei vieles zu hören, was ihnen gefiel: In der Gemeinschaftsschule sind nur zehn bis zwölf Schüler in einer Klasse. Sie werden individuell nach ihrer Leistungsfähigkeit und ihrem Arbeitstempo gefördert. "Es wird zunächst der Wissensstand bei dem zu behandelnden Thema ermittelt, und danach wird das Leistungsniveau für diese Einheit festgelegt", berichtete Konrektorin Elke Ruf.

Die Arbeitsweise wird jeweils mit einem Lerncoach besprochen. Der Schüler kann anhand von Checklisten seinen momentanen Leistungsstand selbst ermitteln. Auf die Frage in Bezug auf mögliche Schulabschlüsse, erläuterte Studiendirektor Josef Schuhmacher für die Beruflichen Gymnasium Calw, dass dort Gemeinschaftsschüler anschließend das Abitur erreichen können.

"Wir wollen mit Ihren Kindern keine Experimente machen. Das neue Konzept ist in vielen Schulen schon erfolgreich erprobt worden", unter- strich GWRS-Rektor Hartmut Weber.

Für das konzentrierte eigenständige Lernen wurden inzwischen bauliche Veränderungen so vorgenommen, dass jeder Schüler einen eigenen Arbeitsplatz hat. Wie Ruf ausführte, ändert sich durch die neue Schulart auch die Funktion des Lehrers. Der Pädagoge ist weniger Unterrichtender, sondern Berater und Förderer der individuellen Möglichkeiten der einzelnen Schüler.

In der Althengstetter Schule bestehen bereits beste Voraussetzungen und Erfahrungen mit der neuen Schulart. Bereits seit Januar werden die Sechstklässler und jetzt auch die neuen Fünftklässler nach dem Lehrplan der Gemeinschaftsschule unterrichtet. Die Schule und der Träger rechnen fest damit, dass sie mit Beginn des neuen Schuljahres die Genehmigung für die Gemeinschaftsschule erhalten, zumal die Voraussetzungen dafür schon erfüllt sind.

Weiter wurde an diesem Abend deutlich, dass die Schüler nach der neuen Methode nicht mehr auf ihre Defizite, sondern auf ihre Stärken aufmerksam gemacht und in diesen besonders gefördert werden. Der Schuldruck fällt für die Schüler weitgehend weg, und ihre Eltern werden entlastet, da alles in der Schule erledigt wird und es keine Hausaufgaben mehr gibt. Auch die herkömmlichen Noten entfallen.

In der Ganztagsschule mit Mittagessen gibt es auch Ruhe- und Vertiefungsphasen, sportliche Aktivitäten sowie Spiele und kreatives Arbeiten. "Die Schwerpunkte des Lernens verschieben sich vom Was auf das Wie. Es darf kein Schüler verloren gehen", unterstrich Ruf. Durch diese Art zu arbeiten würden Selbstverantwortung und Persönlichkeit gestärkt. "Die Stigmatisierung vieler Kinder hört in der Gemeinschaftsschule endlich auf", unterstrich Lehrerin Heike Spang-Vollmer.

"Ich finde es bemerkenswert, mit wie viel Engagement hier gearbeitet wird. Wahrscheinlich werde ich meine Tochter auf diese Schule schicken", berichtete Mutter Karine Drengk.