Beim Homeschooling stand bislang längst nicht jedem Schüler von GMS und Realschule die geeignete digitale Ausrüstung zur Verfügung. Foto: © fizkes – stock.adobe.com

Bildung: Althengstetter Schulträger wartet nicht auf Geld aus Fördertopf und geht bei Anschaffung von Laptops in Vorleistung

Wenn Schule und Träger gut zusammenarbeiten, kann das mehr als von Vorteil sein. Das zeigt sich jetzt am Althengstetter Schulzentrum, wo man nicht warten will, bis der Digitalpakt Wirkung zeigt, sondern den Schülern unbürokratisch unter die Arme greift.

Althengstett. "Der Digitalpakt ist ein umfangreicher Prozess", äußern sich Elke Ruf, Leiterin der Althengstetter Gemeinschaftsschule (GMS), und ihr Stellvertreter Pascal Linzner im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Um an Geld aus dem Fördertopf zu kommen, "muss der Ball ständig hin und her gespielt werden". Zuerst müsse der Medienentwicklungsplan, der die Anpassung und Erweiterung der Medienausstattung sowie die sinnvolle Integration der Medien in den Unterricht beinhaltet, entworfen werden und dann zur Prüfung ans Kreismedienzentrum gegeben werden. Erst nach dessen Rückmeldung kann dann laut Linzner das "Go", also das Ja zur Förderung, über einen Antrag von der LB-Bank erfolgen. "Das ist eine mühselige Sache", sagen Linzner und Ruf.

Um in Zeiten des Homeschoolings Schülern so schnell wie möglich bei der medialen Ausstattung unterstützen zu können, hat sich die Gemeinde Althengstett als Träger des Schulzentrum entschlossen, in Vorleistung zu gehen und 15 Laptops sowie zehn Drucker für die GMS angeschafft, für die benachbarte Realschule ebenfalls 15 Laptops, von denen derzeit neun bereits in Schülerhand sind.

Linzner ist erst seit Kurzem stellvertretender GMS-Leiter. Schwerpunkt seines Studiums an der Pädagogischen Hochschule Weingarten waren die Fächer Technik und Informatik. Der 35-Jährige unterrichtet seit 2013 vorwiegend die Schüler der Sekundarstufe, also Klasse fünf bis 10. Linzner hat sich an der GMS in den vergangenen Jahren um das Netzwerk und Geräte gekümmert. In Zeiten des Homeschoolings ist er bei Schülern, Eltern und Kollegen ein gefragter Mann. Kaum ein Tag vergeht ohne technische Fragen an den Lehrer. Die Unterstützung Linzners beim pädagogisch-technischen Konzept und der Medienausstattung für die GMS kommt also gerade recht.

In zwei Tagen sind 85 Prozent online

"Das war eine ganz schöne Herausforderung", blickt die Schulleiterin auf die Anfänge der Corona-Krise und die damit verbundene Schulschließung. "Wir wurden da von heute auf morgen reingeworfen, haben es aber innerhalb von zwei Tagen geschafft, 85 Prozent unserer Schüler online zu bekommen." Ruf berichtet begeistert von den Lernvideos und kompletten Unterrichtsstunden, die ihre Kollegen für die Schüler produziert haben. Digital zu unterrichten und die entsprechenden Medien einzusetzen, sei dabei keine Frage das Alters: 60-jährige Kollegen seien mit genauso viel Elan und Begeisterung bei der Sache wie die 30-Jährigen. Es sei ein 60-seitiger Leitfaden für die neue Art des Lernens entworfen worden. "Der wurde auch ins Arabische übersetzt für Schüler mit Migrationshintergrund", sagt Ruf.

Elternbeiratssitzungen ebenfalls nur virtuell

Es werde erläutert, wie man einen digitalen Kurs erstelle und "wie man die Schüler dort hinbringt". Jeder Kollege habe in Sachen Digitalunterricht inzwischen herausgefunden, was für seine Klasse wichtig und richtig ist.

Inzwischen haben sich die Pädagogen der GMS auch an die Online-Gesamtkonferenz gewöhnt, an der dann auch die Kollegen zu Hause, die eine weitere Anfahrt hätten, teilnehmen können. "Auch die jüngsten Elternbeiratssitzungen waren digital. Das hat gut geklappt", sagt Ruf. "Corona hat nicht nur Negatives, sondern ist für uns so etwas wie ein digitaler Katalysator", äußert sich Linzner.

Alle Gebäude, auch die Schulaußenstellen in Neuhengstett und Ottenbronn, sollen laut Linzner eine WLAN-Anbindung bekommen. "Außerdem ist ein Beamer und Drucker für jedes Klassenzimmer vorgesehen." Langfristig denke man auch an die Anschaffung von Tablets für den Unterricht. "Künftig wird es ein digitales Klassenbuch geben", kündigen Ruf und ihr Stellvertreter an.

Über die derzeitigen Leistungen vor allem der Fünft- und Sechstklässler nach wochenlangem Homeschooling staunen die beiden Pädagogen: "Sie haben ein erstaunliches Wissen". Schüler wegen der verpassten Stoffes und der zu geringen Lernfortschritte jetzt ein Schuljahr wiederholen zu lassen, halten Ruf und Linzner für wenig sinnvoll. "Wir sitzen alle in einem Boot. Die Jungen und Mädchen werden von uns da abgeholt, wo sie stehen".