An den Angeboten in den Althengstetter Kindertageseinrichtungen haben nicht nur die Jungen und Mädchen ihren Spaß, sondern auch ihre Eltern, die dort die optimale Betreuungsform finden können. Foto: Schwarzwälder-Bote

Althengstett gibt in diesem Jahr rund 1,93 Millionen Euro für Kindertagesbetreuung aus / Nachbargemeinde Simmozheim will sich sputen

Von Marion Selent-Witowski

Althengstett. Als vorbildlich gilt das Kinderbetreuungsangebot in Althengstett. Rund 1,93 Millionen Euro will die Kommune in diesem Jahr dafür ausgeben – der dickste Brocken im Verwaltungshaushalt.

Dem stehen Einnahmen von 750 000 Euro über Gebühren und Kindergartenlastenausgleich gegenüber. Eltern haben die Möglichkeit, ihren Sprössling nach dem ersten Geburtstag in die Kleinkindgruppe und ab zweidreiviertel Jahren in die Kindergartengruppe zu geben. Bis 2013 soll schrittweise für bundesweit durchschnittlich 35 Prozent der Kinder unter drei Jahren ein Betreuungsangebot in einer Tageseinrichtung oder in der Kindertagespflege aufgebaut werden. Ein Rechtsanspruch auf frühkindliche Förderung in einer Tageseinrichtung oder in Kindertagespflege soll für Jungen und Mädchen ab dem vollendeten ersten Lebensjahr zum 1. August 2013 eingeführt werden. So lange wollte man in Althengstett aber nicht warten. In der Gesamtgemeinde gibt es derzeit 149 Kinder im Alter von ein bis drei Jahren. 34 davon werden in den entsprechenden Gruppen betreut. Rechnet man die Betreuungsplätze bei Tageseltern (sechs Kinder) hinzu, entspricht dies einer Betreuungsquote von 27 Prozent. Bei 35 Prozent wären es 52 Jungen und Mädchen.

Die Kleinkindgruppen im Kindergarten Jahnstraße in Althengstett sind mit jeweils zehn Jungen und Mädchen sehr gut belegt, wie Gesamtkindergartenleiterin Charlotte Weik unlängst im Gemeinderat berichtete. Die Nachfrage nach Plätzen nehme zu. Ab September könne nicht mehr allen Eltern, die Bedarf haben, ein Platz sicher zugesagt werden.

Schon jetzt sei es notwendig, die wöchentlich zwölf Betreuungsstunden in Ottenbronn auf 30 Wochenstunden zu erhöhen. Ein Angebot in Neuhengstett wäre für die Gesamtgemeinde zentraler, so Weik. Unter anderem durch den Ausbau der Kleinkindbetreuung sei bereits der Fachkräftemangel bei Erzieherinnen deutlich spürbar. Schon heute blieben mancherorts Stellen unbesetzt. Von den Vertrags- und Arbeitsbedingungen würdigen künftige Neueinstellungen abhängen.

Auch in der Nachbargemeinde Gechingen ist die Kleinkindbetreuung längst von einem Pilot- zum Erfolgsmodell geworden. Derzeit sind alle zwölf Plätze im Kindergarten "Zauberwald" belegt. Ähnlich verhält es sich in Ostelsheim. Die Kleinkindbetreuung wurde im Kindergarten "Kunterbunt" Anfang 2009 mit einer Spielgruppe gestartet. Seit September 2009 gibt es eine Kleinkindbetreuungsgruppe.

Aufgrund der großen Nachfrage wurde diese im Januar in eine Kleinkindbetreuungs-gruppe mit verlängerter Öffnungszeit umgewandelt. Das Angebot ist flexibel, denn für Eltern mit geringerem Betreuungsbedarf gibt es eine Spielgruppe an drei Wochentagen mit einer Betreuungszeit von fünf Stunden.

Schlusslicht in Sachen Kleinkindbetreuung ist innerhalb des Gemeindeverwaltungsverbands Althengstett und auch kreisweit Simmozheim. Die Kommune bietet bislang keine Krippenplätze an, will sich jetzt aber sputen, wie der Gemeinderat im Februar beschlossen hat. Er sprach sich für einen Anbau an den Kindergarten "Max & Moritz" aus. Zwei Architekten sollen sich in einer Art Wettbewerb mit Varianten befassen, die 15 und 20 Krippenplätze berücksichtigen sowie ein Raumkonzept für den Fall vorsehen, dass in der genannten Einrichtung ein Gruppenraum frei wird. Das Bauvorhaben soll bis 2012 umgesetzt werden und nach derzeitigem Stand mehr als eine halbe Million Euro kosten.

u Althengstett: Fronäckerstraße, Kindergarten; Jahnstraße, Kindergarten und Betreuung für Kinder unter drei Jahren; Nordstraße, Kindergarten und Ganztagesbetreuung mit Mittagessen (von 7 bis 17 Uhr)

u Neuhengstett: evangelischer Kindergarten und Betreuung von Schulkindern im Rahmen der verlässlichen Grundschule

u Ottenbronn: Kindergarten sowie Betreuung von Jungen und Mädchen unter drei Jahren

Die Gemeinde zahlt außerdem einen Zuschuss an Eltern, die ihr(e) Kind(er) durch Tageseltern betreuen lassen. Ausbildungskosten von Tageseltern, die ein oder mehrere Kinder im Alter von ein bis zehn Jahren betreuen, werden anteilig von der Gemeinde übernommen. Mutter-Kind-Gruppen werden durch einen finanziellen Zuschuss und einen Gutschein, der zur Einladung einer Erzieherin berechtigt, unterstützt.

Von Marion Selent-Witowski

Art und Umfang der Kinderbetreuung ist längst auch für die Gäugemeinden ein knallharter Standortfaktor. Junge Familien erkundigen sich nach den Grundstückspreisen und fast im selben Atemzug nach Betreuungsmöglichkeiten für Kinder, bevor sie sich für einen Wohnort entscheiden. Über Neubürger darf sich die Kommune freuen, in der das Betreuungsangebot für Eltern und junge Paare, die Nachwuchs planen, optimal ist. Vergleicht man die Einrichtungen miteinander, klafft die Schere zwischen Althengstett und Simmozheim weit auseinander. Während in Ersterer in diesem Jahr rund 1,93 Millionen Euro für die Kindertageseinrichtungen ausgegeben werden, bietet Letztere als einzige Kommune im Kreis bislang keine Krippenplätze an – ein klarer Nachteil gegenüber Althengstett, Gechingen und Ostelsheim, die bei der Kinderbetreuung gut ausgestattet sind.